Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2013
/ Ausgabe: 14-November-gsw.pdf
- S.19
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Weise betroffen waren. Sie haben auch
mich an die Grenzen der Akzeptanz geführt.
Denn wenn man diese Erlebnisse mit Menschen teilen kann, dann weiß man, wie
wichtig die Aufarbeitung ist.
Ich bin da voll bei GRin Mag.a Schwarzl. Es
ist wichtig, dass die Öffentlichkeit, die Politik
und die veröffentlichte Meinung auch immer
wieder diese Dinge in Erinnerung rufen und
Konsequenzen daraus ziehen.
GRin Mag.a Schwarzl hat ja sehr intellektuell
begonnen und hat das aufgezählt. Allerdings ist sie dann schon wieder etwas, da
muss ich GR Haager recht geben, in den
ideologischen Abgrund gedriftet. Ich sage
auch gleich warum.
Ich glaube, dass sie in einen ideologischen
Abgrund gedriftet ist, weil die geschichtliche
Aufarbeitung des Lebens von Andreas Hofer ja auch nicht erst seit zwei Wochen betrieben wird. Das ist ein langer Prozess, das
Bild des Freiheitshelden in Tirol darzustellen, wie es wirklich war.
Ich möchte mich nur dagegen verwehren,
dass man diese Dinge immer nivelliert und
auf die gleiche Ebene stellt. Es gibt einen
riesigen Unterschied zwischen Nationalsozialismus, dem was dort geschehen ist und
anderen Entwicklungen, Traditionen und
geschichtlichem Erbe, das wir auch vertreten. Denn nicht alle Traditionen kommen
aus einer dunklen Ecke der Geschichte.
Es stimmt schon, dass damals Andreas
Hofer der Verteidiger von Werten war, die
gegen die Aufklärung gestanden sind. Das
ist ganz interessant, wenn man das historisch nachvollzieht. Welchen Unterschied es
damals in der Reaktion zwischen Stadt- und
Landbevölkerung gab. Trotzdem glaube ich,
dass es nicht richtig ist, wenn man das Kind
mit dem Bade ausschüttet und dann alle
diese Traditionen, alle diese historischen
Zugänge in den gleichen Topf wirft.
Wenn wir diesen Weg gehen, dann müssen
wir die Maria-Theresien-Straße noch heute
umbenennen. Denn Maria Theresia war
eine absolutistisch herrschende, Kriege
führende Kaiserin. Dann müssen wir das
auch in vielen anderen Bereichen tun, wenn
wir das nicht historisch vermischen wollen.
Wir müssen diese Aufarbeitung aus Sicht
von Prinzipien der Wahrhaftigkeit und der
Gerechtigkeit sehen. Das darf aber nicht nur
GR-Sitzung 21.11.2013
aus der Sicht der heutigen Ereignisse, sondern auch im historischen Kontext passieren.
Bei den Schützen war ich einer der ersten,
der dem Landesschützenkommandanten
gratulierte, weil er diese historische Aufarbeitung der Schützen in der Zeit des Nationalsozialismus aktiv anging.
Ich finde das hervorragend. Ich bin selbst
Schütze und habe das sofort begrüßt. Ich
glaube aber, um das wieder in den Kontext
von Andreas Hofer zu bringen, da würde ich
mir die Konsequenz der Fraktion Innsbrucker Grüne (GRÜNE) wünschen! Sie
sollten dann bei Auftritten, bei denen die
Schützen anwesend sind, fern bleiben,
wenn sie das schon so ablehnen. Denn
dass die Schützen zu Andreas Hofer und
diesem Erbe stehen, das ist unbestritten.
Da müsst Ihr einmal ehrlich sein oder müsst
es sagen, wenn Ihr das nicht vermischen
möchtet.
Für mich, GRin Mag.a Schwarzl, war der
gute Beginn Deines Debattenbeitrags, der
dann wieder hinüberschwenkte, doch eine
gewisse ideologische Keule. Nämlich nicht
dieses Thema betreffend, bei dem wir uns
alle einig sind, sondern dieses gegen jeden
Wert von Traditionen oder gegen jede historische Entwicklung zu sein. Wir haben dazu
gerade vorher einen Antrag besprochen,
der später noch kommen wird.
Jetzt komme ich, unter Anführungszeichen,
auf die andere Reichshälfte zu sprechen.
Ich glaube, wir müssen in einem Land, in
dem es Rechtsstaatlichkeit gibt, in der Interpretation dessen, was jetzt dieses Burschenschafter-Treffen anbelangt, aufpassen. Die Frau Bürgermeisterin hat in dem
Bereich auch schon darauf hingewiesen.
Wir müssen aufpassen, damit wir im Bereich der Meinungsfreiheit, der gelebten
Demokratie, dessen, dass wir in einem
freien Land leben, wo Rechtsstaatlichkeit
und Rechtssicherheit herrscht, dass wir also
hier nicht das Gute und das Schlechte aus
einem inhaltlich ideologischen Gesichtspunkt betrachten.
GRin Reisecker hat vorher Schuschnigg und
Dollfuß erwähnt. Jetzt erwähne ich einmal
Victor Adler, Wilhelm Liebknecht, Marx und
Engels. Wissen Sie, was die alle gemeinsam hatten? Das waren alles schlagende