Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2015
/ Ausgabe: 09-Protokoll_30.10.2015-Sonder.pdf
- S.5
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E.
öffentlichen Nutzung zur Verfügung gestellt.
Igler Hotelier und die Innsbrucker Treuhandgesellschaft.
Die Verpflichtungen unter Beschlusspunkt B. bis D. stehen unter der aufschiebenden Bedingung, dass die Agrargemeinschaft Waldinteressentschaft
Igls sowohl als betroffene Grundeigentümerin als auch als dingliche Berechtigte dem geplanten Neubau der Patscherkofelbahn und den damit verbundenen Eigentumsübertragungen
und/oder Baurechtseinräumungen zustimmt.
Warum hat sich die Stadt Schwaz nun beworben? Es war nicht aus Liebe zur Landeshauptstadt, sondern weil sie mit dem
Elektrizitätswerk am Vomperbach bereits
einen Teil der Gemeinden des Mittelgebirges mit Strom versorgte und in diesem Projekt einen weiteren Abnehmer sah.
Die Mag.-Abt. I, Präsidialangelegenheiten Liegenschaftsangelegenheiten, wird beauftragt und ermächtigt, nähere Details dieses
Gesamtpaketes vertraglich zu regeln.
Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass wir uns
bei der Beschlussfassung auch mit der Vergangenheit beschäftigen, damit wir wissen,
woher wir kommen und welch wechselvolle
Geschichte die Patscherkofelbahn hat.
Wie anders wäre diese Geschichte verlaufen, wenn im letzten Jahrhundert der überaus erfolgreiche, einzigartige und sehr visionäre Ing. Riehl für die Seilbahn vom
Lansersee über den Grünen Boden am Patscherkofel die Konzession erhalten und sein
Projekt realisiert worden wäre. Ich gehe davon aus, dass sich der Gemeinderat der
Stadt Innsbruck jetzt nicht damit befassen
würde.
Als InnsbruckerInnen würden wir jetzt mit
großer Vehemenz darauf dringen, dass falls diese Bahn nicht erneuert worden wäre
- die Umlandgemeinden entsprechend die
Dinge angehen. Wir würden uns mit viel guten Ideen einbringen, bei der Finanzierung
dann wahrscheinlich etwas zurückhalten,
aber inhaltlich, von den Ideen her, wären wir
auf jeden Fall dabei.
Es gab schon im Jahr 1890 für den Präsidenten des Österreichischen Touristenklubs
in Wien eine Vorkonzession für eine Zahnradbahn von Innsbruck über Amras, Aldrans
und Igls auf den Patscherkofel.
Im Jahr 1924 erhielt die Gemeinde Igls eine
Vorkonzession für die Seilschwebebahn Igls
- Patscherkofel. 1926 wurde dann die Patscherkofelbahn-Gesellschaft gegründet. Die
Konzessionäre waren erstaunlicherweise
die Stadt Schwaz, die Kurgemeinde Igls, ein
Sonder-GR-Sitzung 30.10.2015
Das Kapital musste teilweise in der Bundeshauptstadt Wien aufgetrieben werden also nicht einmal beim Land Tirol oder in
den Gemeinden. Die Stadt Innsbruck hat
befürchtet, dass durch die Stromlieferung
der Stadt Schwaz letztlich der Einfluss des
Innsbrucker Elektrizitätswerks völlig ausgeschaltet werden würde.
Am 21.01.1927 wurde die Konzession erteilt
und am 15.05.1927 war der Baubeginn. Im
März 1928 lief der Probebetrieb an und im
April 1928 konnte die Bahn eröffnet werden.
Es war die längste Seilbahn Österreichs
dieser Zeit. Schon damals gab es zwei Sektionen mit Umstieg in der Mittelstation, wie
wir das heute kennen. 1928 war das sicher
wegweisend.
Ein gutes Jahr später, im September 1929,
war die Patscherkofelbahn bereits in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Die Stadt
Innsbruck hatte sich wegen der Stromversorgung durch die Stadt Schwaz vom Bau
ferngehalten. Es war damals klar aufgeteilt,
denn wir arbeiteten parallel an der Nordkettenbahn.
Ich komme nun wieder auf Ing. Riehl zurück, der unter anderen mit der Mittenwaldbahn herausragende technische Bauwerke
initiierte. Auch das Sillkraftwerk, bei dem wir
vor kurzem 111 Jahre gefeiert haben, war
eine Baumaßnahme, die in dieser Zeit entstanden ist. Für damalige Verhältnisse waren es herausragende Infrastrukturprojekte,
von denen wir auch heute noch profitieren.
Am 30.10.1929 gab es das unrühmliche
Ende der Patscherkofelbahn. Der erste
Konkursantrag der Konzessionäre wurde
gestellt. Dieses Schicksal zieht sich allerdings durch viele Geschichten von Bergbahnen. So ist bei der Mutterer-Alm-Bahn begonnen 1949 - die Geschichte noch viel
kürzer und mit ihren Höhen und Tiefen viel
dramatischer.