Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2017
/ Ausgabe: 11_Protokoll_05.10.2017.pdf
- S.16
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
- 566 -
heit zu tun und dem Aggressionspotenzial,
dem diese Personen, die für uns da sind,
die für uns arbeiten, täglich ausgesetzt sind.
Ich möchte noch einen ganz anderen Aspekt zum Thema Sicherheit einbringen,
nämlich die Prävention. Dieser Bereich
wurde im Gemeinderat bereits sehr oft angesprochen. Das betraf vorbeugende Maßnahmen besonders zur Abwendung von
nicht umkehrbaren Ereignissen. Leider wurde das nie in der richtigen Tiefe diskutiert.
Einen Zusammenhang von strafbarem Verhalten oder Persönlichkeitsentwicklung davon bin ich überzeugt - sehe ich ganz erheblich in mangelnder und oft fehlender
Prävention. In vielen Bereichen setzt die
Prävention erst dann ein, wenn es zu Auffälligkeiten, Vorfällen und schwer umkehrbaren Situationen gekommen ist. Manchmal
ist das viel zu spät. Diese Maßnahmen sind
dann keine Prävention mehr, sondern repressive Maßnahmen.
Auch die gesetzlichen Maßnahmen orientieren sich oft nach den Prinzipien "Es muss
zuerst etwas passieren" oder "Die Entwicklung wird uns nicht erreichen". Das betrifft
beispielsweise auch den Bereich Kriminalität. Denken wir zurück, früher hat es weniger Einbrüche gegeben und man hat nicht
im Entferntesten daran gedacht, Panzertüren und Sicherheitsglas einzubauen! Heute
ist das Standard.
Denken wir im Bereich Gesundheit an die
Kinderkrankheiten. Sie hat man erst dann in
den Griff bekommen - Gott sei Dank - als
die Schutzimpfung eingeführt wurde.
Gehen wir einmal auf die Ursache der hier
oft diskutierten Probleme ein, auf die unerträgliche Situation mit einer kriminellen
Szene der Nordafrikaner - und mittlerweile
auch der Afghanen, wie mir heute versichert
wurde. Warum sind diese Personen hier?
Sie sind hier, weil in der Stadt Innsbruck die
Nachfrage nach Suchtmitteln größer ist als
in jeder anderen Stadt Österreichs!
Im Jahr 2014 - das geht aus einem Bericht
des Bundesministeriums für Inneres (BMI)
hervor - hat es im Bundesland Oberösterreich 170 ErstkonsumentInnen im Bereich
Tetrahydrocannabinol (THC), also Cannabis
und Haschisch, gegeben, im Bundesland
Wien 161. In Tirol waren es 1.317 und das
bedeutet ein Verhältnis von fast
GR-Sitzung 05.10.2017
800 % ErstkonsumentInnen zu den vorher
genannten Bundesländern.
Anders ausgedrückt, auf einen Erstkonsumenten, eine Erstkonsumentin in anderen
Bundesländern kommen im gleichen Zeitraum acht ErstkonsumentInnen im Bundesland Tirol - natürlich vorwiegend in der Stadt
Innsbruck. Wenn das nicht schon erschreckend genug ist, so darf ich Ihnen sagen,
dass auch bei Ecstasy Tirol an dritter, bei
Kokain an zweiter und bei den chemischen
Bomben wie Medikamenten ebenfalls an
zweiter Stelle liegt. Hier greift die Suchtmittelprävention überhaupt nicht.
Das ist aber eine der Ursachen für Kriminalitätsentwicklung und Kriminalitätserscheinungen, die wir unmittelbar wahrnehmen.
Repressive Maßnahmen, also nachträgliche, sind ungleich schwieriger, teurer, umfangreicher und personalintensiver als präventive. Wir haben es selbst in der Hand,
dagegen etwas zu tun - nur darf Prävention
keine Alibiaktion sein.
Bei den Recherchen zum Thema der Aktuellen Stunde heute bin ich im Internet auf
Präventionsseiten - zum Teil gefördert mit
öffentlichem Geld - gestoßen, die z. B. die
heute gängigen Suchtmittel beschreiben.
Ich darf Ihnen daraus ein Beispiel geben. Zu
3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin
(MDMA) ist Folgendes zu lesen:
"Die Ausschüttung des Serotonins löst ein
Gefühl der Euphorie, Leichtigkeit und Unbeschwertheit aus. Seh- und Hörvermögen
verändern sich. Berührungen und Musik
werden intensiver empfunden. Hemmungen
werden abgebaut. Das Kontaktbedürfnis
wird gesteigert. Hunger- und Durstgefühl
sowie Müdigkeit werden reduziert. Die Aufmerksamkeit wird erhöht."
Das ist die positive Beschreibung und umfasst sieben Zeilen. Die negative Beschreibung ist dann drei Zeilen lang. Bitte, das ist
keine Prävention! Das ist Anleitung zum
Konsum.
Es steht dann auch noch unter dem Punkt
Safer Use-Regel - so nennt sich das:
"Falls du keine Möglichkeit hast, Substanzen
analysieren zu lassen, teste immer eine
halbe oder ein Drittel der Pille an, warte
nach der Einnahme zwei Stunden und erfahre die Wirkung."