Gemeinderatsprotokolle seit 2002

Jahr: 2008

/ Ausgabe: 08-September.pdf

- S.22

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(Bgm.in Zach: Ja, € 40,-- ist wenig.)
(GR Federspiel: Reden Sie einmal mit
dem Flüchtlingskoordinator des Landes
Tirol, Peter Logar, der sagt etwas ganz
anderes.)
Ich kenne den Flüchtlingskoordinator des
Landes Tirol, Peter Logar, persönlich.
Trotzdem haben diese jungen Menschen
Vorstellungen, wenn sie kommen. Diese
Vorstellungen sind einfach keine anderen
als jene, welche unsere jungen Leute
haben. Nämlich, dass sie hier bleiben
wollen, in Sicherheit leben wollen, heiraten
und vielleicht auch studieren können,
obwohl das vielleicht illusorische Pläne
sind. Sie möchten Arbeit finden, Kontakt
mit zu Hause haben; egal wie weit es
entfernt ist und sie möchten auch nicht
erfolglos zurückkehren. Viele dieser
Jugendlichen sind motiviert, neu zu
starten, was ihnen absolut unmöglich
gemacht wird.
Eigentlich sollten diese jungen Leute gar
nicht da sein, aber es gibt auch in der
Stadt Innsbruck Menschen, die sich mit
ihnen auseinandersetzen, sich um sie
bemühen und sie nicht nur verdrängen.
Ich kann das deshalb so dezidiert sagen,
weil ich seit ungefähr einem Jahr einer
Arbeitsgruppe angehöre, wo sämtliche
Institutionen wie Teestube, Obdachloseneinrichtungen aber auch die Polizei
anwesend ist.
Diese Arbeitsgruppe nennt sich inzwischen "Balti" und bedeutet auf arabisch
"Haus". Der Name drückt aus, was diese
Arbeitsgruppe will, ein Haus. Nicht nur ein
Haus, sondern auch eine Beschäftigung,
Aufenthaltsmöglichkeit im öffentlichen
Raum, aber vornehmlich ein Haus, weil sie
da sind. Sie sind verdrängt, vertrieben,
aber trotzdem da, und das schon jahrelang.
Diese Arbeitsgruppe "Balti" besteht
hoffentlich weiter, wankt zwar momentan
ein bisschen, aber es gibt viele engagierte
Menschen, die das weitermachen wollen.
"Balti" ist sozusagen die Folge von einem
Sicherheitsgipfel, das im Frühjahr 2007
Fluchtpunkt organisiert hat. Es waren
VertreterInnen von uns dort. Ich verstehe
nicht, warum immer alles doppelt gemacht
wird und "Balti" eine konkrete ArbeitsgrupGR-Sitzung 30.9.2008

pe ist, die sich zum Ziel gesetzt hat,
konkrete Lösungsvorschläge zu erarbeiten.
Zu dieser Arbeitsgruppe habe ich GRin
Dr.in Waibel und StRin Mag.a Oppitz-Plörer
eingeladen. Ich verstehe nicht, warum
diese Möglichkeit nicht wahrgenommen
wurde. Man soll nicht immer fantasieren,
sondern wissen, wovon man spricht.
"Balti" will nicht repressive Lösungsstrategien erarbeiten, was zum Teil schon
gelungen ist. Wir haben eine Sozialarbeiterin eingeladen, die in Marseille zweieinhalb Jahre in einem Verein gearbeitet hat,
der sich speziell mit diesen marokkanischen Jugendlichen beschäftigt. Ich
möchte ganz kurz ein konkretes Beispiel
bringen, was eine Stadt, die sehr unter
Druck geraten ist, unternommen hat.
Marseille ist viel größer und hat diese
marokkanischen Communities, das heißt
Stadtteile, die hauptsächlich von Nordafrikanern bewohnt werden und es einen
Schwarzmarkt usw. gibt.
Jedenfalls hat die Stadt Marseille vor
vierzehn Jahren gesehen, dass sie mit
diesen repressiven Lösungsstrategien der
Sache nicht beikommen. Sobald sich mehr
Polizei auf den Straßen befindet, verschwinden die Jugendlichen in diese
Communities, halten sich dort auf, sind
genauso weiterhin kleinkriminell. Wenn die
Polizei in der Stadt verschwindet, sind sie
aber wieder da. Deshalb hat man sich dort
etwas anderes überlegt. Die dortige
Stadtregierung hat sich mit der Jugendwohlfahrt zusammengesetzt und einen
Verein gegründet, "Les jeunes en errance"
und das heißt übersetzt "Verein der jungen
Umherziehenden".
Dieser Verein hat sich zur Aufgabe
gemacht, in enger Zusammenarbeit mit
der Polizei und anderen Einrichtungen die
Jugendlichen von der Straße wegzuholen
und sie in die französischen Jugendheime
einzugliedern. Wir würden das vielleicht
nicht so wollen, aber jedenfalls ist es
gelungen, diesen Jugendlichen eine
Perspektive zu geben durch Sprachkurse,
Ausbildungsprogramme und Betreuung.
Der Schwerpunkt, wie sie das schaffen ist,
dass zuerst einmal Papiere besorgt
werden. Das geschieht mit der Jugendstaatsanwaltschaft gemeinsam. Es ist