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Jahr: 2013

/ Ausgabe: 09-Juli-geschwaerzt.pdf

- S.27

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Vorgänge gegeben haben kann, möchte ich
auf Folgendes hinweisen:
Zum einen hat es bereits eineinhalb Jahre
davor eine breite Diskussion in Österreich
gegeben, nachdem die Fernsehsendung
"Teleobjektiv" im September 1980 über Zustände in österreichischen Heimen berichtet
hatte. Ein größerer Teil dieser Sendung
nahm auf Tirol Bezug. Weiters gab es bereits ab Ende der 1970er Jahre den Tiroler
Arbeitskreis "Heimerziehung". Er übte intensiv Kritik und stand mit den verschiedenen Vertreterinnen und Vertretern der Behörden in Kontakt.
Vor allem aber möchte ich auf einen Artikel
in der Zeitschrift "erziehung heute" aus dem
Jahr 1981 verweisen. Hier publizierte Erwin
Aschenwald, einer der Insassen der "Bubenburg", eine Reihe von Kritikpunkten und
erläuterte, was dort vor sich gegangen ist.
Allerdings wurde dies ignoriert. Es kam zu
keiner Überprüfung dieser publizierten Vorwürfe, sodass kurz nach den Gewaltvorwürfen die Ehrung der Stadt Innsbruck an Pater
Magnus Kerner OFMCap. erfolgen konnte.
Mag.a Dr.in Pitscheider: Einen anders gelagerten Fall stellt Hermann Pepeunig dar.
Er war von 1953 bis 1985 Geschäftsführer
des "Aufbauwerks der Jugend". Das Ehrenzeichen der Stadt Innsbruck erhielt er vom
damaligen Bürgermeister DDr. Alois Lugger
im Juli 1983. In der Laudatio wurde auf das
lebenslange, verdienstvolle Wirken Hermann Pepeunigs für die Jugend Bezug genommen. Außerdem wurde er darin als
Gründer des "Aufbauwerks der Jugend"
bezeichnet.
Hermann Pepeunig trat mit 15 Jahren dem
völkischen, großdeutsch ausgerichteten
"Deutschen Turnerbund Innsbruck" bei, der
sich Richtung Nationalsozialismus radikalisierte. In den 1930er Jahren galt dieser
Verein als nationalsozialistische Erziehungsstätte der Jugend. Hermann Pepeunig
war dort Funktionär. Zuerst als Jugendturnwart, dann als Dietwart.
Im Oktober 1932 trat Hermann Pepeunig
der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) in Innsbruck bei. Er
rechtfertigte das nach 1945 damit, dass er
sich von einem Anschluss an Deutschland
eine wirtschaftliche Besserstellung erhofft
habe.
GR-Sitzung 11.7.2013

Nach dem Verbot der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP)
im Juli 1933 blieb er illegales Mitglied. Er
fungierte als Zellenleiter, ab 1934 war er
Mitglied bei der Sturmabteilung (SA) und
arbeitete als Jugendturnwart des "Deutschen Turnerbunds" der illegalen Hitlerjugend zu. Nach dem Diktat Hitlers an Bundeskanzler Schuschnigg im Februar 1938
trat er zudem der Innsbrucker Schutzstaffel
(SS) "SS Sturm 287" bei. Noch im Februar 1938, also knapp vor dem Anschluss,
ließ er sich von der Nationalsozialistischen
Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) sein
frühes Mitgliedsdatum bestätigen. Seine
Parteinummer blieb unter einer Million, er
hatte damit eine der niedrigsten Nummern
in Tirol.
Der "Deutsche Turnerbund" war für die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
(NSDAP) eine Vorfeldorganisation. Als
Funktionär unterzeichnete Hermann
Pepeunig Ende März 1938 einen Aufruf des
Bundes, bei der Volksabstimmung mit "Ja"
zu votieren. In dem Aufruf wurde Hitler als
Baumeister des deutschen Volkes bezeichnet, dem der Bund versprach, alles für den
Aufbau des germanischen Volkes zu tun.
Für seine Treue in der illegalen Zeit erhielt
Hermann Pepeunig die "Erinnerungsmedaille", eine Auszeichnung für diejenigen, die
aktiv auf den Anschluss hingearbeitet hatten. Gleichzeitig verlieh man ihm als verdientem Kämpfer der Schutzstaffel (SS) den
"SS-Ehrenwinkel".
Im Mai 1938 bewarb sich Hermann Pepeunig als Führer beim Reichsarbeitsdienst
(RAD). Dieser galt als Schule der Nation.
Speziell für die männliche Jugend sollte er
der vormilitärischen Ausbildung und der
Erziehung zur wahren Arbeit und nationalsozialistischen Volksgemeinschaft dienen.
Pepeunig absolvierte die Führerschule. Danach arbeitete er im Lager des Reichsarbeitsdienstes (RAD) in Erpfendorf im Tiroler
Unterland. Er war Zugführer, Sachbearbeiter für Leibeserziehung und Arbeitsleiter.
Im November 1939 schied er aus dem
Reichsarbeitsdienst (RAD) aus. Er trat der
Hitlerjugend (HJ) bei und fungierte ab
1.1.1940 als Bannführer der Hitlerjugend
(HJ) im Kreis Kufstein, vergleichbar dem
heutigen Bezirk Kufstein. Diese Position war