Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2012
/ Ausgabe: 2012_14-DezemberBudget-Teil2.pdf
- S.8
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wenn Kinder, die eine andere Muttersprache haben, in den Kindergarten kommen.
Insbesondere wird das hier von einem Eck
verteufelt und gesagt, diese Kinder können
kein richtiges Deutsch. Es stimmt einfach
nicht. Die Kinder lernen im Normalfall, bis
auf wenige Ausnahmen bereits in ihrer
Kindheit Deutsch. Genau das und auch die
Grundkompetenzen in ihrer anderen Sprache, muss man im Kindergarten fördern. Wir
vergessen gerne, dass in Österreich beinahe 25 % der Kinder, die in die Volksschule
kommen, Deutsch als Zweitsprache haben.
Das ist kein Stigma, wie es oft von der rechten Seite polarisiert wird. Das ist eigentlich
ein Schatz. Es ist eine gute Fähigkeit, die
die Kinder mitbringen, die man fördern
muss. Da wo wir die Verantwortung haben,
müssen genau diese Fähigkeiten ausgebaut
werden.
Die Sozialdemokratische Partei Österreichs
(SPÖ) steht also weiterhin zur Wichtigkeit
von Kinderbildung. Im Rahmen von Kindergärten und Kinderkrippen hat ein ganztägiges, ganzjähriges und für die Eltern kostenloses Angebot stattzufinden. Ich finde es
wunderschön, dass wir dieses Ressort haben und in diesem Bereich gut weiterarbeiten können.
Gestern habe ich schon sehr viel über die
gemeinsamen, ganztägigen, inklusiven
Schulen gesprochen und gehofft, das wäre
mit der "Aktuellen Stunde" erledigt. Ich
möchte mir aber einige Nebensätze nicht
verkneifen. Es wird sehr oft diskutiert, ob
das unterschiedliche Dinge sind. Ich glaube
es sollte mittlerweile schon klar sein, dass
die gemeinsame Schule für die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) eine
Ganztagsschule und auch eine inklusive
Schule bedeutet. Das ist ein Konzept, das
gemeinsam gedacht werden muss und das
sich für uns nicht ausschließt.
Es ist eine Gesamtreform, die in unserem
Bildungssystem dringend notwendig ist. Wir
sind seit Jahrzehnten darin festgefahren. In
diesem Raum bin ich wohl jene, die noch
am "frischesten" aus diesem System
kommt. Ich habe viele gute Dinge gelernt,
aber ich weiß auch sehr gut, dass es dort
genügend Dinge gibt, die dringend in Angriff
genommen werden müssen. Dafür sind
nicht diese kleinen, schrittweisen Reformen
wie einmal in dieser Schule einen Hort anbieten oder in jener etwas mehr Nachmit-
tagsbetreuung einzuführen, notwendig. Wir
benötigen wirklich eine grundlegende Änderung, die bei der Infrastruktur, beim Ausbau
von Schulsozialarbeit anfängt und die viel
weiter geht. Wir brauchen eine Änderung,
die in die tiefe Struktur von Lehrplänen eingreift. Dass das natürlich Angelegenheit des
Bundes ist, ist mir schon klar. Trotzdem
können wir als Stadt Innsbruck dazu Stellung beziehen.
Ein weiterer Punkt, der eventuell den etwas
Konservativeren unter ihnen aufstoßen wird,
ist der, dass Bildungspolitik auch Gesellschaftspolitik ist. Wir können Bildungspolitik
nicht getrennt davon betrachten, wie unsere
Gesellschaft aufgebaut ist, sondern das
greift ineinander.
Deshalb will ich an dieser Stelle auch die
Ausbildungsgarantie ansprechen, die in Österreich ein wirklich wunderbares Konzept
ist. Wir haben eine Jugendarbeitslosigkeit,
die im Schnitt der Europäischen Union (EU)
unglaublich gering ist. Unser Konzept, das
mittlerweile sogar schon bei der Europäischen Kommission angekommen ist, ist eine Jugendgarantie, die europaweit Modell
sein könnte und sollte. Das hat vielleicht
nicht direkt mit der Stadt Innsbruck zu tun,
aber ich bin überzeugt, dass wir die Verantwortung haben, unseren Jugendlichen
Lehrplätze anzubieten, die eine Qualität
aufweisen. Das sollten Lehrplätze in produzierenden Betrieben sein, die auch gut bezahlt sind. Wir haben auch die Verantwortung, dass diese Jugendlichen nach der
Ausbildung in einer Lehre, nach einem Universitätsstudium Arbeitsplätze haben, die
gut bezahlt und qualitativ hochwertig sind.
Insofern hat ein Betriebsansiedlungskonzept für mich etwas mit Bildungspolitik zu
tun.
Was wir auch vorantreiben müssen, ist der
Bereich der Tiroler Fachberufsschulen (TFBS), der in die Zuständigkeit des
Landes Tirols fällt. Hier ist, in Kooperation
mit dem Land Tirol, darauf zu achten, dass
die Infrastruktur in den Berufsschulen der
Stadt Innsbruck sichergestellt ist, denn dort
sieht es derzeit ziemlich dürftig aus.
Nun noch ein kurzer Ausflug in den tertiären
Sektor. GR Jahn, keine Angst, ich werde
jetzt keine Grundsatzdebatte über Studiengebühren oder Zugangsbeschränkungen
beginnen. Es sollte aber schon im Interesse
GR-(Budget-)Sitzung 14.12.2012 (Fortsetzung der am 13.12.2012 vertagten Sitzung)