Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2006
/ Ausgabe: 11-Dezember-Budget.pdf
- S.56
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StR Mag. Oppitz-Plörer: Es handelt sich
hier um ein sehr großes und wichtiges
Kapitel. Ich darf doch ein paar grundlegende Ausführungen abseits von den
reinen Zahlen - die auch wichtig sind treffen, die mir persönlich am Herzen
liegen. Ich denke, dass man in diesem
Bereich gerade auch mit Werthaltungen
arbeiten muss und dass man mit sehr viel
Engagement arbeiten darf. So möchte ich
das bezeichnen. Das ist letztendlich ein
Kennzeichen des Gemeinderates bzw.
jedes Einzelnen und jeder Einzelnen.
Es ist ein Stehsatz, dass funktionierende
Familien die Basis unserer Gesellschaft
sind. Ich glaube, das muss man immer
wieder betonen. Das ist auf den ersten
Blick als Gegensatz für viele Ausführungen zu sehen, die wir im vorhergehenden
Kapitel gehabt haben. Wir haben von GR
Dr. Waibel über die zunehmende Gewalt
von Jugendlichen und über das Sinken der
Hemmschwelle gehört. Ich denke trotzdem, dass die Familie immer noch etwas
ist, das bei allen Jugendlichen letztendlich
ganz oben auf der Wunschliste steht, was
man im Leben erreichen und schaffen
möchte und wie man dann auch leben
möchte.
Hier schließt sich auch der Kreis hinsichtlich der Gewalt von Jugendlichen, denn
wann lernen Menschen Mitleid und wann
lernen Menschen soziale Kompetenz. Ich
glaube, dass die Familie eine Einrichtung
ist, wo jeder von uns, die Kinder, aber
auch ältere Generationen, das Leben
lernen. Familie, das ist für mich auch ganz
wichtig, besteht in ganz verschiedensten
Zusammensetzungen.
Eine Familie ist natürlich auch das soziale
Rückgrat jeder Gemeinde und jeder Stadt.
Eine Familie kann auf Ehe begründet sein,
kann eine Lebensgemeinschaft oder eine
Patchwork-Familie sein, kann alleinerziehend oder auch generationenübergreifend
sein. Dort lernt man soziale Kompetenz,
emotionale Intelligenz, worunter ich das
subsumieren würde, was Kinder lernen
können, sowie den Erwerb von Grundfertigkeiten für das tägliche Leben. Man
muss Konflikte ausleben lernen, denn das
wird im späteren Leben, in Vereinen, in
der Politik oder bei den Freunden jedenfalls benötigt.
GR-(Budget-)Sitzung 14.12.2006 und 15.12.2006
Ich denke, dass wir für diese Familien und
für diese Generationen als Stadt auch ein
Lebensraum sind und für diese Generationen auch ein Zuhause bieten müssen.
Wenn nicht in einer Stadt und wenn nicht
in einer Gemeinde, wo sollen sich
Familien dann letztendlich zu Hause
fühlen.
Ich darf auf ein Buch verweisen, das
manche Dinge aus einem historischen
Hintergrund betrachtet. Ich habe das Buch
heuer im Sommer gelesen. Der Autor ist
Frank Schirm. Es geht darum, wie
Gesellschaften entstehen, wie Gesellschaften leben, wie Gesellschaften und
Netzwerke überleben können. Man kommt
auch immer wieder darauf zurück - das ist
in diesem Buch sehr interessant geschrieben -, dass eine Familie letztendlich der
stabilste Rahmen und das stabilste
Netzwerk in der positiven Ausgestaltung
ist.
Ich habe bereits ausgeführt, dass es bei
den Jugendlichen immer noch primär der
Wunsch ist, in einer Familie mit Geschwistern und Eltern leben zu können. Wenn es
in dem einen oder anderen Fall aus
verschiedenen Gründen im Zeitablauf
nicht notwendig sein wird, dann ist
natürlich die Gemeinde gefragt. Die
Gemeinde gibt nicht nur den Lebensraum,
wenn alles funktioniert, das ist sozusagen
die Kür der Arbeit, aber die Pflicht der
Gemeinde ist natürlich auch dort Unterstützung zu geben - das betrifft den
Bereich Soziales -, wo es aus den
verschiedenen Gründen, die ich nicht
werten möchte, nicht funktioniert.
Es ist auch wichtig, dass wir immer von
der Zunahme von Alleinerziehern sprechen. Es gibt interessante Zahlen österreichweit, die man natürlich auf die
Gemeinde herunter brechen kann. Seit
den 70er-Jahren ist die Ein-Kind-Familie
von 20 % auf 30 % gestiegen. Das heißt,
dass eine Familie mit einem Kind den
gesamten emotionalen Ballast einer
Generation tragen muss, wo hoffentlich
zwei Eltern und vier Großeltern vorhanden
sind. Das heißt, dass ein Kind wirklich den
emotionalen Ballast von sechs Erwachsenen trägt. Dieses Kind muss dann sehr
viel tragen. Wir sprechen immer von den
Schulrucksäcken, dass sich die Kinder
nicht überanstrengen. Ich glaube, dass wir