Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2013
/ Ausgabe: 09-Juli-geschwaerzt.pdf
- S.25
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Sie auf die Studie oder auf die anschließende Diskussion verweisen.
Wie Frau Bürgermeisterin erklärt hat, wurde
das Institut für Zeitgeschichte der LeopoldFranzens-Universität Innsbruck (UNI) mit
einer Studie beauftragt, um sich zwei Fälle,
betreffend Pater Magnus Kerner OFMCap.
und Hermann Pepeunig, anzusehen. Gegen
beide standen bestimmte Vorwürfe im
Raum. Ich habe Univ.-Doz. Mag. Dr. Horst
Schreiber und Mag.a Dr.in Sabine Pitscheider, zwei ausgewiesene ExpertInnen für die
Tiroler Geschichte des 20. Jahrhundert und
die österreichische Zeitgeschichte im Gesamten, hinzugezogen.
Bevor wir in die Details gehen, möchte ich
Sie kurz erinnern, dass die Debatte nicht in
einem Vakuum stattfindet, sondern dass wir
uns in einem größeren Feld bewegen, in
dem derzeit viele verschiedene Studien und
Kommissionen zu diesem Thema laufen.
Das macht die Recherche in Einzelfällen
nicht unbedingt leichter, weil die Zuständigkeiten auch der historisch involvierten Institutionen sehr unterschiedlich sind. Damit ist
auch der Aktenzugang nicht immer ganz
unkompliziert. In unserer Arbeit mussten wir
außerdem überlegen, inwieweit wir die Untersuchung der Einzelpersonen in den größeren Kontext der Institutionen, in denen sie
gewirkt haben, einflechten. Das lässt sich
natürlich nicht klar trennen.
Wenn man sich Pater Magnus Kerner
OFMCap. nähert, muss man sich auch dem
"Seraphischen Liebeswerk (SLW)" und der
"Bubenburg" nähern. Wenn man auf Hermann Pepeunig eingeht, dann muss man
auch auf das "Aufbauwerk der Jugend" eingehen.
Sie wissen vielleicht, dass das "Aufbauwerk
der Jugend" selbst initiativ geworden ist und
eine weitere Studie zu seiner Gründungsgeschichte bei uns am Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck (UNI) in
Auftrag gegeben hat. Sie wird im Herbst
präsentiert werden. Zum "Seraphischen
Liebeswerk (SLW)" steht eine größere Arbeit noch aus, obwohl dort sehr viele Quellen vorhanden wären. Wir hoffen, dass sich
diese Institution vielleicht auch demnächst
entschließt, eine Studie in Auftrag zu geben.
Das wäre ein sehr wichtiger Schritt und
könnte weitere essentielle Erkenntnisse
liefern.
GR-Sitzung 11.7.2013
Wir sind sehr eng an den Quellen geblieben, haben eine historische Recherche gemacht. Im Fall von Pater Magnus Kerner
OFMCap. stützt sie sich hauptsächlich auf
Zeugenaussagen. Bei Hermann Pepeunig
stehen die archivarischen Dokumente im
Vordergrund. Tatsächlich ist es gelungen,
neue Unterlagen aufzutun, die in der bisherigen Debatte noch nicht bekannt waren und
der Öffentlichkeit noch nicht vorlagen. Wir
haben unsere Studie mit generellen Überlegungen zu dieser Problematik abgeschlossen.
Wie Frau Bürgermeisterin schon angesprochen hat, geht es ja nicht nur um die beiden
Fälle, sondern um den generellen Umgang
mit Ehrenzeichen und deren Aberkennung.
Wir haben absichtlich keine Empfehlung in
die Studie aufgenommen, sondern nur das
historische Material dargelegt.
Gleichzeitig ist es ganz wichtig, im Hinterkopf zu behalten, dass eine Aberkennung
von Ehrenzeichen noch keine bereinigte
Geschichte erzeugt. Das wäre eine falsche
Hoffnung. Es kann dadurch keine Reinwaschung der Stadtgeschichte passieren oder
ihre teilweise Tilgung erfolgen. Entscheidend ist, den Umgang mit dem historischen
Faktum, dass bestimmten Personen Ehrenzeichen verliehen worden sind, zu lernen.
Und ein Prozedere zu finden, wie man es
dann zukünftig als kritischen Tatbestand in
der Stadtgeschichte sichtbar machen kann.
Das ist auch für die Opfer dieser Systeme bei den heute angesprochenen Fällen der
Erziehungssysteme - notwendig.
Meine KollegInnen werden Ihnen nun die
Einzelfälle präsentieren. Univ.-Doz. Mag.
Dr. Schreiber beginnt mit Pater Magnus
Kerner OFMCap. und der "Bubenburg".
Univ.-Doz. Mag. Dr. Schreiber: "Bei Pater
Direktor gab es nur eines, das war die
Faust. Pater Magnus war am ärgsten." Mit
diesem Satz, dieser Zeugenaussage kann
man die Studie betreffend Pater Magnus
Kerner OFMCap. auf den Punkt bringen.
Er übernahm im September 1949 die Leitung des "Seraphischen Liebeswerkes (SLW)" und des Knabenheims in Fügen
im Zillertal, genannt "Bubenburg". Diese
beiden Funktionen hatte er an die 40 Jahre
lang inne, bis zu seinem Tod im März 1990.
Pater Kerner OFMCap. ist nicht nur von der
Stadt Innsbruck ausgezeichnet worden.