Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2011
/ Ausgabe: 11-September.pdf
- S.32
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StRin Mag.a Pitscheider: Ich glaube, dass
man die Sache sehr differenziert sehen
muss. Es gibt einen Unterschied, ob man
eine Stadt oder eine Landgemeinde betrachtet. Zudem ist der Altersschnitt der
Leute in Betracht zu ziehen. Die Autoindustrie in der Bundesrepublik Deutschland
(BRD) weiß, dass sie nur noch ein Geschäft mit Leuten über 45 Jahren macht.
Die Jungen brechen im städtischen Raum
ganz massiv weg. Das ist im ländlichen
Raum nicht der Fall. Der Unterschied liegt
darin, dass eine Stadt anders organisiert
werden kann und muss, damit alle Bedürfnisse unter einen Hut gebracht werden. Je
älter die Leute werden, desto eher ist es
so, dass sie mit über 80 Jahren nicht mehr
Autofahren und daher eine Nahmobilität
notwendig wird. Es wird dann meistens zu
Fuß gegangen und dafür ist auch wieder
eine Infrastruktur notwendig. Es hat daher
keinen Sinn, wenn sich die älteren Menschen nicht mehr trauen über die Straße
zu gehen, da sie Angst haben, vor ein Auto zu laufen.
Die Elektromobilität macht Sinn, wenn
man diese richtig nutzt. Wenn so wie derzeit, eine Nase pro Auto bleibt, dann haben wir das gleiche Problem in der Stadt,
dass wir mit der Forderung der Verlängerung der Grünphasen bei den Ampeln konfrontiert werden. Daher ist es dann egal,
wie das Auto betrieben wird.
Die Elektromobilität ist wirklich als Ersatz
für jene Strecken, wo wir keinen Bus schicken können, weil zu wenige Leute diesen
nutzen bzw. die Menschen in irgendwelchen Tälern wohnen, wunderbar. Einen
städtischen Raum kann man sehr gut mit
dem Bus, der Straßenbahn, dem Fahrrad
und mit zu Fuß gehen erschließen.
Bgm.-Stellv. Gruber: Ich möchte schon
noch etwas klarstellen: Wo die Elektromobilität in der Stadt Innsbruck hingehen soll,
das ist unbestritten. Ich warne nur davor,
einen Reflex in der Verkehrspolitik zu leben.
Die eine Seite sagt "Freie Fahrt für freie
Bürgerinnen bzw. Bürger" und die anderen
setzen nur auf die Schiene des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), der
auch nicht alle Bedürfnisse bedienen
kann.
GR-Sitzung 22.9.2011
Ich weiß schon, dass es auch z. B. in
Amerika bei den jungen Leuten nicht mehr
in ist, sich eine "Blechschüssel" zu kaufen.
Das ist auch im europäischen Raum mehr
zu beobachten. Ich warne nur vor einer
anderen Entwicklung. Die Automobilindustrie wird solche Trends auf die Dauer
nicht hinnehmen und es werden sicher
entsprechende Gegenmodelle erarbeitet
werden. Wir wissen, dass der Hang zu Individualität eine gewisse hedonistische
Lebenseinstellung ist. Die Mobilität passt
dann sicherlich dazu. Das Problem mit
dem Platz bekommen wir nicht in den
Griff, diesbezüglich bin ich ganz der Meinung von GR Mag. Fritz. Die individuelle
Mobilität wird vermeintlich grün.
Der Hintergrund meiner Wortmeldung war
Folgender: Ich würde nur bitten, nicht immer reflexartig zu agieren. Wenn einmal
eine Ampel für die Fußgängerinnen bzw.
Fußgänger zu kurz grün aufleuchtet, dann
gibt es einen Aufschrei. Wenn einmal eine
Ampel zu kurz für die Autofahrerinnen
bzw. Autofahrer geschalten wird und diese
im Stau stehen, wird sofort ein Antrag eingebracht.
In Wahrheit geht mir die Diskussion viel zu
kurz. Ich möchte, dass sich der Gemeinderat einmal damit auseinandersetzt, wie die
Mobilität tatsächlich in zehn, zwanzig oder
dreißig Jahren im Kontext der Entwicklung
der Elektromobilität aussieht.
(Bgm.in Mag.a Oppitz-Plörer: Eine Enquete!)
Man muss sich damit einmal intensiver
beschäftigen. Es muss dazu kein Arbeitskreis eingerichtet werden.
Wir haben den prinzipiellen Weg für uns
definiert. Auf der anderen Seite greifen mir
manche Einzelmaßnahmen zu kurz. Daher
glaube ich, dass die Diskussion heute
spannend ist, aber viel zu lange dauert,
der Antrag legitim ist, aber die Sache umfassender zu betrachten wäre. Natürlich
haben wir im Bereich des Verkehrs nicht
alles optimal gelöst. Ich lasse aber auch
nicht zu, dass die Verkehrssituation in der
Stadt Innsbruck permanent schlecht gemacht wird. Man muss das ganze immer
im Vergleich sehen. Natürlich können wir
besser werden. Im Vergleich zu anderen
Städten, das geht auf das vor zwanzig
Jahren vielgescholtene Verkehrskonzept