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Jahr: 2022

/ Ausgabe: 2022-10-25-GR-Protokoll.pdf

- S.35

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- 838 -

Hälfte die mit der Errichtung und Abwicklung dieses Vertrages verbundenen Kosten
und Gebühren.
Dieser Beschluss gilt vorbehaltlich der Genehmigung der außerplanmäßigen Mittelverwendung in Höhe von € 5.000,-- (Kosten
und Gebühren) gemäß dem beigeschlossenen Antrag an den Ausschuss für Finanzen,
Subventionen und Beteiligungen.
Bedeckung: Haushaltsstelle Vp. 1/429000640000.
GRin Bex, BSc: Da wir zusammen mit der
Caritas Tirol die Hälfte der Geschäftsanteile
an der Tiroler Sozialmärkte - gemeinnützige
Lebensmittelversorgungs GmbH (TISO) halten, möchte ich die Gelegenheit nutzen und
uns alle einladen, auch über eine Neukonzeptionierung nachzudenken. Ich glaube, es
gibt jetzt die Chance!
Wir haben schon in der Aktuellen Stunde
darüber gesprochen, dass starke Teuerungen auf die Bevölkerung zukommen. Eine
Neuausrichtung dieses Marktes wäre angebracht. Ich möchte aber ein Lob an alle
haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen
dieser Einrichtung voranstellen.
Es hat vor einigen Wochen auch einen Bericht in den Tiroler Medien darüber gegeben. Es wurde genau herausgearbeitet, wo
die Knackpunkte liegen. Diese Einrichtung
ist Brücke zu den Sozialvereinen und auch
direkt eine Ansprechpartnerin für die von Armut betroffenen Menschen. Nur eine Einrichtung in der Stadt Innsbruck, nur an
einem Standort ist bei dem Einzugsgebiet,
das wir haben, schlichtweg zu wenig. Es
wurden bisher 3.000 Bezugskarten ausgegeben. Dazu möchte ich nun einige Zahlen
nennen.
Wenn wir davon ausgehen, dass wir etwa
130.000 Menschen in Innsbruck mit Hauptwohnsitz haben, dann gelten davon ca.
20.000 Menschen - das sind 15 % - als armutsgefährdet. Zudem kommt ein immer
größer werdender Anteil an Menschen, die
arbeiten und sich dennoch das Leben nicht
mehr leisten können. Auch das sind 10 %
nach den Ermittlungen aus der Studie "Armut und soziale Eingliederung in Tirol" aus
dem Jahr 2020. Somit haben wir einen sehr
hohen Anteil an von Armut betroffenen
Menschen und es besteht in diesem Bereich großer Handlungsbedarf.
GR-Sitzung 25.10.2022

Demnach ist es wichtig, dass wir gegen die
Stigmatisierung und Trennung der Gesellschaft arbeiten und sie nicht weiter forcieren. Viele der BesucherInnen der TISO sind
BezieherInnen von Mindestpensionen, die
jahrelang in dieser Armutsfalle bleiben. Ich
glaube, es ist unser aller Auftrag, da anzupacken.
Zudem möchte ich auch auf die Öffnungszeiten hinweisen. Es ist von Montag bis
Freitag am Vormittag und am Mittwoch am
Nachmittag geöffnet. Auch da ist noch Luft
nach oben und wir sollten uns für die Zukunft etwas überlegen.
Ich möchte einen weiteren wichtigen Punkt
nennen, nämlich die Einkommensgrenze
der BezieherInnen im TISO. Hier gehörten
dringend die Einkommensgrenzen angepasst. Es gibt momentan die Grenze von
€ 950,-- bis € 1.000,-- für einen Einpersonenhaushalt und 1.200,-- für einen Zweipersonenhaushalt. Die Armutsgefährdungsgrenze liegt aber darüber, nämlich bei
€ 1.286,-- pro Monat.
Man sieht, da gibt es ein großes Loch und
wir sollten über die reden, die über der Einkommensgrenzen liegen. Für mich stellt
sich die Frage, ob man das überhaupt so
eng fassen muss. Ich würde den Markt auch
gerne als Ort der sozialen Interaktion und
des Austausches sehen.
Damit komme ich zum neuen Programm der
Tiroler Landesregierung, die in ihren Kapiteln "Soziales" und "Integration" festhält,
dass sie zivilgesellschaftliche Projekte wie
Sozialmärkte, Repaircafès, Bücher- und
Tauschbörsen stärken und ausbauen will.
Ich finde, da hätten wir mit den Kooperativen unserer Stadt große Chancen. Wir haben ja beispielsweise den Reparaturverein,
den Leihladen, den Kost-Nix-Laden, dem
gerade im Ausschuss für Soziales und
Wohnungsvergabe eine Förderung genehmigt wurde, eine Bibliothek, aber auch die
Innsbrucker Soziale Dienste GmbH (ISD),
die mehr und mehr im Bereich Stadtteilkoordination und Quartiersarbeit tätig ist.
Ich finde, all diese PartnerInnen gehören an
einen Tisch geholt, damit darüber nachgedacht werden kann, wie sich der Tiroler Sozialmarkt neu entwickeln kann, um zu erreichen, dass er ein Ort des Miteinanders und
der sozialen Interaktion und nicht der Ausgrenzung wird.