Gemeinderatsprotokolle seit 2002

Jahr: 2023

/ Ausgabe: 08-2023-07-24-GR-Protokoll-Sonder.pdf

- S.6

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 08-2023-07-24-GR-Protokoll-Sonder.pdf
Ausgaben dieses Jahres – 2023
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
- 896 -

- durch die Haftungsverhältnisse - auch längerfristig die Stadt Innsbruck vor der Zahlungsunfähigkeit zu bewahren."
Das waren Zeitungsberichte von damals,
damit man sich vorstellen kann, in welcher
Situation diese Ausgründung vorgenommen
wurde. Das war sicher nicht lustig, nicht angenehm. Auch für die Mitarbeitenden war es
eine sehr schwierige Situation, weil man in
weiterer Folge auch entsprechende Personalreduktionen durchführen musste.
Wir haben noch MitarbeiterInnen, die diese
Zeit erlebt haben. Wenn man sie fragt,
möchte man es kaum glauben: Es gab kein
Geld, um vernünftige Werkzeuge und Fahrzeuge zu kaufen. Erst im Laufe einer harten
Sanierungsphase war es nach einigen Jahren soweit, dass sich das Unternehmen aus
eigenen Mitteln entwickeln konnte.
Die Devise damals war, wie ich vorher
schon angesprochen habe, "Kosten runter"
und "Tarife anheben". Es musste eine finanzielle Situation erreicht werden, damit man
zu einer roten oder schwarzen Null kommt.
Dann kann man all das tun, was man tun
muss, wenn man Versorgungssicherheit
aufbauen und gewährleisten will. Dazu
braucht man Geld und das muss vorher erwirtschaftet werden.
Nach einigen Jahren ist man dann von
einem Nullergebnis auf ein Ergebnis irgendwo in der Größenordnung von
€ 20 Mio. gekommen. Sehr wichtig für die
Finanzkraft, um eigene Investitionen zu
stemmen, ist auch die Eigenkapitalquote.
Diese war am Anfang bei 27 % und ist
dann, wie heute auch noch, auf über 60 %
angestiegen. Die Sanierungsphase begann
im Jahr 1994 und dauerte bis Anfang der
2000er-Jahre.
Anfang der 2000er-Jahre und schon etwas
vorher mit entsprechenden Vorbereitungen,
kam es dann zur Liberalisierung, zur Öffnung des Strommarktes. Vorher - darauf
wird Mag. Nagele eingehen - hat es Behörden gegeben, die die Strompreise festgesetzt haben. Mit 01.10.2001 kam es dann
zur vollständigen Öffnung des Strommarktes in Österreich. Das heißt, alle Haushalts-,
Gewerbe- und IndustriekundInnen können
sich die LieferantInnen für die elektrische
Energie selbst wählen.

(Sonder-)GR-Sitzung 24.07.2023

Das war einer der wichtigsten Grundsätze
der EU: Die Liberalisierung der Märkte. Hier
umgesetzt für das wichtigste Infrastrukturgut, das wir letztendlich haben.
Wenn man sich in die Zeit zurückversetzt,
hat diese Liberalisierung zu extremen Verunsicherungen in der Branche geführt. Man
wusste nicht, was das für die EnergieversorgerInnen, für die Stadtwerke bedeutet. Es
hat Prophezeiungen gegeben, dass es nach
einigen Jahren keine Stadtwerke mehr geben wird. Diesbezüglich muss man wissen,
dass es in Deutschland an die 1.400 Stadtwerke gegeben hat. Damals war die allgemeine Meinung, die natürlich in Österreich
auch zum Meinungsbild gehörte, es wird
keine Stadtwerke mehr geben. Noch extremer, es wird in Mitteleuropa vielleicht nur
noch drei oder vier große Energiekonzerne
wie EON, ERW, Wattenfall geben. Alle anderen Unternehmungen, die wir als groß bezeichnen, die Energieversorger in Österreich aber auch in Deutschland, wird es
nicht mehr geben.
So war damals die Stimmungslage. Es war
also eine große Verunsicherung in der
Branche. Parallel dazu waren die Finanzen
der Landeshauptstadt Innsbruck noch nicht
saniert. Alt-Bgm. DDr. van Staa und seine
Gefolgschaft haben diese beiden Situationen damals sehr gut ausgenützt und kombiniert. Einerseits gab es die Verunsicherung
bei der TIWAG und andererseits den Finanzbedarf der Stadt zur teilweisen Sanierung der Stadtfinanzen.
Es wurde also die Lage gut genutzt und
letztendlich ist die TIWAG dann im
Jahr 2002 mit 25 % plus einer Aktie eingestiegen. Im Jahr 2006 wurde auf 50 % minus einer Aktie aufgestockt. Das heißt, die
Stadt Innsbruck hatte vorher 100 % der Aktienanteile. Nach Abschluss dieser beiden
Transaktionen hält die Stadt Innsbruck bis
heute einen Anteil von 50 % plus einer Aktie
an der IKB.
Natürlich hat sich die TIWAG aufgrund des
sehr hohen Kaufpreises, bestimmte Rechte
gesichert, primär am Stromgeschäft, denn
das war ihr Hauptinteresse. Man nannte es
damals Tiroler Stromlösung. Eine Lösung
eben, bei der die TIWAG auf das Stromgeschäft der IKB und damit auf das Stromgeschäft in der Landeshauptstadt Innsbruck
entsprechend Einfluss nehmen kann. Auf