Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2013
/ Ausgabe: 14-November-gsw.pdf
- S.16
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nerationen uns und auch die Stadt Innsbruck sehen.
Ich glaube, da müssen wir viel tun! Darunter
fällt auch der Umgang mit Menschen mit
besonderen Bedürfnissen, der Umgang mit
Homosexuellen, Religionen, Randgruppen,
Fremden, unter Anführungszeichen. Ich
kann mich noch gut erinnern, "Fremdenzimmer" hat es in meiner Jugendzeit noch
überall gegeben. Man muss auch hinhören,
wie man damit umgeht und wie man das
formuliert.
Ich denke da auch an Frauen. Die Gleichberechtigung gibt es bei uns noch nicht in allen Sparten. Es gibt Länder, in denen z. B.
Mädchen abgetrieben werden. Es ist für
mich auch der Umgang mit SeniorInnen. Es
gibt in Europa bereits Länder, in denen diese nicht mehr Zugang zu allen Behandlungsmöglichkeiten haben, weil Geld eingespart wird. Für mich fällt ganz viel unter dieses Thema.
Was mir Angst macht, ist der momentane
Umgang und wie wir darüber diskutieren.
Wie wir mit rechtsextremen Gruppierungen
umgehen. Da spreche ich jetzt auch einfach
die Brixia an und alles, was in diesem Zusammenhang bei uns in naher Zukunft passiert. Wir geben diesem Rechtsextremismus
eine Bühne, auch mit den Gegenveranstaltungen. Ich glaube, man ist machtlos aber
man muss es einfach tun, denn wir haben
keine Möglichkeit, das zu umgehen.
Ich danke hier im Gemeinderat vielen, auch
der Frau Bürgermeisterin, für ihre klaren
Statements. Ich fühle mich hier relativ gut
aufgehoben. (Beifall)
Ich hätte noch einiges zu sagen, aber die
Zeit ist leider zu Ende. Ich denke, wir müssen mit unserem historischen Erbe wirklich
wertneutral umgehen! Wir müssen einen
guten Weg zu einer tatsächlichen Erinnerungskultur - mit Betonung auf Kultur - finden.
GR Kritzinger: Über Geschichtsbilder ist
natürlich zu sprechen, denn jede Seite sieht
ein anderes Bild und bringt es auch so vor.
Deshalb zählt das eigene Erlebnis!
GRin Mag.a Schwarzl hat ja schon im Landtag sehr scharf ihre geschichtlichen Vorstellungen gebracht. Das ist ihr dort nicht in
diesem Ausmaß gelungen.
GR-Sitzung 21.11.2013
Sie ist aus der Gemeinde Ried im Innkreis.
Ich hatte selbst ein Erlebnis mit dem Landeshauptmann des Bundeslandes Oberösterreich. Er hat mir einmal gesagt, dass wir
es als TirolerInnen leicht hätten, denn wir
hätten den Andreas Hofer. Darauf antwortete ich: "Ihr habt ja den Fadinger, den Anführer der Bauernaufstände!" "Ja," sagte er,
"wir haben den Fadinger, aber wir haben
keinen Andreas Hofer!"
Ich glaube, wir TirolerInnen haben Grund,
auf unseren Andreas Hofer und auch auf
die Geschichte, die nicht immer konform mit
unseren Vorstellungen gelaufen ist, stolz zu
sein. Wir brauchen uns dafür nicht zu
schämen.
Wenn jetzt Dr. Wedekind seine Forschungen betrieben hat, ist das alles gut und
recht. Aber das sind hochbezahlte Leute,
die dafür Geld bekommen. Wenn ich heute
ExpertInnen anstelle, sie sollen mir das Gegenteil in Serbien oder anderswo beweisen,
dann beweisen sie mir alles, was ich will.
Wenn sie Geld bekommen, beweisen mir
alle alles. (Unruhe im Saal)
Ich möchte es nicht anzweifeln, aber ein
Beispiel will ich im Gemeinderat schon sagen. Es ist ein interessantes Beispiel!
Einige TirolerInnen sind ja hier, die das
"Boznerlied" aus dem Jahre 1928 kennen.
Dazu sagt Dr. Wedekind, dieses Lied ist
nazistisch angehaucht. In Wirklichkeit war
gerade das "Boznerlied" das Gegenteil von
Nazismus. Wo die Melodie herstammt, das
weiß ich nicht. Felderer hat aber der Mann
geheißen, der den Text schrieb. Er hat ihn
als Gegner des Faschismus hervorgebracht. Gerade die Südtiroler Bevölkerung,
das wissen junge Leute heute nicht mehr,
hat wirklich unter dem Faschismus gelitten.
Ich will ein Beispiel aus meiner eigenen
Familie bringen. Wir hatten ein Gasthaus.
Das lag im Zentrum des Dorfes und hat
"Beim Schweitzner" geheißen. Es war ein
großes Gasthaus. Die Faschisten sagten,
man könne "Schweitzner" nicht ins Italienische übersetzen, das geht ja nicht! So
musste der Besitzer das Haus in "Grande
Italia" umbenennen, sonst wäre die Konzession entzogen worden.
Ich möchte sagen, das sind Erlebnisse, die
man damals schon als junger Bursche mit
neun Jahren hatte!