Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2015
/ Ausgabe: 08-Protokoll_15.10.2015_gsw.pdf
- S.42
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be, dass man die Ausweitung des HandelsKonsums bis 23:00 Uhr an diesen Abenden
durchaus kritisch hinterfragen sollte. Inwieweit wollen wir das überhaupt?
Wie sieht die andere Seite aus? Da bleiben
Hunderte und Tausende ArbeitnehmerInnen
übrig, die an diesem Abend im Geschäft
stehen, Kleidung verkaufen, nach 23:00 Uhr
den Kassaabschluss machen, aufräumen
und leider oft genug am nächsten Morgen
um 08:00 Uhr oder 09:00 Uhr wieder vor Ort
sein müssen.
Ich glaube, Ihr seid alle über die Medien informiert worden und es wurden heute dazu
auch schon Flyer verteilt: Über zwei Drittel
der Handelsangestellten haben sich dahingehend ausgesprochen, persönlich nicht bis
23:00 Uhr arbeiten zu wollen. Sie wollen
das nicht! Es hat sich auch herausgestellt,
dass sich diese Angestellten im Zuge der
vergangenen Events nicht freiwillig in das
Geschäft gestellt haben. Es wird ja oft das
Argument vorgebracht, die Beschäftigten
könnten es sich aussuchen, ob sie an diesen Abenden arbeiten wollen oder nicht. Die
Freiwilligkeit gibt es in diesem Sinn nicht,
weil die Angestellten Angst davor haben,
negative Konsequenzen seitens der ArbeitgeberInnen spüren zu bekommen. Genügend Frauen und Männer haben kleine Kinder zuhause, die eine Betreuung brauchen.
Aber welcher Kindergarten oder Hort hat bis
23:00 Uhr offen? Alleine lassen kann man
sie ja nicht.
in
a
(Bgm. Mag. Oppitz-Plörer: Wie ist das
dann bei der Polizistin, die in der Nacht arbeitet?)
Ich kenne nämlich kein dreijähriges Kind,
das nicht panisch werden würde, wenn es
mitten in der Nacht aufwacht und feststellt,
dass Mutter oder Vater weg sind. Die regulären Arbeitszeiten der Handelsangestellten
enden ja normalerweise viel früher, so dass
hoffentlich auch die Kinderbetreuung organisiert werden kann. Bei diesen Events
müssen sie aber hoffen, privat etwas auf die
Beine stellen zu können. Nach Aussage der
Betroffenen machen sie sich Sorgen, ob die
Kinder gut versorgt sind, ob die Verwandten
und Bekannten an diesen Abenden Zeit haben. Das ist einfach ein Problem, das man
ernst nehmen muss.
Weiters stellt sich auch die Frage, wie die
Beschäftigten nach solchen ShoppingGR-Sitzung 15.10.2015
Nights heimkommen? Um 23:00 Uhr ist
nicht mehr jeder Ort durch den öffentlichen
Personennahverkehr (ÖPNV) zu erreichen.
Vielfach muss man mit dem Taxi heimfahren, was teuer ist. Man sieht, es gibt zahlreiche Themen, bei denen es Probleme
gibt.
Daher stellt sich für uns die Frage: Wessen
Interessen vertreten wir? Geht es uns um
ein nettes, flockiges Kulturprogramm und
Förderung des Konsums? Oder um die ArbeitnehmerInnen, die in der Stadt Innsbruck
arbeiten und/oder wohnen, für die wir auch
zuständig sind? Geht es uns um die Interessen der kleinen Kaufleute, die auch ihren
Umsatz machen wollen, aber mit den Rabattschlachten nicht mithalten können?
Diese Fragen möchte ich heute in den
Raum stellen. Ich bitte darum, sie auch
einmal anders zu gewichten. Wir sprechen
nicht von einem halben Duzend Handelsangestellten, die an diesem Abend freiwillig
arbeiten und denen das Spaß macht. Nein,
wir reden von einer viel höheren Zahl von
Angestellten, denen die verlängerten Arbeitszeiten Probleme verursachen.
Ich freue mich auf die weiteren Argumente.
GR Vescoli: Ich bin völlig Ihrer Meinung,
GRin Reisecker, dass wir nicht zweimal im
Jahr über die Verlängerung der Ladenöffnungszeiten abstimmen sollten. Man sollte
das prinzipiell freigeben!
Wenn Sie Urlaub in Italien machen, vielleicht in Jesolo, da werden Sie wahrscheinlich shoppen gehen und Schuhe kaufen wie Frauen das dort eben gerne machen.
Nach dem Abendessen, so zwischen
21:00 Uhr und 23:00 Uhr ist die schönste
Zeit dafür. Da ist es nicht mehr so heiß.
Vielleicht findet man irgendwo Unterlagen,
dass auch Sie um diese Zeit schon einkaufen waren!
Ist Konsum per se denn etwas Schlechtes?
Sie reden prinzipiell die Konsumgesellschaft
schlecht. Als Mitglied des Bezirksausschusses Innsbruck Stadt, dem auch GRin
MMag.a Traweger-Ravanelli angehört, kann
ich sagen, dass der Wirtschaftskammer Tirol (WKO) keine Beschwerden von Handelsangestellten vorliegen. Die Beschäftigten arbeiten an diesen Abenden freiwillig
und verdienen dabei sehr viel.