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Jahr: 2014

/ Ausgabe: 10-Protokoll_16_10_2014_gsw.pdf

- S.52

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dass früher nur drei Wochenstunden bezahlt worden sind. Einmal pro Woche war
eine Sozialarbeiterin der Caritas der Diözese Innsbruck bei uns im Rathaus im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung anwesend.
Erst mit dem Projekt IBUS konnte das Angebot ausgeweitet werden. Am Anfang war
Mag.a Isabella Hafele dort für sechs Stunden in der Woche beschäftigt, dann wurde
das auf zwanzig Stunden ausgeweitet. Inzwischen gibt es noch eine zweite Angestellte und sogar eine Praktikantin.
Die Mitarbeiterinnen eruieren und beschreiben zunächst einmal die Lage, welche Formen von Sexarbeit wir hier in der Stadt
Innsbruck vorfinden. Es gibt ja nicht nur den
Straßenstrich und die Bordelle, sondern
auch den Escortbereich. Das Wissen darüber ist sehr beschränkt. Dieser Bereich
wird auch von der Polizei nur sehr wenig
kontrolliert.
Die Sozialarbeiterinnen gehen auch in die
Bordelle hinein und sind im Kontakt mit deren BetreiberInnen. Das ist relativ neu für
die Stadt Innsbruck, in anderen Städten
wird das schon länger so gemacht. Sie stehen den Frauen mit verschiedenen Angeboten zur Verfügung. Neuerdings wird eine
aufsuchende Sozialarbeit geleistet, das
heißt etwa, dass die Sozialarbeiterinnen für
die Gesundsheitsprophylaxe nicht nur im
Magistrat zur Verfügung stehen, sondern
auch in den Häusern selbst. Ihr Tätigkeitsfeld umfasst auch Streetwork-Aufgaben.
Auf sechssprachigen Flyern sind die verschiedenen Angebote von IBUS aufgelistet.
Die Frauen finden dort auch eine Nummer,
unter der sie Hilfestellung bekommen können. Wenn die Flyer ausgeteilt werden, sind
da manchmal auch Geschenke wie Kondome, Parfumproben oder Bonbons dabei, die
die Sozialarbeiterinnen von Firmen zur Verfügung gestellt bekommen. Das kommt bei
den Frauen sehr gut an, weil es ihnen sehr
selten passiert, dass jemand mit einer
freundlichen Geste an sie herantritt und
ihnen etwas schenken will.
Die Mitarbeiterinnen von IBUS versuchen,
einen guten Kontakt zu der Szene aufzubauen. Sie bieten auch eine rechtliche Beratung an, für Fälle, wo Frauen delogiert
werden oder andere Rechtsprobleme haben. Sie sind Ansprechpartnerinnen in FraGR-Sitzung 16.10.2014

gen der Existenzsicherung, geben Unterstützung in Beziehungs- und Gewaltkonflikten, die leider nicht so selten vorkommen.
Weiters geben sie Hilfeleistung für die berufliche Umorientierung oder den Ausstieg.
Ich finde das Projekt sehr gut. Es wird aus
drei verschiedenen Töpfen subventioniert,
weil das Angebot von IBUS ja auch sehr
breit aufgestellt ist.
Nicht zu vergessen ist auch, dass sich die
Mitarbeiterinnen um die Information der Bevölkerung in Bezug auf dieses Thema
kümmern. Vor kurzem gab es z. B. diesen
SexarbeiterInnen-Filmabend, von dem
GRin Mag.a Yildirim berichtet hat.
GRin Moser: In der Zwischenzeit habe ich
mir die Homepage der IBUS (Innsbrucker
Beratung und Unterstützung für Sexarbeiterinnen) angesehen. Ich möchte noch ergänzen, was hier steht:
"Als Beratungseinrichtung und Interessensvertretung setzt sich IBUS für die Entkriminalisierung und Anerkennung von Sexarbeit
als Erwerbsarbeit ein. IBUS kämpft gegen
die Stigmatisierung und Diskriminierung von
Sexarbeiterinnen usw."
Also agiert IBUS auch als Interessensvertretung. Das wollte ich hier noch hinzufügen.
GR Dr. Stemeseder: Ich habe als junger
Student einmal ein Referat bei Univ.-Prof.
Dr. Frank Höpfel über Prostitution und AIDS
gehalten. Als Unterlage habe ich ein Buch
herangezogen, das hat "Huren-Stigma" geheißen. Darin ging es um die Forderung,
aus Prostitution einen ehrenwerten Beruf zu
machen.
Sollte ich noch Töchter bekommen, dann
wünsche ich mir das für sie nicht. Der eigentliche Skandal ist aber europaweit das
Preisniveau. Das möchte ich für das Protokoll festhalten - es ist entsetzlich, wie die
Preisgestaltung in Griechenland für diese
sexuellen Leistungen ist. Wenn diese Damen für Liebesdienste auch zu uns kommen
sollten, dann ist das Sklaverei mit Methode!
Daher gehe ich aus Prinzip schon nicht
mehr diesen Liebesdiensten nach, weil das
eine Frechheit ist!