Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2009
/ Ausgabe: 2009_05-Mai.pdf
- S.28
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qualifizierten Formen ihr Geld ausgeben.
Das sehe ich ein.
Der zweite Grund war, dass das Dreitagesfest ein Anlass für eine qualifizierte
Auseinandersetzung mit unserer Geschichte sein wird.
(Bgm.in Zach: Der Umzug ist die Auseinandersetzung.)
Wenn ich mir das Programm ansehe,
glaube ich das wieder nicht. Die großen
Ausgabenposten sind für die "Fressgass",
Modenschau, Gaukler und Künstler, aber
Anlass zu einer qualifizierten Auseinandersetzung mit der Geschichte wird das
nicht sein.
Jetzt komme ich zum Kern. Ich komme
gerne der Aufforderung von GR Gruber
nach, denn ich habe aus meiner Position
überhaupt nie ein Hehl gemacht. Ich hatte
sogar einmal die Gelegenheit, auf Ö1 mit
dem ehemaligen Präsidenten des
Österreichischen Nationalrates, Univ. Prof.
Dr. Kohl, darüber ausführlich zu streiten.
Ich habe die Chance, meine politischen
Positionen in diesen Diskurs über Geschichte und Zukunft einzubringen,
natürlich genutzt und tue das, der Aufforderung des GR Gruber folgend, auch jetzt.
Natürlich bin ich ebenso wie Univ. Prof.
Dr. Pelinka der Meinung, dass es schon
seltsam ist, da die Tiroler neben den
Serben, das zweite Volk in Europa ist, das
seine historische Identität unbedingt aus
einer furchtbaren Niederlage erklären will.
Das ist der erste Punkt.
Der zweite Punkt zum Thema "Geschichte
trifft Zukunft": Wofür ist dieser AndreasHofer, den wir seit dem Jahr 1909 alle
25 Jahre zu feiern haben immer in
wechselnden Kostümen, je nach der
gerade herrschenden Regierungsmehrheit, gestanden? Er war gegen den
Freihandel, gegen die Gleichheit aller
StaatsbürgerInnen vor dem Gesetz, gegen
die Religionsfreiheit, aber ich bin dafür.
(Bgm.in Zach: Das muss man aus der Zeit
heraus sehen.)
Ich weiß, er konnte als Kind seiner Zeit gar
nicht anders.
Er stand für Werte, die mit meinen Werten
absolut nicht identisch sind. Ich weigere
mich - das sage ich ganz offen - alle
GR-Sitzung 14.5.2009
25 Jahre jemanden als Landeshelden und
Modell für die Zukunftsbewältigung
abzufeiern, der in Wahrheit für alle diese
Werte nicht stand, die wir heute als
zentrale Werte unserer Verfassung
ansehen. Genau deshalb geht mir diese
200-Jahrfeier sonst wo vorbei und kann
mir gestohlen bleiben. GR Gruber, ich
hoffe, Sie sind jetzt mit dieser klaren
Aussage zufrieden.
(Bgm.in Zach: Bravo Gerhard, wirklich
einmal jemand mit einem Charakter, der
sagt, worum es ihm geht.)
GRin Altmann: Zur tatsächlichen Berichtigung! Lieber GR Mag. Fritz, die "Fressgass" ist ausgenommen, denn dafür gibt
es aus diesem Kulturbudget kein Geld.
GR Eberharter: GR Mag. Fritz, ich
wünsche Dir ein recht langes Leben, aber
nach einer nochmaligen 25-Jahrfeier hast
Du es eh hinter Dir.
(GR Mag. Fritz: Aber nicht meine Kinder!)
(Bgm.in Zach: Gerhard, sie werden es
schon aushalten.)
Zum Schluss geht dann jeder beim Tiroler
Landestrachtenverband als Mitglied mit.
Ich möchte in diesem Zusammenhang
feststellen, dass zu der Summe, die in der
Stadt Innsbruck für dieses Fest locker
gemacht wird, unzählige Stunden von
freiwilligen HelferInnen notwendig sind,
um ein solches Fest durchzuführen. Allen
voran ist hier der Tiroler Landestrachtenverband zu nennen. Ich glaube es steht
uns auch gut an, denjenigen, die ein
solches Fest durchführen, "Danke" zu
sagen.
StRin Mag.a Schwarzl: Ich möchte auf
GR Gruber zurückkommen, denn ich habe
schon Hunderttausende Diskussionen
geführt und brauche meine Haltung,
genauso wie GR Mag. Fritz, nicht zu
verstecken. Andreas Hofer ist eine
historische Gestalt, der aus seiner Zeit
heraus zu erklären und zu verstehen ist.
Eine profunde Historikerin hat einmal sehr
treffend gesagt: "Der gute Mann durfte nie
Geschichte werden und durfte nicht
sterben, weil die jeweiligen politischen
Eliten ihn immer bewusst instrumentalisiert
haben." Ich finde es widerlich, dass jedes
Mal zur Bestärkung der ÖVP gewünschten