Gemeinderatsprotokolle seit 2002

Jahr: 2007

/ Ausgabe: 2007_06-Juni.pdf

- S.86

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Es gibt Menschen in der Gelegenheitsprostitution, die in der Beschaffungsprostitution arbeiten und die von der Mag.Abt. V, Gesundheitswesen, nicht erfasst
werden können, weil es kein professionelles Selbstverständnis als Sexarbeiterin
oder als Sexarbeiter gibt.
Es gibt ganz verschiedene Konzepte für
Anlaufstellen für anonyme Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter. Ich darf zwei aus
Österreich kurz erwähnen. Einmal das
Projekt "Treffpunkt Lena" in Linz, das von
der Caritas Oberösterreich durchgeführt
wird. Das ist ein Projekt, das sich sowohl
mit nachgehender Sozialarbeit beschäftigt,
wie auch eine Anlaufstelle und Bildungsangebote bietet. Es gab ein sehr erfolgreiches Projekt, wo den Prostituierten
leihweise gratis Lap-Tops zur Verfügung
gestellt wurden, um für die Zeit, die
zwischen den Freiern zur Verfügung steht,
Lernangebote, Fortbildungen und Computerkurse sehr erfolgreich anzubieten.
In Wien gibt es das Projekt Sophie Bildungsraum für Prostituierte - das von
der Europäischen Union (EU) finanziert
worden ist und jetzt leider eingestellt
werden muss. In München gibt es das
Projekt Mimikry, das nicht nur für Sexarbeiterinnen und Sexarbeiter eine anonyme
Anlaufstelle ist, sondern auch nachgehende Sozialarbeit bietet. Dieses Projekt hat
eine sehr ähnliche Problemlage wie in
Österreich, nämlich dass Sperrzonen
bestehen. Darüber hinaus gibt es dort
auch ein Projekt für Stricher, eine Notschlafstelle. Man muss sich nur vorstellen,
wie man das organisieren muss.
Eine Notschlafstelle, wie wir sie haben,
das Chill-out ist völlig ungeeignet, denn es
geht dabei um junge Männer, die tagsüber
einen Schlafplatz benötigen. Das lässt
sich mit so einer Einrichtung natürlich
schwer machen.
Kurzum, das Problem ist allgemein in
Österreich, auch in der Stadt Innsbruck als
Problemlage anerkannt. In der Stadt
Innsbruck ist das Problem besonders
durch den Zulauf aus dem oberitalienischen Raum bekannt. Italien hat überhaupt ein Prostitutions- und Bordellverbot.
Es gibt deshalb in der Stadt Innsbruck
sehr viele Freier aus dem oberitalienischen Raum. Die Problemlage ist vielfältig
GR-Sitzung 28.6.2007

und man wird sehen, wie sie sich mit der
Fußball-Europameisterschaft entwickeln
wird. Die Problemstellung ist allgemein
anerkannt.
Ich würde, weil mir das persönlich ein sehr
großes Anliegen ist, darum bitten, dass
man sich in einer Arbeitsgruppe zusammensetzt und überlegt, welche Konzepte
es gibt. Ist ein Konzept für die Größe der
Stadt Innsbruck umsetzbar? Ob so ein
Konzept finanzierbar ist, muss man sich
dann sowieso noch dreimal überlegen.
Es würde gut damit zusammenpassen,
dass auch das Land Tirol an einer Reform
mit verschiedenen Gesetzen arbeitet. Das
reicht vom Anstreben einer anderen Form
des Sanitätsgesetzes beim Bund bis hin
zur Reform des Landespolizeigesetzes,
wo das Land Tirol sehr fleißig in Zusammenarbeit mit der Caritas daran arbeitet.
Ich finde auch, dass die Stadt Innsbruck
damit einen wichtigen Beitrag leisten
würde, konzeptionell zu arbeiten. Wenn
wir ein Konzept haben, kann man das in
den Gemeinderat wieder zurückbringen.
Daher würde ich bitten, diese Arbeitsgruppe zuzulassen, weil dann immer noch über
das Ergebnis diskutiert werden kann, was
wir für die Stadt Innsbruck benötigen oder
nicht.
Bgm.-Stellv. Dipl.-Ing. Sprenger: Mit
diesem Antrag wird zweifellos ein sehr
wichtiges und doch auch schwieriges
Thema angesprochen. Als Sozial- und
Gesundheitsreferent habe ich mich mit
diesem Thema schon vor längerer Zeit
befasst, insbesondere war ich als früherer
Gesundheitsreferent eigentlich sehr häufig
damit beschäftigt.
GR Mair hat schon darauf hingewiesen,
dass die Mag.-Abt. V, Gesundheitswesen,
seit vielen, vielen Jahren ein, glaube ich,
sehr gutes Angebot für Prostituierte leistet.
Die Prostituierten kommen praktisch
wöchentlich. Die Untersuchungen sind
gratis und anonym und daher wird das
Angebot hervorragend angenommen. Das
ist nicht nur ein Angebot für die Prostituierten selber, sondern insbesondere natürlich
auch für die Kunden und für die Gesundheit in der Stadt Innsbruck insgesamt. So
gesehen ist die Leistung, die gratis
angeboten wird, sehr wichtig.