Gemeinderatsprotokolle seit 2002

Jahr: 2007

/ Ausgabe: 2007_02-Feber.pdf

- S.80

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- 144 -

ausreichende Sprachkenntnisse, dass sie
den regulären Unterricht mitverfolgen
können und durchaus auch erfolgreich
sind.

gehen und sagen, dass es in Ordnung ist,
dass ihre Kinder trotz ausreichender
Sprachkenntnisse lieber in einer eigenen
Klasse untergebracht werden?

Es geht auch nicht um die Kritik. Ich habe
Kontakt mit den Eltern dieser Schulklasse,
die mir bestätigen, wie rührend und wie
engagiert und auch überzeugt diese zwei
Lehrerinnen dort sind. Es geht nur darum,
dass die Leute Sorge haben. Hier brauchen wir uns nichts vormachen. Alle, die in
irgendeiner Form mit Bildung und Schulen
zu tun haben, wissen, dass nicht nur in
Neu-Arzl, im Stadtteil Saggen, wo ein geringerer Teil von zugewanderten Menschen leben, in Hötting oder in Hötting-West usw. die Eltern jährlich vor der
Schuleinschreibung mit diesem Anliegen
kommen und bitten, ihr Kind nicht in eine
Klasse zu geben, wo mehr Migrantenkinder sind, da sie fürchten, dass die
Gesamtqualität leiden könnte.

Wenn wir nicht die entsprechenden
Signale setzen, wer garantiert uns, dass
nicht morgen oder im nächsten Jahr eine
andere Schuldirektion das fortsetzt?
Bedauerlicherweise ist unser Bildungssystem im internationalen Vergleich nicht das
Beste, weil bereits in der ersten Hauptschule über diese Leistungsklassen sehr
viele Kinder aus sozial schwachen
Familien - hier geht es nicht um Migratinnen- bzw. Migrantenkinder - in der dritten
Leistungsstufe landen und de facto daher
schon eine Trennung erfolgt.

Wir können doch auch auf Expertinnenbzw. Expertenmeinungen vertrauen, die
besagen, dass eine Qualitätsminderung
nicht zwingend ist. Sollte es irgendwo eine
Minderung der Unterrichtsqualität bedeuten, so haben wir doch über die Schulautonomie Instrumentarien bzw. Stützkräfte
zur Verfügung, die durchaus in der Lage
sind, ein ausreichend gutes Niveau
beizubehalten.
Der Grund, warum ich diesen Antrag
einbringe ist, weil ich weiß, dass es in
jedem Stadtteil von Innsbruck immer
wieder Bemühungen und Bestrebungen
gibt, dies so zu forcieren, nämlich zu
schauen, dass ja nicht zu viele Migrantinnen- bzw. Migrantenkinder in der Klasse
sitzen. Dies ohne Rücksicht darauf, dass
es oftmals keine Sprachdefizite gibt. Diese
Kinder waren sogar zum Großteil in
Krabbelstuben, mehrjährig in Kindergärten
und haben ausgezeichnete Deutschkenntnisse. Das geht in der ganzen Debatte
irgendwie unter.
Es hat mich sehr gefreut, dass Kontakte
zu Migrantinnen- bzw. Migrantenvereinen
gepflegt werden. Das freut mich wirklich,
weil ich finde, dass man nur so die
entsprechende Sensibilität bekommt. Mit
welchen Begründungen wird man vor der
nächsten Gemeinderatswahl in die
Migrantinnen- bzw. Migrantenvereine
GR-Sitzung 22.2.2007

Mich macht es extrem betroffen, dass
diese Trennung bereits in der Volksschule
beginnt. Deshalb halte ich es für wahnsinnig wichtig, hier Signale zu setzen und zu
sagen, dass wir das nicht wollen. Unsere
Vision einer Gesellschaft ist jene, die den
europäischen Werten der Gleichberechtigung und der Chancengleichheit entspricht. (Beifall)
GR Grünbacher: Ich möchte zu Beginn
mit einer Legende aufräumen, dass
automatisch Migrationshintergrund
gleichbedeutend mit genereller Sprachschwäche ist. Das stimmt einfach nicht. Es
gibt Kinder mit Migrantenhintergrund, bei
denen man hinsichtlich der Sprache
keinen Unterschied zu den hier Geborenen feststellen kann. Diese Kinder sind ja
auch hier geboren. Nur, weil sie einen
Namen haben, der anders als unsere
Namen klingt, werden sie automatisch in
ein "Schachtele" gesteckt.
GR Kaufmann und ich wissen, dass das,
was jetzt im Olympischen Dorf passiert, in
fünf bzw. sechs Jahren in ganz Innsbruck
der Fall sein wird. Das Olympische Dorf
hat einen abgeschlossenen Charakter,
aber das hat nichts mit der Besiedelungspolitik der städtischen Wohnungen,
sondern vielmehr mit der Vermietungspolitik der Eigentümer zu tun. Im Olympischen
Dorf gibt es einen viel höheren Anteil von
vermieteten Eigentumswohnungen an
Migrantinnen bzw. Migranten.
(Bgm. Zach: Wir haben beides.)