Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2020
/ Ausgabe: 2020-11-19-GR-Protokoll.pdf
- S.36
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Der Masterplan ist ein strategisches Arbeitsprogramm für die nächsten zehn Jahre und
eine politische Leitlinie für unsere individuellen Projektentscheidungen. Er ersetzt nicht
die Vorlage von Bauprojekten im Stadtsenat, die Vorlage von Verkehrsregelungen
im Ausschuss für Umwelt, Energie und Mobilität und im Gemeinderat der Stadt Innsbruck oder die Befassung des Projektbeirates ab 1 Mio. Euro. Er ist eine Leitlinie für
unser politisches Agieren, aber auch ein
Auftrag und eine Handlungsanweisung für
viele MitarbeiterInnen im Stadtmagistrat, die
an der Umsetzung dieses Masterplans mitwirken werden und müssen. Zwei Personen
können keine Radwege bauen und die Umsetzung dieses gesamten Planes bewerkstelligen, da braucht es mehr, und da werden auch viele gerne mitarbeiten.
Die Vision des Masterplans ist es, das Fahrrad im Bewusstsein aller Verkehrsteilnehmenden in der Praxis als gleichberechtigtes
Verkehrsmittel wahrzunehmen und anzuerkennen. Das Ziel ist, den Alltagsradverkehr
in der Stadt Innsbruck auf einen 20 %-Anteil
zu erhöhen und viele RadfahrerInnen aus
dem Umland zu gewinnen. Die PendlerInnenproblematik werden wir alleine mit dem
öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)
nicht bewältigen können. Dazu ist das Gefäß "Stadt" zu klein. Die Bewältigung des
Busverkehrs im Stadtgebiet ist irgendwann
begrenzt.
Zur Aufrechterhaltung der Mobilität und der
Lebensqualität in der Stadt wird es notwendig sein, viele Personen aus dem Umland
zum Radverkehr zu bringen.
Was braucht es dafür? Menschen, die jetzt
schon viel mit dem Rad fahren, aber mit
manchen Situationen unzufrieden sind.
Menschen, die deshalb noch nicht fahren,
weil sie sich angesichts der Infrastruktur zu
unsicher fühlen. Menschen, die das Rad
noch gar nicht entdeckt haben. Diese wollen
wir aber gewinnen und auf das Rad bringen.
Wir müssen das Radwegenetz ausbauen,
d. h. vorhandene Lücken schließen und
neue Gebiete erschließen. Hier denke ich
an das Umland, was unseren Gemeindeteil
betrifft. Wir müssen darauf schauen, dass
wir gute, tatsächliche und subjektive Sicherheit im Radverkehr anbieten. Wir müssen
uns das Geschwindigkeitsregime in der
GR-Sitzung 19.11.2020
Stadt ansehen. Es ist seit vielen Jahren unbestritten: Je mehr sich die Geschwindigkeit
aller VerkehrsteilnehmerInnen aneinander
angleicht, umso sicherer wird es für alle!
Wichtig ist auch, den Winterradverkehr zu
heben. Es bringt uns nichts, wenn alle nur
im Sommer radeln und im Winter mit dem
Auto oder mit Bussen, deren Kapazitäten
räumlich begrenzt sind, fahren. Wir müssen
einfach darauf schauen, dass wir ein attraktives Angebot für die diversen Zielgruppen,
die ich vorhin angesprochen habe, schaffen
können.
Innsbruck ist aufgrund seiner Größe und
seiner Topographie nicht nur eine sehr fußgängeraffine Stadt, sondern auch eine radaffine. Gerade mit der Elektromobilität ist es
heute auch kein Problem mehr, die Stadtteile in Höhenlagen gut und ohne Schweißausbrüche mit dem Fahrrad zu erreichen.
Das beachtetste Kapitel wird die Infrastruktur und der Ausbau des Radwegenetzes
sein. Das sind über weite Strecken die kostenintensiven Bereiche. Nicht alle Lückenschlüsse sind kostenintensiv. Ich denke an
Fahrradstraßen. Fahrradstraßen sind für
alle das gelindeste Mittel. Sie
beeinträchtigen weder die anderen VerkehrsteilnehmerInnen, noch nehmen sie anderen irgendetwas weg.
Es gibt die Alternative der Fahrradstraße oder die Möglichkeit, in einer Straße Mehrzweckstreifen zu machen, wobei hier Parkplätze wegfallen. Fahrradstraßen ermöglichen alles. Radfahren gegen die Einbahn
braucht einen Strich, eine Verordnung und
ein Hinweisschild. Dieser Radmasterplan
beinhaltet viele und teilweise sehr große
Projekte. Insgesamt handelt es sich um 23
Lückenschlüsse im höherrangigen Radnetz,
und um zwei Anbindungen an die Mittelgebirgslagen im Süden, nämlich Aldrans, Lans
und Igls, und weiter westlich Richtung Natters und Mutters. Weiters sind 37 Einzelmaßnahmen im lokalen Netz enthalten, die
dazu beitragen würden, ein lückenloses
Netz im Stadtgebiet, aber auch darüberhinaus, anzubieten.