Gemeinderatsprotokolle seit 2002

Jahr: 2006

/ Ausgabe: 2006_03-Maerz.pdf

- S.57

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Erlauben Sie mir abschließend noch ein
Wort: Wenn man sich zum Beispiel das
Helblinghaus in der Innsbrucker Altstadt,
das heute ein schützenswertes Haus ist,
ansieht und versuchen würde, ein solches
Haus in der heutigen Zeit zu bauen, dann
wäre es wahrscheinlich nie errichtet
worden. Damit will ich sagen, dass man
bei allem sorgsamen Umgang ein
gewisses Maß an Veränderung zulassen
muss. Veränderung bedeutet auch leben
und das brauchen wir für die Entwicklung
der Innsbrucker Innenstadt. (Beifall von
Seiten der Fraktion "Für Innsbruck")
GR Mag. Dr. Hörmann: Ich habe an sich
nicht vorgehabt zur Causa MariaTheresien-Straße und zur Fassade des
Kaufhauses Tyrol etwas zu sagen, aber
die Diskussion hat mich doch dazu
bewogen. Es wird im Gemeinderat - nicht
nur im Gemeinderat - eine Diskussion mit
Argumenten geführt, die ich schon öfters
und sehr lange gehört habe.
Ich darf schon behaupten dass ich in
Bezug auf Architektur und bauliche
Gegebenheiten in Innsbruck relativ gut
bewandert bin. Das ist ein Gebiet, welches
mich ausgesprochen interessiert. Daher
kenne ich die Argumentation "Alt" - "Neu"
bzw. "Neu" oder "Alt" seit ich denken kann.
Es verwundert mich immer wieder, dass
sich die Argumente auch innerhalb von
dreißig Jahren nicht geändert haben.
Zunächst aber zu den Vorwürfen, die zum
Verhalten des Sachverständigenbeirats
nach dem Stadtkern- und Ortsbildschutzgesetz (SOG) und des Bundesdenkmalamtes vorgetragen wurde. Es ist eine
Tatsache, dass in der Ausschreibung der
Abriss dieser drei Häuser durchaus für
möglich erachtet wird. Auch ist klar, dass
das - wie auch immer - eine nachhaltige
Veränderung der Maria-Theresien-Straße
bedeutet.
Ich denke, es ist der Job der zuständigen
Organe des Sachverständigenbeirats nach
dem Stadtkern- und Ortsbildschutzgesetz
(SOG) und des Bundesdenkmalamtes,
diesbezüglich Bedenken zu äußern. Das
ist deren Aufgabe und deren Job und den
haben sie auch zu vertreten. Um ein
drastisches Beispiel zu nennen, es ist ja
auch nicht so, dass ein Polizist auf der
Seite der Verbrecher steht. Es ist so, dass
GR-Sitzung 30.3.2006

man die Anliegen des Denkmalschutzes
und auch des alten Baubestandes zu
gewährleisten hat. Das ist deren Job und
diesem haben sie nachzufolgen.
Dass die Fassaden so bleiben wie sie
sind, ist nicht Gegenstand der Debatte. Es
ist selbstverständlich so, dass ein Wettbewerb vorgesehen ist, um die Fassaden
entsprechend attraktiv zu gestalten und
dem Kaufhaus Tyrol einen entsprechenden Eingangsbereich zu schaffen.
In erster Linie geht es darum, dass der
Abriss dieser drei Häuser von den
zuständigen Fachleuten verteidigt wird.
Auch Leute die im Bundesdenkmalamt
und im Sachverständigenbeirat nach dem
Stadtkern- und Ortsbildschutzgesetz
(SOG) sitzen, sind Fachleute. Das muss
man meines Erachtens betonen, weil so
getan wird, als wären das alles dumme
rückständige Leute, was ganz bestimmt
nicht der Fall ist. Es ist auch nicht so,
dass, wer sich für die Vergangenheit
interessiert, in der Vergangenheit lebt.
Auch das möchte ich einmal ganz
dezidiert feststellen.
Es wird immer mit den Potemkinschen
Dörfern argumentiert. Hier darf ich eine
historische Richtigstellung anmerken: Die
Potemkinschen Dörfer waren nicht so, wie
sie im Gemeinderat geschildert werden,
denn diese wurden sehr wohl gebaut. Das
nur zur Richtigstellung dieses Begriffes!
Außerdem ist es so - wenn man von dem
Ausdruck Potemkinsches Dorf ausgeht -,
wenn man das konsequent und ehrlich
nachverfolgt, man praktisch die ganze
Stadt niederreißen muss, weil sich hinter
jeder Fassade in Innsbruck moderne
Räumlichkeiten und moderne Geschäfte
befinden. Es ist richtig so, da man sich
zeitgemäß anpassen und modernisieren
muss. Jeder hat eine gewisse Art der
Lebensqualität, die man im 21. Jahrhundert erwarten müsste. Deshalb ist dieses
Argument in meinen Augen ein an sich
eher dummes Argument.
Zu den Glasfassaden: StR Dr. PokornyReitter hat ausgesprochen Recht, dass
Glasfassaden natürlich wunderschön
widerspiegeln. Also gerade die Fassade
des Rathauses spiegelt wunderbar die
Jugendstilhäuser wider, und das ist ein
herrlicher Anblick. Das wäre natürlich in