Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2013
/ Ausgabe: 14-November-gsw.pdf
- S.18
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
- 839 -
der war ein massiver Gegner. Die Leute
waren im Jahr 1940 verunsichert. Sie wussten nicht, ob Hitler beseitigt werden kann.
Es stellten sich Fragen wie "Haben wir dann
einen Bürgerkrieg? Haben wir unrecht, hat
er unrecht?" Die Menschen waren verunsichert. Sie waren in einem Gewissenskonflikt. Sie wussten zu diesem Zeitpunkt nicht,
was kommt, und ich spreche immer noch
vom Jahr 1940 und Sepp Tanzer.
Bitte ziehen Sie diesen Aspekt schon auch
in Betracht. Was ich mir nicht wünsche ist,
dass jetzt hier Tote vor ein Tribunal gezerrt
werden. Tote, die sich nicht mehr wehren
können. Denn ein Verbrechen konnte Tanzer nicht nachgewiesen werden. Das habe
ich dem Artikel der Tageszeitung entnehmen können!
Er hat den Marsch komponiert und er mag
ein Anhänger des Nationalsozialismus gewesen sein. Nach dem Krieg hatte ich nicht
mehr diesen Eindruck. Er wurde aber ebenfalls zur Rechenschaft gezogen. Es wurde,
glaube ich, ein Berufsverbot über ihn verhängt. Man hat ihn ja nicht übergangen. So
war das ja nicht, wie es jetzt hier dargestellt
wird. Er hat aber niemanden in ein Konzentrationslager gebracht. Er hat niemanden ins
Gefängnis gebracht. Er hat keinen vernadert. Das hat er alles nicht getan.
Also da muss man schon aufpassen. Manche dieser Leute haben nach dem Krieg
auch Gutes an dieser Gesellschaft getan.
Wir möchten nicht haben, dass wir zurückfallen in die Zeit des Nachmittelalters. Es
kommt mir nämlich schon langsam so vor!
In Wien, am Zentralfriedhof hat man ja den
Versuch unternommen, den toten Jagdflieger auszugraben. Da seid Ihr nur an der
Genfer Konvention gescheitert. Denn ein
Soldatengrab steht unter internationalem
Schutz.
davor! Aber sich alle Strukturen zerstören
zu lassen und die Gesellschaft zu spalten,
das wollen wir nicht. Dem werden wir entgegentreten.
StR Gruber: Dieses Thema wurde jetzt von
verschiedenen Seiten beleuchtet. Ich versuche, hier zusammenzufassen und einige
Schlaglichter auf das zu werfen, was uns
und mir aus christlich-sozialer Sicht, aus
Sicht der Innsbrucker Volkspartei (ÖVP)
wichtig ist.
Die Gedenkfeiern zur Pogromnacht waren
wirklich ein Zeichen dessen, dass die Stadt
Innsbruck in der Erinnerungskultur voranschreitet. Das im positiven Sinne, denn ich
glaube, dass mit den verschiedensten Veranstaltungen, die es dort gegeben hat, ein
breites Spektrum der Gesellschaft dargestellt wurde. Das zeigt, dass wir mit solchen
Ereignissen nichts zu tun haben wollen,
weder in der Vergangenheit noch in der
Zukunft.
Ich war mit Dr.in Braito beim Denkmal in der
Rossau. Das hat mich am meisten beeindruckt. Wir haben also auch im christlichsozialen Lager hier verschiedene Veranstaltungen organisiert. Da ist mir etwas aufgefallen, was wir in einer der nächsten Sitzungen des Gemeinderats auch als Antrag einbringen möchten.
Wir werden beantragen, das Denkmal dort
entsprechend zu adaptieren, denn der Text
ist noch aus den 1970er Jahren. Nachdem
was wir heute wissen, ist er historisch vielleicht nicht mehr entsprechend. Vielleicht
gibt es ja die Möglichkeit, dass wir dieses
Denkmal an das Konzentrationslager, das in
der Reichenau bestand, angliedern und
jungen und alten Menschen zugänglich machen. Das, damit diese Zeit auch historisch
aufgearbeitet werden kann.
Das letzte Mal, als so etwas passiert ist, das
war in der Zeit nach dem Mittelalter. Im
Jahr 1661 hat man in Westminster Oliver
Cromwell ausgegraben, das Skelett enthauptet und den Kopf auf einen Pfahl gesteckt.
GRin Mag.a Schwarzl hat unseren Umgang
mit dem Thema Heimerziehung in der Stadt
Innsbruck erwähnt, auch die Aberkennung
von Ehrenzeichen und entsprechenden
Würdigungen. Gerade im Bereich der Heimerziehung habe ich ja damals auch federführend mitwirken dürfen.
Eine solche Gesellschaft möchte ich nicht
haben. Ich erwarte hier einen verantwortungsvollen Umgang mit der Geschichte.
Dieser stellen wir uns jederzeit. Das ist gar
keine Frage. Wir fürchten uns auch nicht
Ich glaube, das waren richtige Schritte in
der Erinnerungskultur. Es waren auch richtige Schritte im historischen Kontext, für
viele, die heute noch unter uns sind und
davon direkt in einer sehr radikalen Art und
GR-Sitzung 21.11.2013