Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2007
/ Ausgabe: 2007_04-April.pdf
- S.53
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Ich behaupte, dass es nicht nur diese eine
Tiroler Tradition, sondern viele Traditionen
gibt. Wenn man mich fragt, warum Tirol
meine Heimat ist, werde ich nicht sagen,
weil es den Andreas Hofer und diese
Werte gibt, sondern weil ich freiwillig nach
Tirol gegangen bin und Innsbruck für eine
tolle, lebenswerte Stadt halte. Jeder hat
eine eigene Definition von Heimat.
Bgm.-Stellv. Mag. Dr. Platzgummer hat
gesagt, wir sollen uns auf unsere Werte
besinnen. Was sind unsere Werte? Die
Werte oder der Freiheitskämpfer von 1809
können in einer demokratischen Republik
nicht mehr unsere Werte sein. Die Werte
aus der damaligen Geschichte waren:
Verständliche, ganz massiv antiaufklärende, antiliberale, gegen Religionsfreiheit,
gegen Judentum, gegen Frauenemanzipation. Alles, was die Aufklärung wollte, hat
die Bewegung von 1809. Hier spielt
Andreas Hofer nur eine Teilrolle. Wenn wir
schon von Taliban sprechen, gibt es noch
andere, die wesentlich hetzender waren.
Diese Werte können nicht mehr die Werte
des heutigen Tirol sein. Deshalb kann ich
mit den Schlagworten "Wir kämpfen für
Tradition und für Werte" nichts anfangen,
wenn man das nicht offen legt und nicht
definiert.
Ich bin zum jetzigen Zeitpunkt gegen
dieses Projekt bzw. gegen die Flächenwidmung, weil es gar nicht um die
Aufarbeitung der Geschichte von 1809
geht. Das was ich jetzt referiert habe, ist ja
in der wissenschaftlichen historischen
Literatur schon seit zwanzig Jahren
bekannt. Das ist ja nichts Neues, nur wird
es in der politischen Instrumentalisierung
der Figur immer wieder unter den Teppich
gekehrt und geleugnet.
Ich hoffe, StR Dr. Pokorny-Reitter, das
Konzept geht in diese Richtung, denn das
gewichtigste Wort hat allemal noch der
Landeshauptmann. Ich habe manchmal
den Eindruck, dass dieser sich als
gebürtiger Oberösterreicher erst recht als
der besonders gute Tiroler geben muss,
wobei man auch definieren muss, was ein
guter Tiroler ist. Solange dieses Konzept
nicht auf dem Tisch liegt, kann ich das
öffentliche Interesse nicht definieren.
Natürlich definiert jeder das öffentliche
Interesse anders, aber das Interesse der
GR-Sitzung 19.4.2007
ÖVP ist für mich noch lange kein öffentliches Interesse. Das behaupte ich jetzt
einmal.
GR Ing. Krulis hat gesagt, dass die
Innsbrucker Grünen einen Beitrag leisten
hätten können. Ich habe in der Debatte,
wo Alt-Bgm. DDr. van Staa diesen
Wettbewerb haben wollte, immer gesagt,
dass der Bergisel ein wichtiger Berg für
die Stadt Innsbruck ist. Nicht nur aufgrund
der Historie 1809 bzw. kurz davor,
sondern auch viel früher. Aus diesem
Grund werden die Grabungen am Bergisel
stattfinden. Der Bergisel hat eine sportliche und landschaftsgestaltende Prägung
sowie eine geradezu Wahnsinnslage am
Transitverkehr, wo man ein Kunstprojekt
machen könnte. Deshalb denke ich mir,
dass man mit diesem Berg etwas tun
sollte.
Es ist der falsche Ansatz zu sagen, dass
man ein Museum der Wehrhaftigkeit
errichtet, wobei im Bericht eine merkwürdige Definition von Wehrhaftigkeit
enthalten ist. Es wird ein Architektenwettbewerb durchgeführt, wo man dann
draufkommt, dass Wehrhaftigkeit nicht gut
war, die Tradition wird auch nicht ganz
akzeptiert usw. Meine Herangehensweise
wäre gewesen, an diesem Ort einen
Ideenwettbewerb durchzuführen: "Was ist
dieser Ort, was war dieser Ort, was kann
dieser Ort und was soll aus diesem Ort
werden."
Auf diesen Ideen aufbauend kann man ein
Gestaltungskonzept machen. Weil ich
glaube, dass diese Wertedebatte teilweise
falsch geführt wird, stimme ich gegen
dieses Projekt.
GR Mag. Kogler: Für uns geht dieser
Tagesordnungspunkt weit über das
Gedenkjahr 2009 hinaus. Mit dieser
Flächenwidmungsplanung und dem
Örtlichen Raumordnungskonzept (ÖROKO) legen wir die Basis, damit diese
Investitionen überhaupt fließen können.
Ich darf auf das Jahr 1992 hinweisen, wo
in der Mag.-Abt. IV, Finanz-, Wirtschaftsund Beteiligungsverwaltung, ein Konzept
erarbeitet wurde, an dem ich mitgearbeitet
habe, was man machen kann, um bei der
Bergisel-Sprungschanze Eintritt zu
verlangen. Diesbezüglich wurde gemeinsam mit Mag. Verdross viel erarbeitet. Nur