Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2020
/ Ausgabe: 06-Protokoll-16-07-2020_gswklein.pdf
- S.17
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Wir werden solche Anträge im kommenden
Herbst einbringen. In anderen Städten in
Europa funktionieren diese Lösungen super
und finden nach einer gewissen Umstellungsphase auch eine große Akzeptanz in
der Bevölkerung. Das ist ganz sicher die
Zukunft, aber nicht überall und flächendeckend, sondern in ausgewählten Bereichen.
GRin DIin Achhorner: Den Raum fair teilen
beginnt bereits hier im Gemeinderatsaal. Ich
fühle mich in der Kabine aus Plexiglas nicht
wirklich wohl. Herr Bürgermeister, Sie haben bei Ihrem Pult einen Abstand und können Ihre Freiheit genießen. Es ist schade,
dass man nicht wie der Tiroler Landtag die
Gelegenheit nützt, im Congress Innsbruck
die Sitzungen abzuhalten, denn dort sind
Lösungen mit Abstand möglich. Es wäre
dann auch machbar, bei Abgabe einer
Wortmeldung aufzustehen. Wir werden aber
die heutige Sitzung durch Trennung der
Mandatare mit Plexiglas über die Bühne
bringen.
Als Architektin sehe ich den Slogan den öffentlichen Raum fair teilen auch aus der
städteplanerischen Sicht. Erst während des
Lock-Downs wurde uns wirklich der Unterschied zwischen öffentlichem und privatem
Raum bewusst. Man konnte diese Spannung förmlich spüren. Der öffentliche Raum
durfte nur noch aus bestimmten Gründen
betreten werden. Daher hat sich damals die
Frage des FAIRteilens gar nicht gestellt.
Das bedeutet daher, dass wir für dieses
Thema Freiheit benötigen, dann das ist die
Grundlage für faires Teilen.
Gott sei Dank haben wir unseren öffentlichen Raum wieder bekommen. Das Zuhause ist ein gewisser Zufluchtsort geblieben, was wir nicht vergessen dürfen. Der öffentliche Raum einer Kommune ist von der
Stadtplanung geprägt. Wir müssen die Stadt
nicht neu erfinden, denn es gibt sie schon.
Ich möchte auf einige Versäumnisse eingehen, aber auch Erfolge und Chancen in dieser Stadt aufzählen.
Zuerst möchte ich auf die Lebensader des
Inns hinweisen. Der Fluss ist auch ein öffentlicher Raum. In früheren Zeiten war er
Wirtschaftsmotor und Tranportmittel. Heute
ist der Inn ein natürlicher Lebensraum, der
uns frische Luft, Wasser und Erholung
bringt. Der Fluss hat eine große Bedeutung
GR-Sitzung 16.07.2020
für die Pflanzen- und Tierwelt und ist international anerkannt als Brut-, Durchzug- und
Überwinterungsgebiet für Vögel. Wo spürt
man den Fluss wirklich? Es gibt einen gelungenen Radweg, der durch die Stadt führt.
Das möchte ich hier wirklich positiv herausstreichen, denn nur so kann man den Inn
wirklich spüren. Daher hat dieser Radweg
eine besondere Qualität sowohl für Freizeitals auch für Arbeitswege.
Es wurde in dieser Stadt schon über Jahre
versucht, Innsbruck an den Inn zu bringen.
Dafür gibt es bereits mehrere Projekte, die
aber immer nur im Ansatz verfolgt wurden.
Bei Wohnbebauungen in der Reichenau oder im Olympischen Dorf ist dies ein wenig
gelungen. Auch der Marktplatz ist wirklich
direkt am Inn. Leider gibt es aber auch einige vergebene städteplanerische Chancen.
Einige Protagonisten in diesem Haus kennen die Gutachten dazu. Vielleicht sollten
wir nicht vergessen, dass der Inn eine Lebensader in unserer Stadt darstellt.
Vergebene Chancen sehe ich auch bei den
Sichtachsen und Passagen in dieser Stadt.
Vor vielen Jahren gab es ein großzügiges
Projekt vom Rathaus zum Hauptbahnhof.
Ein Versuch wurde unternommen, der aber
beim Bau des Kaufhauses Tyol gestoppt
wurde. Derzeit kann man gut sehen, wenn
Geschäfte in der untersten Ebene geschlossen haben, dass keine Durchquerung des
Einkaufszentrums möglich ist.
Das neue Projekt der Raiffeisen Landesbank (RLB) in der Adamgasse könnte eine
Öffnung bieten. Das Arbeiten an dieser großen Passage ist daher wieder in die Nähe
gerückt. Die Rathauspassage mit den Rathausgalerien ist wirklich ein international anerkanntes Projekt. Ich möchte hier einige
Vorteile dieses Baus herausstreichen. Die
perfekte Kombination der Funktionen in
dem Haus ist zu erwähnen.
Wir sprechen von einem öffentlichen Raum,
der gemeinschaftlich benützt wird, sowohl
von der öffentlichen Verwaltung mit ihren
Büros, zum Einkaufen, zum Essen, aber
auch zum Parken. Das ist vor allem für jene
Menschen wichtig, die von weiter her kommen. Das Objekt ist eine gelungene Mischung für Erledigungen und zwischenmenschliche Treffen. Wir sprechen von einem Ausgangspunkt für alle Erledigungen in
der Stadt Innsbruck.