Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2018
/ Ausgabe: 2018-12-14-GR-Protokoll-Budget-2.Teil.pdf
- S.41
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Dann die Familienberatungen: Es wird gesagt, dass man die Gewalt an Frauen bekämpfen will. 18.000 Familien sind von den
Kürzungen an Familienberatungen betroffen, unter anderem auch unser Arbeitskreis
für Emanzipation und Partnerschaft, der
diese Beratungen anbietet.
Gewalt ist bedauerlicherweise alltäglich in
Österreich. Gewalt an Frauen hat sich in
den letzten zwei Jahren mehr als verdoppelt. Allein im letzten Jahr wurden in diesem
Land 36 Frauen von ihren Lebenspartnern,
Ehemännern oder Ex-Partnern ermordet. Im
Jahre 2015 hatten wir 17. Weitere
41 Frauen wurden Opfer eines Mordanschlages, den sie zum Glück überlebt haben. Das katapultiert jetzt Österreich an
eine Spitzenstelle innerhalb der EU, gemeinsam mit zwei anderen Ländern sind wir
auf Platz eins bei den Ländern, in denen
mehr Frauen ermordet werden als Männer.
Normalerweise richtet sich die Gewalt, die
von Männern ausgeübt wird, in erster Linie
gegen Männer und dann erst gegen Frauen.
Österreich gehört aber zu einem dieser Länder weltweit, in dem mehr Frauen ermordet
werden als Männer. Ich würde jetzt gerne
erzählen, wie toll wir hier in Innsbruck sind.
Nach 17 Jahren ist es uns gelungen, dass
wir im August 2019 das neue Frauenhaus
eröffnen. Wir werden dort doppelt so viele
Plätze haben wie jetzt. Zum ersten Mal werden wir auch einen Platz für Frauen mit Behinderungen haben, die doppelt so häufig
von häuslicher Gewalt betroffen sind. Ich
würde gerne sagen: "Super, wir machen
Fortschritte". Nur wenn sich die Gewalt innerhalb von zwei Jahren mehr als verdoppelt, wäre es an der Zeit, schon das nächste
Frauenhaus zu bauen.
Leider ist es traurig, dass man seine Erfolge
nicht einmal genießen kann, weil eben so
viel passiert.
Gleichzeitig führen die Kürzungen bei diesen Frauenorganisationen, bei denen
Frauen ehrenamtlich und mit minimalen
Förderungen arbeiten und dabei einen sehr
großen gesellschaftlichen Fortschritt vorantreiben, zu weiteren Abhängigkeiten. Hier
einige Beispiele: One-Billion-Rising, die sich
speziell dem Thema Gewalt gegen Frauen
und Beendigung der Gewalt an Frauen widmet - die Förderung wurde vom Bund gestrichen. Dann auch Polizeischulungen, wo es
GR-(Budget-)Sitzung 14.12.2018
darum ging, PolizistInnen zu sensibilisieren,
wie komplex dieses Thema ist, da wurden
die Förderungen auch vom Bund gestrichen. In Tirol werden sie aber trotzdem fortgesetzt.
Eigentlich steht das alles ganz klar im Widerspruch zu dem, was der Bund behauptet
erreichen zu wollen.
Wie bei der Mindestpension-neu, die wieder
weitere finanzielle Abhängigkeiten schafft.
Gerade Frauen bringen fast nie die 40 Arbeitsjahre zusammen. Oder der 12-Stunden-Tag, bei dem die Arbeitszeitflexibilisierung ausgebaut wird, die meistens von
Männern wahrgenommen wird. Frauen werden wieder mehr in die unbezahlte Arbeit
verdrängt. Denn wenn man zwölf Stunden
arbeitet, wer kümmert sich dann um die Kinder? Das werden wieder wahrscheinlich die
Frauen unbezahlt übernehmen. Weiters
wurde die Nachmittagsbetreuung in den
Schulen gekürzt.
Die Gleichstellung wurde als Unterrichtsprinzip gekippt. Das war die Bewusstmachung von alltäglichen Formen der Gewalt
und Sexismus in der Schule, am Arbeitsplatz und in den Medien. Es gibt auch den
Angriff auf die geschlechtergerechte Sprache in Bildungseinrichtungen, Universitäten
und im Bundesministerium für Landesverteidigung, wo sie nicht mehr verwendet werden darf. Es gibt genug Studien, dass, wenn
man nur die männliche Form verwendet, oft
die Frauen unter die Räder kommen und
vergessen werden. Das sind alles Rückschritte.
Wir müssen wirklich sehr aufpassen, dass
wir all das, was wirklich mühsam über
100 Jahre erkämpft worden ist, nicht wieder
verlieren. Ich war vor kurzem bei einem Vortrag von AktivistInnen aus Polen, die ja
auch diesen Rückschritt erleben. Die haben
gesagt, dass man es nur noch so nennen
kann: "Unsere Regierung hasst Frauen".
Die Maßnahmen, die da passieren, gehen
einfach schon so weit. Das ist leider traurige
Tatsache im 21. Jahrhundert, deswegen bin
ich überhaupt nicht dafür, dass man all das,
was vom Bund gekürzt wird, sofort übernimmt.
Es ist nicht gut, nur weil der Bund gewisse
Maßnahmen einstellt, wie z. B. Förderung
der Betreuung von drei bis fünfjährigen Kin-