Gemeinderatsprotokolle seit 2002

Jahr: 2020

/ Ausgabe: 10-Protokoll-Budget-19-11-2020.pdf

- S.24

Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Dokument

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 10-Protokoll-Budget-19-11-2020.pdf
Ausgaben dieses Jahres – 2020
Alle Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
- 818 -

sich noch im Jänner gedacht, dass es überhaupt möglich sein könnte, zunächst ganze
Städte und dann ein ganzes Land mehr
oder weniger zuzusperren? Wer hätte gedacht, dass wir nicht mehr über die Gefahren von "Overtourism" diskutieren, sondern
dass wir uns plötzlich über jeden einzelnen
Gast freuen müssen?
Wer hätte sich den Albtraum vorstellen können, dass man uns Kunst und Kultur wegnimmt und der Besuch eines Theaters,
eines Konzerts oder auch eines Nachtclubs
heiß ersehnte und schmerzlich vermisste
Luxusgüter werden?
Jede/jeder von uns könnte stundenlang
über die Zumutungen, die wir hinnehmen
mussten, reden - das tun wir ja auch alle.
Vom für alle Beteiligten unsäglich lästigen
Homeschooling über Jobverlustängste und
existenzielle Katastrophen bis hin zu den
herzzerreißenden Szenen, die sich wegen
Besuchsverboten oder -einschränkungen in
Krankenhäusern und Altersheimen abspielten. Klar ist: Viele unserer vermeintlichen
Gewissheiten haben sich in den vergangenen paar Monaten als genau das herausgestellt. Sie sind vermeintlich, fragil und flüchtig.
In letzter Zeit geht mir öfters ein Gedanke
durch den Kopf: Offensichtlich müssen wir
schnellstens lernen, eine Resilienz zu entwickeln. Über Nacht müssen wir eine innere
Widerstandskraft, die wir als Gesellschaft
seit dem Zweiten Weltkrieg über drei Generationen erfolgreich abtrainiert haben, erneut erlernen.
Wenn wir ehrlich sind, müssen wir uns aber
doch eingestehen, dass es noch viel schlimmer sein könnte. Hoffen wir inständig, dass
die Situation nicht schlimmer wird. Viel mehr
als zu hoffen, können wir momentan sowieso nicht tun!
Der Schriftsteller Michael Köhlmeier hat vor
einigen Jahren in einem Interview gesagt,
der Mensch ist ein lernfähiger Versager.
Dieser Satz geht mir zurzeit oft durch den
Kopf. Die Aussage war bereits in Situationen persönlichen Versagens oder Scheiterns, aber vor allem mit Blick auf die großen Herausforderungen und Aufgaben, denen wir uns als Zivilgesellschaft und als politisch Verantwortliche zu stellen haben, zutreffend.
GR-(Budget-) Sitzung 19.11.2020

Es sieht so aus, als würden wir uns noch in
einer Phase des Versagens befinden, aber
ich bin wirklich zuversichtlich, dass wir es
schaffen werden, die Kräfte unserer Lernund Anpassungsfähigkeit zu aktivieren!
Das mussten wir auch in den vergangenen
Wochen tun, als wir darum gerungen haben, einen Jahresvoranschlag der Landeshauptstadt Innsbruck für das Rechnungsjahr 2021 zusammenzubringen.
Wenn Wahlen das Hochamt der Demokratie
sind, dann bilden die Erstellung und der Beschluss eines Budgets wohl das Hochamt
der operativen Politik. Ich traue mich zu behaupten, wir haben dieses Hochamt heuer
besonders intensiv zelebriert. Eine Budgeterstellung ist logischerweise immer eine Zeit
intensiven Verhandelns und des Kämpfens manchmal mit Zähnen und Klauen.
Es geht immer darum, Gestaltungsmöglichkeiten in den verschiedenen Bereichen zu
erkämpfen. Eine Budgeterstellung ist auch
eine Zeit des mitunter fast verzweifelten
Versuchs, drohende Härten für bestimmte
Bevölkerungsgruppen zu verhindern, oder
wenigstens abzumildern.
In diesem Zusammenhang fällt oft das Wort
Wünsche. Mich stört dieser Ausdruck massiv! Es geht nicht um Wünsche, die man als
Kind an das Christkind formuliert. Ich traue
mich zu behaupten, dass die ressortführenden StadträtInnen nicht das Ziel haben, persönliche Wünsche und Hobbies zu befriedigen. Es geht darum, für die BürgerInnen der
Stadt Innsbruck das Beste zu erreichen!
Von meinen VorrednerInnen wurde bereits
mehrfach erwähnt, dass sich all das heuer
besonders intensiv und auch schwierig gestaltet hat. Einerseits liegt es an dem völlig
banalen Grund, dass wir uns im Verhandlungsteam schon seit Wochen nicht mehr
physisch treffen konnten, sondern via Videokonferenzen durch unzählbare Versionen
von Investitionslisten und hunderte Seiten
von Zahlen arbeiten mussten.
Andererseits - dieser Grund wiegt schwerer
als die lästigen äußeren Umstände - liegt es
natürlich daran, dass sich die Folgen der
Coronakrise logischerweise massiv auf unser Budget auswirken. Zum Teil haben wir
bereits heuer erhöhte Ausgaben. Das betrifft vor allem den Gesundheitsbereich.