Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2020
/ Ausgabe: 2020-12-10-GR-Protokoll.pdf
- S.16
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nen Ausflug. Es geht explizit um den gemeinsamen Austausch und diese Art des
Zusammenlebens stellt keine RaumzweckWohngemeinschaft dar.
Das Konzept kommt so gut an, dass sich
mittlerweile Alleinerziehende und Menschen
mit Behinderungen dafür interessieren. Wir
würden solche Projekte gerne umsetzen
und sie in der Stadt Innsbruck ansiedeln.
Hoffentlich erhalten diese Vorhaben eine
breite Unterstützung. (Beifall)
GR Schmidt: Einsamkeit im Alter ist besonders in Zeiten der Coronakrise eine zentrale
Herausforderung. Sie weinen und sie sterben. Mit dieser Aussage sind wir genau
beim Thema.
Die Situation der alten Menschen in Österreich wurde bereits von GR Mag. Falch zusammengefasst und er hat die Probleme
auf den Punkt gebracht.
SeniorInnen sind oft einsam. Vielleicht haben sie keine Angehörigen, oder ihre
Freunde sind bereits verstorben. Doch dieser Vereinsamung könnte man im Alltag
entgegenwirken. Es gibt Senioren-Wohngemeinschaften und generationsübergreifendes Wohnen. Diese Angebote könnte man
forcieren und ausbauen. Die jungen Menschen könnten von den Erfahrungen der Alten profitieren und die Lebensfreude der
Jüngeren, könnte auf die Senioren überspringen.
Derzeit sitzen alte Menschen voller Angst
und Panik, die ihnen von der Regierung eingeimpft wurde, zuhause. Erst kürzlich wurde
eine rüstige Nachbarin von mir über Nacht
aufgrund von Ängsten und Sorgen zur Bettnässerin. Wie erniedrigend muss das für ältere Menschen, die körperlich noch nie ein
Problem hatten, sein?
Besonders schlimm ist die derzeitige Lage
in unseren Alten- und Pflegeheimen! Während des ersten Lockdowns gab es ein Besuchsverbot für Therapeuten. Es gibt sehr
viele Pflegebedürftige, die eine regelmäßige
Physiotherapie benötigen, damit ihre Mobilität erhalten bleibt. Behandlungen waren
nicht mehr möglich und diese Menschen
versteiften. Ihre Gliedmaßen verkümmerten,
während unsere Pflegekräfte, die wirklich
Übermenschliches leisten, die ausbleibenden Therapien nicht kompensieren konnten.
GR-Sitzung 10.12.2020
Ihnen fehlen die Ausbildungen und Ressourcen, um diesen Mangel an Therapien
auszugleichen.
Ein weiteres Problem war das Besuchsverbot für Angehörige. Werte Mitglieder des
Gemeinderates, bitte verinnerlicht Folgendes: Es sind Menschen in Alten- und Pflegeheimen, die ihre eigenen Familien nicht
mehr sehen dürfen! Sie dürfen weder ihre
Enkel noch ihre Kinder sehen. Die Familie
stellt für Senioren ihr Lebenselixier dar und
gibt ihnen Lebensmut! Ohne den Angehörigen gibt es oft nur noch Kummer. Die Bewohner der Altenheime wissen nicht, wie sie
sich aus der Situation, die ihnen von außen
aufgezwungen wurde, befreien können.
Eine Altenpflegerin hat mir etwas berichtet.
Es gibt Demenzkranke, die in ihren Zimmern eingesperrt sind und den ganzen Tag
nur noch brüllen und weinen. Sie können
die Situation, in der sie sich befinden, nicht
mehr verstehen! Stellt Euch vor, es würde
Eure eigene 94-jährige Mutter oder Großmutter betreffen.
Weiters sagte eine Altenpflegerin, dass sich
diese Menschen vor lauter Verzweiflung geradezu nach dem Tod sehnen! Sie beten,
dass sie endlich sterben können. Ihnen
wurde der Lebenswille genommen! Sie sind
in Isolationshaft, eingesperrt in ihren Zimmern. Das hat nichts mit Würde zu tun.
Es trifft die Generation, die unser Land aufgebaut und uns zu Wohlstand verholfen hat.
Nun wird ihnen seitens der Regierung auf
diese Art und Weise gedankt.
Diese Menschen sind arm und verzweifelt.
Sie befinden sich in Isolierung und man
muss ihnen helfen! Diese Besuchsverbote
müssen gelockert werden! Herr Bürgermeister, wenn Sie mir das nicht glauben, gehen
Sie in ein Altenheim, sperren sie die Führungskräfte weg und sprechen mit dem Personal. Die Pflegekräfte werden Ihnen das
von mir Gesagte bestätigen.
In diesem Sinne bitte ich Euch, vergesst die
Nächstenliebe nicht, seid menschlich, besucht Eure alten Verwandten und lasst sie
nicht im Stich! (Beifall)
(Auf Wunsch der FPÖ werden Wortmeldungen ihrer MandatarInnen nicht mehr gegendert.)