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Jahr: 2012

/ Ausgabe: 2012_10-Oktober.pdf

- S.49

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- 544 -

Verfolgung meiner Aussage vorübergehend
ausgesetzt wird.
Ich finde, dass es der falsche Weg ist, die
Sicherheit auf Drogenabhängige und auf die
"Marokkaner-Dealer" abzuschieben. Das
Problem ist eher, dass man keine Handhabe gegen diese Drogen-Dealer hat. Sie organisieren sich so, dass die meisten, welche den Kontakt aufbauen, überhaupt keine
Drogen in den Taschen haben, sondern nur
ihre Partner, die die Drogen heranschaffen.
Wenn sie von der Polizei kontrolliert werden, können sie maximal wegen einer minderen oder geringeren Ware festgenommen
und kurzzeitig ins Wachzimmer mitgenommen oder wegen Betruges angezeigt werden. Drogendelikte sindzu gering, um sie
vor Gericht zu bringen. Deshalb nützt auch
der Ausbau der Mobilen Überwachungsgruppe (MÜG) nichts, wenn sie gegen diese
Personen rechtlich keine Handhabe hat.
GRin Duftner: Ich würde in diese Debatte
gerne einen anderen Aspekt einbringen,
denn wir debattieren eigentlich sehr viel
über Suchtprobleme und teils verhetzerische Themen. Ich lebe seit 19 Jahren in
Innsbruck und laufe jeden Abend zu Fuß
nach Hause, da ich sehr gerne zu Fuß gehe. Dabei habe ich mich noch nie unsicher
gefühlt.
Soweit ich gehört habe, hat statistisch gesehen in Österreich eine Frau am ehesten
dann die Chance als Mordopfer zu enden,
wenn sie sich von ihrem Freund trennt.
Ich möchte jetzt zum Thema Prävention
kommen, das ich für wichtiger halte. Aufklärung und Sanktionierung von Straftaten sind
sehr wichtig. Wir sollten aber nicht vergessen, dass sie in vielen Fällen für die Opfer
keine echte Wiedergutmachung bedeuten.
Dabei denke ich zum Beispiel an sexuelle
Gewalt oder Gewalt gegen Kinder. Selbst
wenn die Täter gefunden und bestraft werden, müssen die Opfer mit den Folgen der
Taten weiterleben.
Deshalb ist es immer noch besser, wenn
man alles dafür tut, dass solche Taten verhindert werden. Meiner Meinung nach muss
daher die Prävention eine sehr zentrale
Rolle bei der Sicherheitspolitik der Stadt
Innsbruck spielen.
Was sind denn die effektivsten Dinge, die
wir als Gemeinderätinnen und GemeinderäGR-Sitzung 11.10.2012

te der Stadt Innsbruck tun können, damit
Frauen wie Männer, Alte und Junge, hier
Geborene und Zugezogene wie ich, in Innsbruck sicher leben und sich auch sicher
fühlen können?
In erster Linie sollten wir dafür sorgen, dass
alle hier lebenden Menschen den Zugang
zu jenen Gütern haben, die für ihre menschliche Existenz wesentlich sind. Weiter sollten wir uns stets um eine nachhaltige, sozial
gerechte Wirtschaftspolitik bemühen, denn
ökonomische Stabilität und sozialer Ausgleich sind wesentliche Vorbedingungen für
die Sicherheit. Nicht zuletzt können wir auch
mittels öffentlicher Dienstleistungen wesentlich zur Sicherheit in der Stadt Innsbruck
beitragen.
Mit diesen öffentlichen Dienstleistungen
meine ich die vielen Einrichtungen, bei denen die Innsbruckerinnen und Innsbrucker
Hilfe finden können (zum Beispiel das Frauenhaus, das Kriseninterventionszentrum
{KIZ}, diverse Beratungsstellen oder auch
Angebote wie das Frauen-Nacht-Taxi).
Ganz wesentlich für eine sichere Stadt ist
eine starke Zivilgesellschaft.
Wesentlich finde ich deshalb die Aufgabe,
dafür zu sorgen, dass sich Kinder in unserer
Stadt frei entfalten und zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern mit einem starken
Selbstwertgefühl heranwachsen können.
Menschen, die ein gutes Selbstwertgefühl
haben, sind konfliktfähige Menschen mit der
Fähigkeit, Konflikte zivilisiert und gewaltfrei
auszutragen und den Problemen der Drogensucht zu widerstehen.
In diesem Zusammenhang freut es mich
ganz besonders, dass wir in Innsbruck noch
dieses Jahr mit der Schulsozialarbeit beginnen werden. Wie es sich schon in Imst gezeigt hat, können unabhängige Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter an den Schulen
neben den Pädagoginnen und Pädagogen
wertvolle Präventionsarbeit leisten.
Sie können Gefahren - sei es in der Schule
oder in der Familie - rechtzeitig erkennen.
Das sind reale Gefahren, die die Menschen
empfinden und die es in unserer Gesellschaft auch gibt. Sie können Hilfestellung
geben, einzelne Familien begleiten und
dadurch wirklich Gewalt, Eskalation, Traumata oder auch Fremdunterbringungen von
Kindern verhindern.