Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2007
/ Ausgabe: 2007_10-Dezember.pdf
- S.66
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der Stadt Innsbruck, die einmal legal zur
Verfügung gestellt wurden, sind jedenfalls
sukzessive im Rückgang begriffen.
Warum dieser Antrag aus meiner Sicht
zum jetzigen Zeitpunkt Sinn macht, ist
Folgender: Die Brücken am Inn gehören
bekanntlich nicht der Stadt Innsbruck,
sondern der Bundeswasserbauverwaltung.
Bis jetzt war das zuständige Amt der
Meinung, wenn die Brücke am Inn der
Bundeswasserbauverwaltung gehört, dann
gehört ihr auch die Unterführung. Das war
die Auskunft der Mag.-Abt. V, Kinder- und
Jugendbetreuung, einem Referat von StRin
Mag.a Oppitz-Plörer.
Inzwischen gibt es tatsächlich eine
Stellungnahme vom Bundesministerium
für Landwirtschaft und Umwelt, das
befindet, dass die Unterführungen zwar
ihnen gehört, aber die Pflege und Erhaltung der Stadtgemeinde Innsbruck obliegt.
Daher kann die Stadtgemeinde Innsbruck
darüber entscheiden, ob man die Unterführungen bei den Brücken am Inn als
Graffiti-Flächen zur Verfügung stellt.
Es gibt eine Reihe von Flächen, die aber
erstens im Rückgang begriffen sind und
zweitens sich vor allem an Orten befinden,
wo sie nicht von möglichst vielen Leuten
gesehen werden. Graffiti macht man nicht
allein zum Spaß für sich, denn dann
könnte man auch zu Hause ein Leintuch
ansprühen. Man macht dies deshalb,
damit Leute es sehen und es toll oder
schrecklich finden, je nachdem was die
Motivation der verschiedenen GraffitiKünstler ist. Es ist eine gesellschafts- oder
kulturpolitische, aber jedenfalls im
öffentlichen Raum stehende künstlerische,
Intervention.
Wenn man sich Städte wie die Stadt
Charleroi in Belgien ansieht, so haben
diese unter Graffiti-Kultur noch etwas
anderes verstanden. Diese haben nicht
gesagt, dass es nur ein paar junge Leute
gibt, welche gerne einmal etwas ansprühen, sondern die Situation in der Stadt
Charleroi in Belgien ist, dass es dort relativ
viele Industrieviertel gibt, die abgewrackt
sind. Deshalb hat die dortige Stadtverwaltung gemeint, dass diese Flächen unter
anderem für einen Kulturevent genutzt
werden könnten. In einem europaweit
beachteten Wettbewerb wurde jährlich
GR-Sitzung 13.12.2007
daraus ein touristisches und kulturpolitisches Potenzial geschöpft.
Das heißt, dass sie die Flächen der
stillgelegten Firmen zur Verfügung gestellt
und einen Wettbewerb mit einem Preisgeld gemacht haben. Das findet dort einen
großen Anklang. Wir haben in der Stadt
Innsbruck zum Glück keine stillgelegten
Fabriken, aber wir haben zum Beispiel als
Idee die Autobahn. Autobahnen haben in
Innsbruck besonders ästhetisch ansprechende Betonpfeiler. Man könnte sich
überlegen, ob sich diese Flächen nicht für
Graffiti anbieten würden.
Es geht hier erstens jedenfalls um die
Idee, zu schauen, ob es in der Stadt
Innsbruck nicht Flächen gibt, die wir den
jungen Leuten zum Besprühen zur
Verfügung stellen können. Zweitens, geht
es um ein touristisches Potenzial, da man
junge Touristinnen bzw. Touristen nach
Innsbruck bringen könnte.
Graffitis wären für Kunst am Bau, für den
in der Stadt Innsbruck nicht wenig Geld
ausgegeben wird, eine ideale Kunstform.
Es ist erstaunlich, dass für Kunst am Bau
Graffiti in der Stadt Innsbruck meines
Wissens noch nie zum Zug gekommen ist.
Dafür kann es verschiedene Gründe
geben.
Mir wäre es wichtig zu prüfen, ob wir bei
den Ausschreibungen für Kunst am Bau,
die wir generell machen, aus irgendwelchen Gründen Grafittis von vornherein
ausschließen, oder ob wir das nicht tun.
Es wäre für die Grafitti-Kunst, die oft eine
sehr autodidaktische Kunst ist, eine
Möglichkeit in eine Ebene vorzustoßen,
die mit bezahlter Kunstproduktion und
Kulturproduktion im öffentlichen Raum im
Zusammenhang steht.
Das ist die Idee, diese verschiedenen
Ansatzpunkte von Graffiti-Kultur in der
Stadt Innsbruck zu prüfen. Mich freut es,
dass auch die ÖVP einen positiven
Zugang zur Graffiti-Kultur entwickelt hat.
Deshalb bitte ich um
die Annahme dieses Antrages.
Bgm.-Stellv. Dipl.-Ing. Sprenger: Ich
habe mich vor kurzem mit diesem Thema
deshalb beschäftigt, weil ich als zuständiger Referent für die Radwege entlang der