Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2009
/ Ausgabe: 08-Juli.pdf
- S.65
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Fachdiskurs einer bestimmten Breite und
Tiefe.
Wir haben immer gesagt, dass man von
diesen Ergebnissen abweichend nicht
etwas beschließen kann, weil man es sich
gerade politisch einbildet, sondern nur auf
der Basis eines Diskursprozesses von
vergleichbarer Breite und Tiefe. Das war
der Grund, warum ich zum Beispiel im
Bauausschuss im April 2009 die Wohlmeinung zur Erstellung eines solchen
Bebauungsplanes abgelehnt habe.
Mittlerweile liegt aber eine Selbstverpflichtung, die vom Investor unterschrieben
wurde, vor, dass er der Einrichtung eines
temporären Fachbeirates, welcher unter
kritischer Reflexion der Ergebnisse der
Hochhausstudie dieses Projekt noch
einmal bearbeitet, und dann den politischen Gremien abschließende Empfehlungen ausspricht, zustimmt. Das hat er
vorher nicht getan.
Für mich ist damit die wesentliche
Voraussetzung erfüllt, dass man dieses
Projekt noch einmal überdenkt und mit
einem hoch qualifizierten Fachbeirat
macht. Die Namen des Fachbeirates
stehen noch nicht fest, aber die Entsendungsberechtigten. Ich gehe davon aus,
dass sowohl die Stadt Innsbruck, das aut.
architektur und tirol, die Architektenkammer als auch der Investor qualifizierte
Leute entsenden werden. Wir werden
daher in absehbarer Zeit eine sehr
qualifizierte Empfehlung basierend auf der
Hochhausstudie haben, dass wir entweder
begründend von ihren Ergebnissen
abweichen sollen oder auch nicht.
Bezüglich des Ergebnisses bin ich völlig
offen, aber für mich ist dieser Diskursprozess wichtig. Das ist die erste Voraussetzung.
Die zweite Voraussetzung ist ebenfalls
anknüpfend an die Hochhausstudie: Unter
dem Titel "Urbanissima" waren besonders
hohe Bauten erwähnt. Es war immer
davon die Rede, dass diese eine gewisse
öffentlich relevante Nutzung haben sollen.
Diese Meinung teile ich. Wenn ein
Gebäude keine öffentlich relevante
Nutzung hat, ist ein 60 m Turm eine
theatralische Geste, aber kein formaler
Ausdruck einer Funktion, die ein solches
Gebäude hat.
GR-Sitzung 9.7.2009
Man kann schon argumentieren - das hat
der planende Architekt getan -, dass es an
dieser Stelle als Verbindungsglied
zwischen dem Bürgergarten und der
neuen Bebauung am Bahnhofsplatz und
Frachtenbahnhof, ein urbanes, markantes
Zeichen wie diesen Doppelturm verträgt.
Ich möchte schon an den Ergebnissen der
Hochhausstudie festhalten, dass natürlich
nicht jede x-beliebige Nutzung einen 60 m
Turm als architektonisches Zeichen seiner
Bedeutung verdient. Sonst stehen plötzlich
zwanzig Investoren vor der Türe und
hätten gerne irgendwo einen Turm
errichtet, weil sie Architektur-Branding
betreiben wollen. Das ist zwar in San
Gimignano recht schön, aber in der Stadt
Innsbruck muss ich das nicht haben.
Daher hat der Investor nicht ganz unberechtigt immer gesagt, dass ihm nur
wegen seiner schönen blauen Augen die
Mieter nicht zuströmen werden und er eine
gewisse Sicherheit, dass er auch bauen
darf, braucht, wenn er schon repräsentative Mieter anschleppen soll. Das ist eine
gewisse Wechselbeziehung zwischen dem
erzielbaren Nutzungsmix und dem, wie
das Gebäude möglicherweise dann
aussehen kann.
Unter der Voraussetzung der Einrichtung
eines Fachbeirates bringt es mich dazu,
dass wir diesen Bebauungsplan auflegen
und dann wird der Investor zeigen, was er
kann. Entweder es gibt in absehbarer Zeit
auch perspektivisch Nutzungen für dieses
Gebäude, die einen 60 m Turm verdienen
oder auch nicht. Das wäre nicht der erste
Bebauungsplan, der aufgelegt aber nie
beschlossen wurde. Hier bin ich auch
bezüglich des Ergebnisses offen.
Jetzt sind der Investor und Bauausschuss
dabei, einen Schritt aufeinander zuzugehen und diesen Bebauungsplan neu
aufzulegen. Der Fachbeirat wird eingerichtet und nach relativ kurzer Zeit wird man
aufgrund einer fundierten Diskussion
sehen, wie nach Vorliegen der Ergebnisse
des Fachbeirates und der Bemühungen
des Investors, einen Nutzungsmix zu
erreichen, der auch einen 60 m Turm als
architektonisches Zeichen seiner Funktion
verdient, weiter vorgegangen werden soll.
Das ist für mich der Grund, warum ich jetzt
ohne Gewissensbisse der Auflage eines