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Jahr: 2013

/ Ausgabe: 16-BudgetDez-Teil1.pdf

- S.24

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lich konstruierte und immer noch gesellschaftlich gedeckte Gewalt, die sich natürlich im Gegensatzpaar "Mann-Frau" am
besten abbildet. Nicht umsonst: Gerade
Rollenklischees tragen zur Verfestigung von
Macht- und Gewaltverhältnissen bei. Solange wir die Diskriminierung von Menschen
aufgrund ihres biologischen oder ihres sozialen Geschlechts zulassen, sind wir weit
entfernt von einer freien, gleichberechtigten
und am Ende demokratischen Gesellschaft.
Ich bin mit infrastrukturellen Überlegungen
zur Sicherung der Erwerbstätigkeit losgestartet und habe hier vor allem auf die Begleitung der "Jüngsten" hingewiesen. Es
liegt mir fern, den Eindruck zu erwecken,
dass Maßnahmen diesbezüglich nur kosmetisch und deshalb "kleine Fische" seien,
eine lästige, notwendige Begleiterscheinung.
Nein! Ganz im Gegenteil! Ich finde, wir setzen dort an, wo unsere Hauptherausforderung für die nächsten Jahre liegen wird: Wir
kümmern uns um unsere Kinder, indem wir
in deren Bildung investieren:
Bildung, Herzens-Bildung, die bereits in den
Kindergärten beginnt.
Bildung, die es grundsätzlich ermöglicht,
unabhängig von Herkunft und Papas Kreditkarte alle Möglichkeiten auszuschöpfen.
Bildung, die für ein ganzes Arbeitsleben und
darüber hinaus bestimmend für das Überleben am Arbeitsmarkt sein wird.
Seit Jahren steht die Bildungspolitik auf
dem Prüfstand. Es sieht nicht gut aus mit
den Lernergebnissen unserer Kinder und
Jugendlichen. Fast 20 % der SchulabgängerInnen können weder sinnerfassend lesen und schreiben noch rechnen.
Nur: Wie definieren wir denn eigentlich
Lernergebnisse und worauf beziehen wir sie
im Ursprung und in der gewünschten Zielwirkung? Im Zentrum der Definition steht
Bildung als Wirtschaftskraft, es geht um
wirtschaftliche Messbarkeit und in der Folge
um die Verwertbarkeit von Ausbildung. Wir
sprechen also von Bildung als messbare,
abbildbare und deshalb empirisch nachweisbare und beweisbare Größe. Nur wozu?
Die Antwort aus der Wirtschaft lautet: "Eine
breite Allgemeinbildung, die Fähigkeit, flexiGR-(Budget-)Sitzung 5.12.2013

bel auf Veränderungen zu reagieren, soll
Triebkraft in der Bildung sein." Und was
erfolgreiche Bildungspolitik ist, wird durch
internationale Evaluierungen wie PISA
(Programme for International Student Assessment) und TIMSS (Trends in International Mathematics and Science Study) vorgegeben.
Lernerfolge zu messen ist ein altes Prinzip gute Noten, schlechte Noten. Doch warum
beschleicht uns heute ein diffus unangenehmes Gefühl, wenn wir von "Flexibilität in
der Reaktion auf Veränderungen" und
"PISA-Messungen" sprechen?
Begeben wir uns doch einmal in eine Schule und sprechen einen Jugendlichen bzw.
eine Jugendliche, egal welchen Alters, an,
indem wir die Antwort auf die Kernfrage
geben, warum er oder sie lernen soll:
"Du sollst in deinem Job einmal flexibel auf
Veränderungen reagieren können."
Antwort: "Ich weiß nicht einmal, wer ich bin,
was ich werden will und wo ich anfangen
soll."
"Du bist EuropäerIn und um in Europa zu
leben, musst du einen europäischen Standard erreichen - PISA prüft dich und bestätigt dir es dann."
Antwort: "Nein, ich komme aus Innsbruck
und PISA ist eine italienische Stadt mit einem schiefen Turm."
Warum bekommen wir diese Antworten?
Sie sind zuerst Ausdruck einer tiefen Unsicherheit und zugleich eines zutiefst
menschlichen Wunsches nach Konstanz,
Konsistenz, Linearität und Geborgenheit.
Doch: Wo haben in unseren Erklärungen
fundamentale Bedürfnisse wie Partnerschaft, Familie und Zuhause ihren Platz?
Wo kommt das Wort "Beziehung" vor, oder
um es im Bildungskontext zu sagen, das
soziale Lernen?
Beide Erklärungen stützen sich auf die Annahme der quantitativen Messbarkeit - was
völlig fehlt, sind essentielle Antworten auf
essentielle Bildungsfragen:
Wer bin ich? Und: Wer kann ich deshalb
sein? Oder weniger philosophisch: Wie finde ich denn heraus, welche Bildungsinhalte
zu mir passen? Wer unterstützt mich in die-