Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2022
/ Ausgabe: 2022-04-20-GR-Protokoll.pdf
- S.17
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Da frage ich die GRÜNEN, warum nichts
dabei herauskommt, auch wenn es von
ihnen thematisiert wird? Ihr seid in der Bundesregierung. Nachdem die FPÖ nicht mehr
in der Regierung war, gab es die große
Hoffnung, dass vielleicht in der Pflege doch
noch etwas passiert. Nichts ist passiert! Die
Innsbrucker Stadtregierung hat zwei Zettel
vollgeschrieben, was man machen möchte.
Nichts ist passiert!
Die Frage, die wir uns heute stellen müssen, ist nicht die, was wir von Bund oder
Land Tirol fordern, sondern was bieten wir
als Stadt Innsbruck an, um ausreichend
Pflegepersonal zu finden? Die Fraktion FI
hat mich auf die Idee gebracht. Sie hat in
der letzten Periode gefordert, dass diejenigen, die sich für eine städtische Wohnung
bewerben, erst neun Jahre warten sollen,
aber wenn sie bei einem Verein mitarbeiten,
dann werden sie auf der Warteliste weiter
vorgerückt.
Ich könnte mir vorstellen, dass Menschen,
die in einem Pflegeberuf arbeiten, leichter
städtische Wohnungen bekommen. Warum
nicht? (Beifall)
Unterhalten wir uns darüber jenseits von
Nebelgranaten, was unser Angebot zur Sicherung der Pflege in Zukunft ist. Da bin ich
für alles offen. In erster Linie finde ich es
sehr gut, dass wir zu dem Thema einen runden Tisch haben werden. Je mehr runde Tische es gibt, desto eher besteht die Möglichkeit, dass wir miteinander reden. Unterhalten wir uns darüber, was unser Angebot
ist und was wir fordern.
Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass es
solche Gespräche dringend braucht und da
machen wir gerne ein wenig Entwicklungshilfe.
GR Ing. Eller: Ich bedanke mich bei der
SPÖ für das Thema. Es gibt wohl kaum ein
aktuelleres als den Pflegenotstand. Ich verwende den Begriff bewusst, denn in der
Landeshauptstadt stehen ganze Etagen in
Pflegeheimen leer. Der Grund ist nicht der,
dass es keine zu Pflegenden gibt, sondern
weil das Personal fehlt. (Beifall)
Die Angehörigen von Pflegebedürftigen verzweifeln, weil sie keinen Betreuungsplatz
finden und selbst nicht mehr in der Lage
sind, die Betreuungsleistung fortzusetzen.
Ich kenne Fälle, bei denen zu Pflegende
GR-Sitzung 20.04.2022
verstorben sind, bevor sie einen Platz in einem Heim bekommen haben.
Der Stadt Innsbruck wäre es schon längst
freigestanden, nicht nur von Wertschätzung
der Pflege in Sonntagsreden zu sprechen,
sondern sie auch zu leben. Tirol ist ein
Hochpreis-Bundesland, die Stadt Innsbruck
ist die teuerste Stadt Österreichs - teuerstes
Leben, teuerstes Wohnen. Trotzdem sind
die Gehälter in der Pflege niederer als im
Österreichvergleich.
In Salzburg wird beispielsweise im Schnitt
um € 200,-- mehr bezahlt als in Tirol. Inzwischen pendeln viele Pflegende aus dem Bezirk Kitzbühel in das Bundesland Salzburg,
um dort zu arbeiten. Die Folge ist, dass im
Bezirk Kitzbühel viele Pflegekräfte fehlen.
Nun hat man sich entschieden, auch in Kitzbühel um € 200,-- mehr zu bezahlen. Also
erzählt mir nicht, man könne nichts tun. Natürlich entsteht Wettbewerb, wenn besonders attraktive Arbeitsplätze mit besten
Rahmenbedingungen und guter Bezahlung
angeboten werden.
Aufgrund der vielen fehlenden Pflegekräfte
müssen diejenigen, die noch da sind, übermäßig viel arbeiten. Eine Teilzeitkraft entscheidet sich ja bewusst für eine Teilzeitarbeit. Da müssen wir uns nicht groß wundern, wenn diese Kraft aus dem Job aussteigt, weil sie ständig Vollzeit arbeiten
muss.
In der jetzigen Situation ist es noch möglich,
die Pflegebedürftigen körperlich zu versorgen. Was aber nicht mehr stattfindet oder
viel zu kurz kommt, ist das Betreuungsprogramm. Kartenspielen, spaziergehen, ein
Gespräch auf der Parkbank ist für die Lebensqualität der zu Pflegenden ganz entscheidend. Die Stadt Innsbruck hätte schon
längst einen Pool an Betreuungskräften aufbauen können. Man könnte auch durchaus
eine kleine Entschädigung bezahlen.
Mir fallen beispielsweise Studierende ein.
Einige freie Plätze in den Heimen könnten
an Studierende vergeben werden. Die günstige Wohnmöglichkeit ist aber an Betreuungsleistungen im Heim gebunden. Solche
Konzepte gibt es schon im benachbarten
Ausland.
Man könnte auch wie in Kufstein eine leere
Station als Kinderbetreuungseinrichtung
nutzen. Die Infrastruktur Pflegeheim ist mit