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Jahr: 2002

/ Ausgabe: 12-November_-_2._Teil.pdf

- S.189

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- 1724 -

nicht als Anwältin einer Musealisierung der Stadt Innsbruck. Ganz im Gegenteil, denn für mich existiert das viel beschworene Gegenbild nicht mehr:
Hier die ewig gestrigen Fortschrittsfeinde, dort die innovativen, dynamischen an der Zukunft orientierten Personen. Dieses Gegenbild entstammt
letztlich den Anfängen der Moderne und ist heute ein Anachronismus.
Lassen Sie mich aber zunächst einige Zahlen zitieren: Im Land
Tirol stehen lediglich 2,7 %, inklusive sämtlicher kirchlicher Bauten, des
gesamten Baubestandes unter Denkmalschutz. Die überwiegende Mehrheit
der Gesamtbausubstanz, nämlich über 80 %, wurde nach 1950 erbaut.
Schon angesichts dieser Zahlen kann wohl nicht von einem musealen Land
gesprochen werden, was auch für die Stadt Innsbruck gilt. Nur 1,5 % der
gesamten Stadtfläche sind im Sinne des Stadtkern- und Ortsbildschutzgesetzes (SOG) Erhaltungs- und Schutzzone. Dies sind umgelegt auf die tatsächliche Siedlungsfläche magere 6 %.
Niemand dürfte auf die Idee kommen, bei der Stadt Innsbruck
an eine museale Stadt zu denken. Dennoch wird das Vorwurfsargument der
Gefahr einer Musealisierung der Stadt Innsbruck immer wieder verwendet.
Dieser Vorwurf ist jedoch von der Realität denkbar weit entfernt. Es gibt
aber natürlich sehr leicht nachvollziehbare Gründe für diesen Vorwurf, die
wie so oft, mit persönlichen Interessen verbunden sind.
Es ist immer wieder sehr aufschlussreich zu sehen, dass sich
Bauherren und Architekten für jene 6 % Schutzzone wesentlich mehr interessieren, als für die 94 % des übrigen potenziellen städtischen Baugebietes. Es ist ganz einfach, prestige- und kommerzträchtiger neben der Triumph-pforte oder, um ein Beispiel aus einer anderen Stadt zu nennen, neben dem Wiener Stephansdom zu bauen, als in irgendeinem sonstigen Bereich. Eben, weil es sich um so genannte museale Zonen handelt. Diesen
simplen Umstand sollte man einmal bedenken.
Der Ehrgeiz, einem arrivierten Bauwerk etwas Neues gegenüber und entgegenzusetzen ist durchaus verständlich. Unverständlich ist es
aber, wenn deshalb gegen eine Erhaltung und Unterschutzstellung des historischen Baubestandes argumentiert wird. Anderenorts hat man dies
scheinbar längst begriffen. Wenn Sie die Diskussion um das Wiener Museumsquartier verfolgt haben, so konnten Sie erkennen, dass dort, sowohl den
Architekten wie den Betreibern sehr bewusst war, dass die neue Architektur von der so genannten musealen Architektur profitiert. Eine Symbiose ist
nur unter der Voraussetzung des Schutzes des alten Baubestandes möglich.
GR-(Budget-)Sitzung 22.11.2002