Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2007
/ Ausgabe: 2007_10-Dezember.pdf
- S.51
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einzugreifen. Für mich ist bei diesem
Antrag über den "Jugenddrink Splash"
hinaus das Signal wesentlich, dass es
eine Abkehr von reiner Restriktion zu
einem Angebot wäre.
Wir wissen alle aus unserer eigenen
Erziehung als Erzogene bzw. Erziehende,
dass Restriktion eine schlechte Erziehungsmethode ist, während positive
Angebote sehr positiv wirken können. Ich
habe beim Geburtstag des Jugendzentrums Z6 einen wunderschönen Fachvortrag von einem deutschen Experten
gehört. Dieser Experte hat über Jahrzehnte in großen deutschen Jugendzentren
Jugendsozialarbeit geleistet. Mittlerweile
lehrt er Jugendsozialarbeit an einer
Universität in der Bundesrepublik Deutschland. Dieser hat gesagt, dass das, was bei
uns läuft, nämlich das Überwachen,
Verbieten und Vertreiben, nicht nur eine
Tendenz ist, die bei uns immer mehr
zunimmt, sondern das in allen größeren
europäischen Städten der Fall ist. Er sagt,
dass diese Politik wie eine Mettwurst ist.
Wenn man bei einer Mettwurst an einem
Ende draufdrückt, dann wird sie auf der
anderen Seite aufgebläht und umgekehrt.
Im Endeffekt wird dadurch diese Mettwurst
aber nicht genießbar, sondern verändert
nur die Form. Deshalb ist so etwas wie der
"Jugenddrink Splash" der Versuch, die
Mettwurst genießbar zu machen. (Beifall
von Seiten der Innsbrucker Grünen)
StRin Mag.a Oppitz-Plörer: Ich darf zu
diesem Antrag kurz einige Dinge ausführen. Der Antrag bezieht sich auf eine
Anfrage, die wir heute noch beantworten.
Da ich mich nicht wiederholen möchte,
werde ich viel in die Anfrage hineinpacken,
warum wir mit diesem "cool statt full" in
Innsbruck leider noch nicht erfolgreich
waren, obwohl es Bestrebungen gegeben
hat.
Ich würde, wie GR Grünbacher, vorschlagen, diesen
Da heute gesagt wurde, dass man den
Alkoholkonsum nicht verbieten kann, darf
ich in diesem Zusammenhang aus einem
Projekt, das wir im Rahmen des EUProjektes "meinungsmacher" in Innsbruck
gemacht haben, Folgendes schildern: Als
Abschluss dieses Projektes hat im
Stadtsaal für fünf europäische Länder ein
Jugend-EU-Ball stattgefunden. Trotz
Skepsis der Jugendlichen habe ich darauf
bestanden - weil ich gewusst habe, dass
dort auch jüngere als sechzehn Jahre sein
werden -, dass es bei diesem Ball
überhaupt keinen Alkohol gibt.
Das Ansinnen der siebzehn bzw. achtzehn
Jahre alten Jugendlichen, die in diesem
Projekt integriert waren, war, dass das
nicht geht, da bei einem Ball ohne Alkohol
keine Stimmung entstehen und es nicht
funktionieren wird. Ich habe gesagt, dass
ich, solange ich als Veranstalterin auftrete,
nicht zulassen werde, dass Alkohol
ausgeschenkt wird. Wir können nicht
pausenlos kontrollieren, ob die Jugendlichen in zwei Tagen sechzehn Jahre alt
werden oder, ob sie bereits sechzehn
Jahre alt sind.
Ich besuche viele Schülerbälle und weiß
daher, wie es nach Mitternacht zugeht.
Dieser Jugend-EU-Ball war eine der
schönsten Veranstaltungen, die ich je
erlebt habe. Die Stimmung ohne Alkohol
war unter den Jugendlichen eine ganz
andere als mit Alkohol, wenn ich das mit
anderen Schülerbällen vergleiche.
Insofern ist es ein Bestreben, dass in
diesem Fall auch der Weg das Ziel ist.
Man kann auch bei anderen Gemeinden in
Tirol, welche die Bezeichnung Jugendschutzgemeinden haben - gerade im
Unterland -, sehen, dass es immer wieder
Überschreitungen etc. gibt.
Man muss dieses Problem immer wieder
angehen. Ich glaube, Bewusstseinsbildung
ist für die Jugendlichen sehr wesentlich,
aber ich werde dazu noch bei der Anfragebeantwortung einiges ausführen.
Antrag dem Stadtsenat zur selbstständigen Erledigung zuzuweisen.
Beschluss (einstimmig):
So wie dieser Antrag formuliert ist, können
wir ihn nicht annehmen, da wir ihn nicht
beschließen können, aber es sind
diesbezüglich Gespräche zu führen.
Der von GR Mair in der Sitzung des
Gemeinderates am 12.7.2007 eingebrachte Antrag wird dem Stadtsenat zur selbstständigen Erledigung zugewiesen.
GR-Sitzung 13.12.2007