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Jahr: 2007

/ Ausgabe: 2007_06-Juni.pdf

- S.77

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- 497 -

Jährige die ganze Nacht - das sage ich
jetzt provokant - "durchsaufen". Das ist
kein Jugendschutzgesetz. Hier wird den
Jugendlichen ein unglaublicher Freiraum
eingeräumt, der völlig unakzeptabel ist.
Wir sprechen nicht vom Schutz der
Jugend.
Ich habe durchaus für die Intention dieses
Antrages sehr viel Verständnis, denn man
muss Grenzen setzen. Ich sehe nur ein
Problem. Wir genießen - ich sage fast alle
- mehr oder weniger alkoholische Getränke im öffentlichen Raum durch die
Gastgärten. Wenn ich mir vorstelle, dass
es das in der ganzen Altstadt ein Alkoholverbot gibt und jemand am Vormittag am
Domplatz oder in der Maria-TheresienStraße sitzt und zur Jause sein Bier trinkt oder vielleicht auch ohne Jause - dann ist
die Abgrenzung schon ein bisschen ein
Problem. Am Tag finden diese Exzesse in
der Regel nicht statt, sondern am späten
Abend bzw. in den Nachtstunden. Ich
habe überhaupt kein Verständnis dafür,
dass man sich in der Zeit nach Mitternacht
bis 4.00 Uhr oder 5.00 Uhr in der Früh auf
den Straßen einfach "vollsaufen" lässt.
Dafür habe ich kein Verständnis. Das ist
nach allen Möglichkeiten zu verhindern
und dagegen einzuschreiten.
Wenn ein Verbot hilft, dass man dieses
Problem in den Griff bekommt, dann ist
das auch in Ordnung, dass man sich im
öffentlichen Raum nicht besäuft. Die Leute
können dann immer noch in ein Gastlokal
gehen. Es ist dies geradezu eine Provokation der Bevölkerung und der Öffentlichkeit. Das ist eine Störung der Bevölkerung
im gesamten Straßenraum, die nicht sein
muss und daher muss man den jungen
Leuten einfach Grenzen vorgeben. Wenn
man sagt, dass ab 23.00 Uhr bzw.
24.00 Uhr bis 8.00 Uhr ein Alkoholkonsum
im öffentlichen Raum nicht mehr zulässig
ist, dann glaube ich, würde man diesen
Exzessen wahrscheinlich vorbeugen. Man
würde die ganze Sache auch in den Griff
bekommen. Das kann ich mir durchaus
vorstellen.
Vielleicht haben die Damen und Herren
meiner Fraktion ein bisschen eine andere
Meinung. Aber ich sage aus Erfahrung,
dass ich meinen Kindern auch immer
Grenzen vorgegeben habe. Schlussendlich, wenn ich mir das heute ansehe, muss
GR-Sitzung 28.6.2007

ich sagen, dass das nicht gar so schlecht
war. Ich halte das nach wie vor für richtig
und ich würde es wieder tun.
GR Marinell: Wenn Sie, Bgm.-Stellv.
Dipl.-Ing. Sprenger sagen, dass es ab
23.00 Uhr im öffentlichen Raum keine
alkoholischen Getränke geben sollte, dann
kann man den Alkohol immer noch in einer
Mineralwasser- oder Colaflasche verstecken. Ich glaube, dass man mit diesen
Mitteln nicht weit kommt.
Die Geschichte im Umgang mit Rauschdrogen sagt, dass Repression mit
Alkoholverboten nie wirklich gewirkt hat,
schon gar nicht für Abhängigkeitserkrankte, denn diese werden noch mehr diskriminiert. Das ist einmal das eine.
Diese Jugendlichen sind aber nicht
Abhängigkeitserkrankte, sondern ich
glaube, dass man dort vorher mit anderen
Maßnahmen ansetzen muss. Man muss
mit einer Diskussion ansetzen, aber nicht
mit der Aufgeregtheit, dass alle Jugendlichen des "Saufens" bezichtigt werden. Ich
weiß nicht, wer das gehört hat, denn es
fanden in Radio Tirol gute Sendungen
dazu statt, wo Primar Dr. Christian Haring
gesprochen hat. Viele, die in diesem
Bereich arbeiten sagen einfach, dass das
zur Zeit ein absoluter Medienhyp ist, der
aufgeputscht wird. Das reizt gerade
Jugendliche noch mehr, weil sie in der
Pubertät bis später hin gerne gegen
Normen verstoßen. Das animiert erst
recht.
Gerade solche Anträge gehen in eine
völlig kontraproduktive Richtung, weil man
auf Grund der Geschichte sieht, dass man
mit Verboten noch nie etwas bewirkt hat.
Im Gegenteil, man hat die einen diskriminiert und die anderen sind noch kranker
geworden. Ich glaube, dass wir mit
anderen Mitteln arbeiten müssen.
Grenzen zu setzen das ist schon wichtig.
In den letzten fünf Jahren, in denen ich in
der Erziehungsberatung gearbeitet habe,
ist es sehr viel um Grenzen setzen
gegangen. Nur, mit einem generellen
Alkoholverbot werden diese Grenzen, die
die Jugendlichen sicher nicht akzeptieren,
nicht gesetzt. Wir benötigen einen
anderen Umgang in der Diskussion und in
der politischen Kultur. Die Verbots- und
Repressionspolitik hat weltweit nichts