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Jahr: 2007

/ Ausgabe: 2007_11-Dezember-Budget.pdf

- S.95

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- 1079 -

Wir sind hier in einer ähnlichen Situation
und die Mag.-Abt. III, Stadtplanung, hat
schon vor fünf Jahren darauf hingewiesen,
dass wir einen immensen Zuwachs von
Wohnflächenverbrauch pro Person haben.
Das hat mit sozialen Entwicklungen zu
tun.
Architekt Prof. Dietmar Eberle, der vom
Wohnbau wirklich mehr als wir versteht,
sagt, es war seit dem Ende des 19. Jahrhunderts - seit den Proletenwohnsiedlungen der Gründerzeit, die mehr oder
weniger übereinander getürmte Schuhschachteln waren, wo die Leute zusammengepfercht wurden - ein gewaltiger
historischer Fortschritt, dass die Wohnfläche, die wir pro Kopf für angemessen
halten, exponentiell gewachsen ist.
Dieser Fortschritt ist aber endlich und
stößt an Grenzen. Dies schon überhaupt
in Tirol, wo wir nur 13 % der gesamten
Landesfläche als Siedlungsfläche haben.
Wir können nicht diese 13 % mit Wohnbauten zumachen. Alles andere was in
Tirol machbar ist, vom Verkehr bis zur
Landwirtschaft und zum Gewerbe, findet
auch auf diesen 13 % Landesfläche statt.
Darauf haben wir hingewiesen. Auch die
Fläche, die hier zur Verfügung steht, ist
endlich.
Man muss neben der Wohnbauoffensive,
die unbestritten notwendig ist, auch über
andere Themen nachdenken. Man muss
darüber nachdenken, ob es sein kann,
dass die verwendete Wohnfläche pro Kopf
weiter, weiter und weiter wächst und wir
immer mehr Fläche für die soziale
Entwicklung brauchen.
Kann es sein, dass wir nicht darüber
nachdenken, dass es im Wohnungsmarkt
noch andere Mechanismen gibt, als nur
neu zu bauen und dazu zu bauen, damit
wir möglichst viel Angebot schaffen, um
die Preise, die uns davonlaufen wieder
nach unten zu drücken? Wir wollten darauf
hinweisen, dass es so nicht weitergehen
kann.
Wenn der Trend des anwachsenden
Verbrauchs von Wohnfläche pro Kopf der
Bevölkerung, den wir seit dem späten
19. Jahrhundert hatten, so weitergeht,
rennt er sich bei der beschränkten Fläche,
die wir in Tirol haben, frontal den Kopf an.
Die Antwort auf Probleme des WohGR-(Budget-)Sitzung 20.12.2007

nungsmarktes kann nicht nur sein: Zeig
mir irgendwo einen Hektar, der noch
Wiese ist und dann bauen wir dort einen
Wohnblock.
StRin Dr.in Pokorny-Reitter: Lieber GR
Mag. Fritz, ich verstehe sicher viel weniger
vom Wohnbau als Architekt Prof. Dietmar
Eberle und viele andere Architekten auch.
Ich muss aber schon sagen, Deine
Aussage, dass der Pro-Kopf-Verbrauch im
gemeinnützigen sozialen Mietwohnbau in
den letzten Jahren gestiegen ist, ist
schlicht und ergreifend einfach falsch.
Die Wohnungen im Olympischen Dorf
haben zum Beispiel zwischen 100 m2 und
120 m2 und wurden damals auch für
Mama, Papa und zwei Kinder gebaut. Die
Wohnungen auf den Peergründen und auf
der Ulfiswiese sind ebenfalls in dieser
Größenordnung. Das gibt es jetzt aber
nicht mehr, weil man sich das nicht mehr
leisten kann, lieber Gerhard.
Die Wohnungen für vierköpfige Familien
haben jetzt im Neubaubereich um die
80 m2. Es ist völlig falsch, was Du sagst,
auch wenn Du es noch so oft behauptest.
Es mag sein, dass der Durchschnitt der
Wohnfläche gesamt gesehen natürlich
steigt. Das hängt schon mit vielen
Faktoren zusammen, die gesellschaftsbedingt sind. Wir leben zum Glück alle länger
in unseren vier Wänden und relativ wenig
Leute sind bereit, die eigenen großen
Wohnungen gegen kleine Wohnungen zu
tauschen. Wenn sie das wollen, können
sie das bei der Stadt Innsbruck sofort
machen, aber dazu sind nicht viele bereit.
Fast jede zweite Ehe in der Stadt Innsbruck wird geschieden, aber was will man
dagegen unternehmen? Wir haben in der
Zwischenzeit 46 % Scheidungen und die
jungen Leute bleiben länger Singles. Das
sind schon gesellschaftliche Tendenzen,
wo ich nicht unmittelbar weiß, wie man
hier steuernd eingreifen kann.
Ich kann steuernd eingreifen, wenn
jemand bereit ist, die große Wohnung
aufzugeben. Diese Leute können sich
dann sofort eine andere Wohnung aussuchen. Die Aussage von GR Mag. Fritz
ist nicht richtig und gewisse gesellschaftliche Tendenzen werden wir auch nicht
umdrehen können. Dazu braucht es auch