Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2006
/ Ausgabe: 08-Oktober-Fortsetzung.pdf
- S.36
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Anträge in der Stadt Linz, der Stadt Graz
und der Stadt Wien zur Diskussion.
StR Dr. Pokorny-Reitter: Ich wollte mich
zuerst nicht zu Wort melden, aber diese
Diskussion hat mir ein bisschen zu denken
gegeben. Es ist dies eine polarisierende
Diskussion, wo mitunter Jung und Alt
gegeneinander ausgespielt werden. Es
kommen auch Wortmeldungen, dass
sozusagen dann, wenn man Menschen ich glaube, dass speziell die Jungen damit
gemeint sind - in Parks und Wiesen lässt,
dort nur die Müllhalden übrig bleiben und
dass man am nächsten Tag aufräumen
muss.
Es stimmt, Bgm.-Stellv. Dipl.Ing. Sprenger, dass das die Realität ist.
Das ist oft so, gerade in der warmen
Jahreszeit. Ich kann das von der MariaTheresien-Straße auch erzählen. Ich
möchte aber schon eines sagen, dass das
nicht irgendwelche Leute sind, die vom
Mars kommen oder mit denen wir alle
nichts zu tun haben, sondern das sind
unsere Kinder und Jugendlichen, die sich
dort aufhalten. Mit unseren Kindern und
Jugendlichen müssen wir in einer offenen
und diskursiven Art und Weise umgehen,
nur dann werden wir erreichen, dass sie
Regeln einhalten. Wir müssen mit den
Jugendlichen Kompromisse schließen. Wir
werden auch einmal nachgeben müssen.
Die Jugendlichen werden auch nachgeben
und etwas einsehen müssen.
Aber wenn das so polarisiert wird, dass
das jene Jugendlichen sind, die uns alles
versauen, deshalb geht das nicht und wir
können das nicht machen, werden wir
sicher eine Situation erreichen, die nicht
dazu führt, dass sich das Ganze bessert.
Ich kann das Verbot beim Rathausturm
nachvollziehen, das ist mir klar, aber das
führt z. B. auch dazu, dass eine Gruppe
von fünf harmlosen Mädchen, die nicht
einmal eine Bierflasche mit haben, nicht
auf der Stiege sitzen darf. Diese werden
von der Security einfach verjagt. Das ist
nicht nur einmal passiert, sondern das war
mehrmals der Fall, denn ich kann Zeuginnen nennen. Diese Mädchen sagen auch,
dass sie nichts tun und wieso dürfen sie
nicht ganz normal auf der Stiege sitzen.
Es geht mir einfach nicht gut dabei. Auf
diese Art und Weise führen wir zwischen
den so genannten alten Erwachsenen, die
sagen, dass sie die Regeln einhalten
müssen, die sie auch gelernt haben und
daher gilt das auch für die Jungen und
zwischen den Jungen, die noch impulsiver
sind und mehr wollen, einfach Wände und
Diskrepanzen ein. Genau das, was in der
Literatur damit beschrieben wird, wo es
zur Auflehnung und zu großem Widerstand kommt. Es gibt einen Begriff dafür
und dieser ist speziell auf Wohnviertel
bezogen, der "Broken Windows" heißt.
Das kann man auch auf den öffentlichen
Raum beziehen. Es gibt dann dort auch
einen Vandalismus, vor dem ich warne.
Ich warne davor, wenn es uns nicht
gelingt, mit den jungen Menschen in einen
Diskurs zu treten und ihnen zu sagen, was
wir von ihnen wollen oder nicht wollen und
was wir uns erwarten und dem auch
nachzugehen. Dafür appelliere ich in jeder
Beziehung.
Noch einmal zum Englischen Garten,
denn dort ist jetzt viel im Zusammenhang
mit der Hungerburgbahn möglich gewesen. Der Englische Garten ist nicht der
tolle Garten, wie der Hofgarten, wie es
Bgm.-Stellv. Dipl.-Ing. Sprenger geschildert hat, denn er hat lange nicht diese
Qualität. Es gibt viele junge Leute, die dort
waren und die diesen Garten ganz normal
als Fläche benützt haben. Natürlich hat es
einige gegeben, die den Dreck dort liegen
gelassen haben. Nur, mit dem Verbieten
des Benützens regeln wir gar nichts, weil
es dann wieder ein anderer Platz ist, der
sich auftut. Es gibt keine Möglichkeit, denn
ich glaube, dass man viel offensiver in
einen Diskurs mit den Jugendlichen treten
müsste.
StR Mag. Oppitz-Plörer: Nachdem wir
doch in eine tiefschürfende Diskussion
über die Jugend, die Stellung und die
Rechte der Jugend kommen, ist es mir
doch ein Anliegen, etwas zu erzählen. Wir
haben die ganze letzte Woche Jugendliche in der Stadt Innsbruck für unser
Projekt "Forum Politik" gehabt. Das war
als Konferenz für "Jugend als Expertinnen
und Experten" zusammen geschalten. Die
Landesjugendreferenten aus ganz
Österreich haben hier im Gemeinderatssaal die Eröffnung und die Vorträge von
Sozialarbeiterinnen von Deutschland usw.
gehabt.
GR-Sitzung 23.11.2006 (Fortsetzung der am 19.10.2006 unterbrochenen Sitzung)