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Jahr: 2018

/ Ausgabe: 09-Protokoll_11.10.2018-gsw.pdf

- S.147

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- 674 -

Ziel der genau geplanten Aktionen war es,
die Abschiebung von noch nicht auswanderungswilligen Juden und Jüdinnen und ihre
wirtschaftliche Enteignung zu forcieren.
Der Innsbrucker Historiker Univ.-Doz.
Dr. Schreiber führt dazu aus: "Um bei der
Bevölkerung den Eindruck zu erwecken,
dass ein spontaner Volkszorn ausgebrochen wäre, gab Gauleiter Hofer einen geheimen Mordbefehl aus, der den SS-Schlägertrupps bei ihren Überfällen auf jüdische
Familien in Innsbruck das Tragen von Zivilkleidung vorschrieb.
Gegen 03:00 Uhr begannen die Aktionen.
Bei Kranebitten wurde der Leiter der israelitischen Kultusgemeinde, Ing. Berger, bestialisch erschlagen und in den Inn geworfen.
In der Gänsbacherstraße 4 und 5 wurden
Ing. Graubart von hinten erstochen und
Dr. Bauer, Chef der jüdischen Handelsorganisation, nach schwerer Misshandlung
vor der Haustüre liegend erdolcht.
Karl Bauer, Mitbesitzer des Kaufhauses
Bauer & Schwarz (heute Kaufhaus Tyrol),
überlebte mit schweren Kopfverletzungen,
blieb aber infolge geistig umnachtet. Oberbaurat Ing. Adler wurde in seiner Wohnung
in der Anichstraße 5 so schwer misshandelt,
dass er eine Lähmung davontrug. Er wurde
in die Nervenklinik in Innsbruck eingeliefert.
Fünf Wochen später verstarb er bei einer
Operation in Wien. Er war das vierte Todesopfer der Pogromnacht in Innsbruck.
In derselben Nacht wurde das betagte Ehepaar Popper in die Sill geworfen. Es konnte
sich jedoch vor dem Ertrinken retten. Insgesamt wurden von Verbänden der SS, SA
und Gestapo 18 Personen verhaftet, bis zu
100 tätlich angegriffen und mehrere schwer
verletzt. Viele Wohnungen wurden beschädigt, zwei Geschäfte geplündert und die Inneneinrichtung der Synagoge demoliert."
(Quelle: http://www.horstschreiber.atltexte/
innsbruck-19381945)

57.12 GfGR/132/2018
Denkmal zur Erinnerung an die
Opfer der nationalsozialistischen
Wehrmachtsjustiz
(StRin Mag.a Mayr)
StRin Mag.a Mayr: Ich stelle gemeinsam mit
meinen MitunterzeichnerInnen folgenden
Antrag:
Der Gemeinderat möge beschließen:
Herr Bürgermeister wird beauftragt, in Abstimmung mit dem Innsbrucker Verschönerungsverein ein Denkmal für die Opfer der
nationalsozialistischen Wehrmachtsjustiz in
Innsbruck errichten zu lassen.
Mag.a Mayr, Bielowski, Heisz und Plach,
alle eigenhändig
Während des Zweiten Weltkriegs fanden im
ehemaligen Steinbruch am Innsbrucker
Paschberg unzählige Erschießungen von
sogenannten Deserteuren statt. Exekutiert
wurden zum Zwecke der Abschreckung
Soldaten, die überwiegend durch die in der
Innsbrucker Anichstraße gelegenen Kriegsgerichte der Divisionen 188 und 418 verurteilt worden waren.
In einem Schriftstück mit dem Titel: " Die
Kriegsopfer des zweiten Weltkrieges sind
die Opfer des Nazismus" führte der ehemalige LH Dr. Weißgatterer dazu aus, "dass
seit 1940 gut 450 Männer und Buben wegen ihrer Freiheitsliebe und gegen den
Zwang in der Deutschen Wehrmacht in einem traurigen Zuge einiger Automobile von
der Militärhaftanstalt in Innsbruck [Landesgericht] um 04:00 Uhr früh zum Steinbruch
beim Bretterkeller am Tummelplatz in den
Tod geführt wurden. [ ... ] Dann kam der
Leichenwagen des Herrn Winker oder Herrn
Flossmann und holten die armen Teufel ab
zur Verscharrung. Der Pfahl wurde sofort
nachher vom Blute gereinigt, weiß gestrichen, um am nächsten Tage wieder um
04:00 Uhr früh seiner Aufgabe zu dienen."
Die Hinrichtungen wurden totgeschwiegen
und Beweise vernichtet. Eine Aufarbeitung
dieses dunklen Kapitels der Tiroler Zeitgeschichte fand erst durch das von Land Tirol
und Stadt Innsbruck finanziell unterstützte
Forschungsprojekt von Helmut Muigg und
Christina Müller von den Sozialdemokratischen FreiheitskämpferInnen Tirol statt. Einen guten Überblick über die Forschungs-

GR-Sitzung 11.10.2018