Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2007
/ Ausgabe: 2007_06-Juni.pdf
- S.78
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genützt, das möchte ich hier ganz deutlich
sagen.
GR Dr. Waibel: Ich beginne jetzt anders
herum. Es stimmt nicht, was GR Marinell
ausgeführt hat, weil es sehr wohl Ansätze
im Verbotsbereich gibt, die sinnvoll sind.
Es wurde jetzt z. B. in deutschen Städten
in Lokalen - ich beginne jetzt mit den
Lokalen - eingeführt, dass es verboten ist,
zu Dumpingpreisen Alkohol auszuschenken, besonders an Jugendliche. Es macht
Sinn, Happy-Hours zu untersagen. Das
sind auch Repressionen und Verbote. Es
macht Sinn, Verbote für Happy-Hours
einzuführen, da es an und für sich ein
Wahnsinn ist, dass z. B. für einen Preis
von € 9,90 unbegrenzt "gesoffen" werden
darf.
Wir beginnen jetzt einmal damit, dass es
sehr wohl auch in diesem Zusammenhang
Repressionen und Verbote gibt. Es stört
mich an der Diskussion Folgendes sehr:
GR Grünbacher hat gesagt, dass er sich
dafür ausspricht, dass die Diskussion im
Gemeinderat stattfinden soll, weil
40 Gemeinderatsmitglieder mehr diskutieren als 7 Stadtsenatsmitglieder. Ich würde
es daher günstig finden, dass wir die
Diskussion auch auf einem gewissen
Niveau führen.
Es wäre an und für sich damit anzufangen,
dass man über die medizinischen Grundlagen spricht. Es stimmt, dass ein
familiärer Hintergrund beim Suchtverhalten ein Problem ist. Es stimmt, dass
Kinder und Jugendliche vermehrt betroffen
sind, die aus Alkoholfamilien kommen. Es
gibt jetzt dementsprechende Programme.
Es kommt ein neues Programm. Ich
verweise darauf. Es gibt auch ein neues
Programm von der Charitas das TAKA
TUKA heißt, das sich ganz speziell um
Kinder kümmert, die in diesem Zusammenhang Probleme haben und auch
zugewiesen werden können.
Komasaufen mit Suchtverhalten gleichzusetzen ist ein Blödsinn. Das beste, das
einem Jugendlichen passieren kann, wenn
dieser komasäuft, ist, dass er "speibt wie
ein Reiher" und dann drei Wochen lang
um jeden Alkohol einen großen Bogen
macht, weil er nicht einmal den Geruch
ertragen kann. Für ein Suchtverhalten ist
es primär notwendig, dass die JugendliGR-Sitzung 28.6.2007
chen ein Hochgefühl bekommen, dass sie
eine angenehme Empfindung haben und
das Bewusstsein erlangen, dass sie das
wiederholen möchten, um diese Empfindung wieder zu spüren. Das ist nicht in
diesen Zusammenhang zu stellen.
Zum Trinkverhalten: GR Mair sagt, dass
sich das Trinkverhalten nicht geändert hat.
Ich sage, dass sich das Trinkverhalten
geändert hat. Die Mädchen haben
nachgezogen. Es ist auch so, dass die
Zahlen angestiegen sind, denn de facto
waren im Bereich der Mädchen weniger
betroffen, als das jetzt der Fall ist. Wir
haben jetzt das Problem, dass es sich auf
einen jugendlicheren Bereich heruntersetzt. Das sagen auch die Experten. Das
heißt, dass wir jetzt an und für sich in
einem Bereich sind, wo die Übergangsphase von Kindern zu Jugendlichen
erreicht wird.
Zum Punkt Alkohol und Trinkverhalten:
Getränke, die süß sind, stellen natürlich
absolut ein Problem dar. Das sind
Getränke, die den Alkohol auch primär
nicht in der Form schmecken lassen. In
diesem Zusammenhang sind die Alkopops
zu nennen. Auch die Diskussion über die
Preisgestaltung der Alkopops und
eventuell die Steuern wäre ein repressives
Verhalten, wenn man das über die
Steuern regelt. Das wird auch schon
wieder übergangen. Es gibt Leute, die
Wodka trinken und vorher Brausetabletten
in den Mund nehmen, um dann einen
süßen Geschmack zu haben. Das Ganze
lässt sich mit einfachen Ansätzen nicht
behandeln. Ein komplexes Thema gibt nur
komplexe Ansätze. Wir diskutieren hier
zwar emotional aber vielleicht wenig auf
sachlichen Hintergründen.
Als letzter Punkt zum Erscheinungsbild,
was natürlich stimmt: Wenn sich das
Erscheinungsbild einer Stadt ändert, das
heißt, dass sich Müll vermehrt ansammelt,
wenn auf der Straße ein liberaler Umgang
mit Glasflaschen stattfindet, dann ist das
relativ schnell ein Problem, da sich das
verstärkt. Die Hemmungen, die dann
auftreten, zusätzlichen Müll abzulagern,
werden geringer. Das ist ein bekanntes
Problem. Es gibt Städte, die damit sehr
aggressiv umgehen, wo man z. B. in
Singapur zahlen muss, wenn man ein
Kaugummipapier fallen lässt. Es stellt sich