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Jahr: 2012

/ Ausgabe: 2012_02-Feber.pdf

- S.8

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Kroatien selbstlos und wirklich unter Einsatz ihres Lebens bis zu 12.000 Kindern
und Jugendlichen das Leben gerettet und
in der Folge am Ende des Zweiten Weltkrieges die Familienzusammenführung gefördert hat.
Aus dem Jahre 2010 gibt es einen einzigen, umfangreichen biographischen und
inhaltlichen Artikel in Deutsch, der in unserer Zeitschrift "ZeitRaum" erschien. Ich
habe für jene, die sich damit vertieft beschäftigen möchten, einige Exemplare
mitgebracht. Sollten sie nicht ausreichen,
können noch welche nachgereicht werden.
Frau Obexer-Budisavljevic wurde im Jahre
1891 in Innsbruck geboren und ist Ende
des Ersten Weltkrieges mit ihrem Mann,
einem serbokroatischen Chirurgen, nach
Zagreb übersiedelt.
Im aufkommenden Ustascha-Regime hat
sie immer mehr soziale Funktionen übernommen und sich in der Folge, als diese
Lagersituation immer schlimmer wurde,
um die Kinder von Frauen, die in Zwangsarbeit verschickt wurden, gekümmert und
bei Pflegefamilien untergebracht. Nach
Ende des Zweiten Weltkrieges hat sie versucht, sie wieder mit ihren leiblichen Eltern
zusammen zu bringen. Dies geschah unter schwersten Behinderungen und der
Bedrohung, selbst nicht mehr aus dem
Lager heraus zu kommen.
Das war wirklich eine selbstlose und heroische Tat, welche zwar in Serbien und
Kroatien bekannt ist, jedoch im deutschsprachigen Raum bisher relativ wenig aufgearbeitet wurde, da sehr wenig Literatur
vorhanden ist bzw. man diese nicht versteht.
Inzwischen wurde in Serbien und Kroatien
dem Gedenken an sie viel Bedeutung geschenkt und sie hat mehrere Auszeichnungen erfahren. Derzeit gibt es ein aktuelles Aufarbeitungs- und Versöhnungsprogramm zwischen Serbien und Kroatien, in
dem ihre Biographie verfilmt ist, um auch
diese Gemeinsamkeiten herauszustreichen.
Diese Forschungsarbeit wird in Belgrad
und in Zagreb vom ORF-Korrespondenten
Mag. Wehrschütz sehr stark gefördert und
unterstützt. Er hat sich an uns gewandt
und war sehr überrascht und erfreut, dass
GR-Sitzung 23.2.2012

es bereits einschlägige Literatur gibt. Es
ist eine sehr wichtige Funktion, auch nicht
so populäre Persönlichkeiten zu erforschen. Es ist jedoch bei weitem noch nicht
alles erforscht. Frau Obexer-Budisavljevic
hatte während des Krieges in Zagreb einen Unteroffizier namens Prechtl als Helfer. Wir wissen nur, dass er aus Innsbruck
oder Navis stammt.
Es sind noch Forschungslücken vorhanden. Dieser Unteroffizier hat ihr auch stark
geholfen, die Kinder aus den Lagern zu
bringen. Es war sehr wertvoll, dass sie die
deutsche Sprache beherrschte. Es spielen
mehrere Faktoren eine Rolle und darüber
möchte ich Sie nicht übermäßig informieren, denn das würde mit den politisch historischen Zusammenhängen wahrscheinlich zu weit führen.
Ich möchte nur noch einmal auf diesen Artikel hinweisen und dass Frau ObexerBudisavljevic im Alter nach Innsbruck zurückgekehrt ist. Sie wohnte bis zu ihrem
Tode in der Anichstraße und ihr Grab ist
bis heute in den Arkaden am Westfriedhof
erhalten.
Am 3.3.2012 findet im Canisianum eine
Veranstaltung statt, wo man ihrer gedenkt.
Ich denke, dass es sehr wichtig ist, dieser
Persönlichkeit, die wirklich heldenhaftest
Kinder vor allem vor dem Ertränken gerettet hat, entsprechend zu würdigen.
Ich würde Ihnen empfehlen, sich mit einer
der nicht so populären Persönlichkeiten
des Widerstandes auseinander zu setzen
und glaube, dass es wirklich an der Zeit
ist, ihrer verstärkt zu gedenken.
Wir haben das schriftlich gemacht und ich
stehe auch gerne für Auskünfte zur Verfügung. Es ist eine Frau, auf die wir auch in
der Stadt Innsbruck besonders stolz sein
können.
Bgm.in Mag.a Oppitz-Plörer: Vielen Dank
für diese Ausführung. Es ist immer wieder
sehr interessant, sich in einzelnen Punkten mit der Stadtgeschichte vertieft auseinander zu setzen.
StRin Dr.in Pokorny-Reitter: Vor wenigen
Tagen hatte ich ein Gespräch mit einem
jungen Mann serbischer Abstimmung,
welcher in Innsbruck geboren wurde.