Gemeinderatsprotokolle seit 2002

Jahr: 2013

/ Ausgabe: 09-Juli-geschwaerzt.pdf

- S.40

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führt wird. GR Haager hat mit seinem Ansatz auch nicht Unrecht, wenn er die Frage
stellt, wo wir mit unseren Urteilen anfangen
und wo wir aufhören. Diese Diskussion
möchte ich aber heute nicht führen, dafür
fehlen uns die Grundlagen.
Genauso können wir nicht beurteilen, wie
und warum die damaligen EntscheidungsträgerInnen zu ihren Ergebnissen gekommen sind. Aus unserer heutigen Sicht war
ihr Urteil falsch, deshalb entschuldigen wir
uns und wollen die Ehrenzeichen aberkennen. Diesen Schritt sollten wir nun setzen.
Bgm.in Mag.a Oppitz-Plörer: In meiner Zusammenfassung möchte ich auf zwei Bereiche bzw. Stellungnahmen eingehen, bevor
ich versuche, einen Abschluss zu finden.
GR Kritzinger, ich lasse mich nicht in einen
Topf mit anderen werfen und weise die
Aussage für mich (vielleicht tun das auch
andere) zurück, dass in der Politik gelogen
wird wie sonst nirgends. Ich sehe die Politik
als Dienstleistung und somit als Arbeit für
andere.
Damit möchte ich überleiten zum zweiten
Punkt, er betrifft eine Stellungnahme von
GR Haager. Eingangs habe ich gemeint,
dass wir heute eine Entscheidung treffen
müssen und uns nicht verstecken dürfen,
indem wir sagen, dass das damals eben so
gelaufen ist. Wir dürfen uns nicht vor der
Entscheidung drücken.
Ich bin um die Diskussion, die durchaus
fruchtbar war und wertvolle Aussagen enthielt, sehr froh. Es wurde deutlich, wie verschiedene Menschen an dieses Thema
herangehen.
Solange ich Bürgermeisterin bin und diesem
Gemeinderat vorstehe, wird es keine generalisierende Behandlung in diesem Bereich
geben. Wir werden auch nicht vorauseilend
alles überprüfen und Schritte unternehmen,
wie GRin Moser angedacht hat.
Wir werden sehr verantwortungsvoll mit
einzelnen Hinweisen umgehen und sie für
sich betrachten. Es sollte keine globalen
Urteile geben, sondern über jeden Fall
muss individuell nachgeforscht und befunden werden.
Wie StR Gruber gesagt hat, geht es um das
Glaubenschenken. Der Gedanke, dass es
dafür nie zu spät ist, hat uns auch mit der
GR-Sitzung 11.7.2013

Opferkommission sehr verbunden. Dinge zu
hinterfragen und Menschen Glauben zu
schenken, das ist für mich der Kernpunkt
bei der Überlegung, ob die Aberkennung
der Ehrenzeichen der richtige Schritt ist.
Es geht darum, das hervorzuholen, was in
vielen Aussagen und Rundfunksendungen
schon vor langer Zeit dokumentiert worden
ist, dem aber damals kein Glaube geschenkt wurde. Die Ohnmacht, wenn einem
nicht geglaubt wird, gehört zu den schrecklichsten Erfahrungen eines Menschen. Diese Erlebnisse gingen damals nicht nur von
den Familien, sondern auch von Institutionen aus.
Ich möchte einem Gemeinderat vorstehen,
dem die Gerechtigkeit, die Transparenz und
das Hinschauen bzw. Hinhören ein großes
Anliegen ist. Der nicht verschweigt, in der
Hoffnung, dass man sich täuscht und es
doch nicht so war, wie viele sagen. Das ist
manchmal schmerzhaft und aufwendig, es
kostet viel Kraft und Substanz. Das gründliche Hinterfragen, ob VorgängerInnen von
uns einzelnen Personen keinen Glauben
geschenkt und Sachlagen nicht ausreichend
betrachtet haben, das steht für mich auch
im Kern der Arbeit dieses Gemeinderats.
Die Ehrenzeichen der zwei genannten Personen sind bereits zurückgegeben worden.
Wir haben auch eine Verantwortung den
Angehörigen gegenüber bzw. den Menschen, die den zur Diskussion Stehenden
nachgefolgt sind. Für sie ist das eine
schwierige Phase, das muss man auch anerkennen. Wir alle haben Eltern und können
nachvollziehen, dass man sich vielleicht
manchmal lieber nicht mit der Familiengeschichte befassen möchte.
Bei Pater Magnus waren es die Mitbrüder,
die das Ehrenzeichen zurückgebracht haben. Für sie alle ist dieser Schritt nicht einfach, weil sie die dahinterstehenden Menschen gekannt haben. Das sollten wir im
Umgang mit vielleicht zukünftig noch erfolgenden Aberkennungen bedenken.
Intern bedanke ich mich bei MD-Stellv.
Dr. Köfler und DDr. Morscher für die zeitintensive Aufbereitung nicht nur dieses Sujets, sondern aller Bereiche, die mit der HistorikerInnenkommission zu tun haben.
Ausdrücklich gilt mein Dank auch
Mag.a Dr.in Pitscheider, Assoz. Prof. Mag.