Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2023
/ Ausgabe: 2023-11-09-GR-Protokoll.pdf
- S.85
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wirft nur Nebelgranaten, denn die Motive
sind seit jeher die gleichen.
Allerdings wäre es wichtig, zu wissen, wie
viele Schwangerschaftsabbrüche tatsächlich jährlich durchgeführt werden. Dadurch
könnte klar gezeigt werden, wie viele ÄrztInnen für solche Eingriffe benötigt werden. Ich
nehme an, dass drei ÄrztInnen in der Stadt
Innsbruck nicht ausreichen. Der Bedarf an
sicheren Schwangerschaftsabbrüchen ist
deutlich höher!
Inhaltlich teile ich weitestgehend die Meinung von GRin Bex, BSc. Allerdings gebe
ich GR Appler recht. Dieser Antrag hat im
Gemeinderat der Landeshauptstadt Innsbruck nichts verloren. Wir können keine Entscheidung bezüglich dieses Themas treffen.
Resolutionsanträge sehe ich stets kritisch.
Sie erwecken lediglich den Anschein von
Aktivität, nützen aber niemandem etwas.
Ich möchte den Antrag aus genannten
Gründen nicht ablehnen. Allerdings kann ich
ihm leider auch nicht zustimmen. Darum
enthalte ich mich der Stimme.
GRin Mag.a Duftner: Ich sehe es ein wenig
anders als GRin Heisz. Zuerst einmal muss
ich einige Aussagen berichtigen.
Durch die SPÖ in der Landesregierung gibt
es inzwischen eine Übergangslösung, indem drei ÄrztInnen in der Stadt Innsbruck
Schwangerschaftsabbrüche anbieten. Ich
danke den Frauen der SPÖ für diesen Teilerfolg.
Dass es in 50 Jahren nicht möglich war, dieses Angebot im Landeskrankenhaus Innsbruck (LKH) - Universitätskliniken anzubieten, hätte ich nicht gedacht. Allerdings muss
ich zugeben, dass sogar wir GRÜNE daran
gescheitert sind, obwohl wir zweimal Regierungsbeteiligte waren. Es ist nicht so einfach, denn die ideologischen Kämpfe sind
sehr hart.
Ich bin der Meinung, dass dieses Thema
auch den Gemeinderat betrifft. Vielleicht ist
es für manche interessant zu hören, dass
die Geschichte der GRÜNEN eng mit dem
Thema Schwangerschaftsabbruch verbunden ist. Die GRÜNEN sind in den 70er Jahren als Bewegung für Menschen entstanden, die sich im politischen Spektrum nicht
mehr vertreten sahen.
GR-Sitzung 09.11.2023
Der erste Spitzenkandidat der GRÜNEN im
Jahr 1977 war einer von drei Ärzten in Tirol,
die Schwangerschaftsabbrüche durchführten. In den 70er Jahren hat es in Innsbruck
also mehr ÄrztInnen gegeben, die Schwangerschaftsabbrüche durchführten, als in den
vergangenen 20 Jahren! (Unruhe im Saal)
Seit der Fristenlösung, die im Nationalrat
beschlossen wurde, ist ein halbes Jahrhundert vergangen. Viele Länder erschweren
inzwischen den Zugang zu dieser wichtigen
Versorgung. Man muss gar nicht in die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) blicken, sondern auch innerhalb der Europäischen Union (EU) gibt es Länder, die
Schwangerschaftsabbrüche erschweren.
Schaut nach Polen!
Im Jahr 1983 ist die erste Frau als Gemeinderätin für die GRÜNEN eingezogen. Dass
sie eine Frau war, galt als Novum. Sie hat
sich öffentlich dazu bekannt, eine Abtreibung vorgenommen zu haben. Sie war Mutter von vier Kindern. Sie wurde massiv attackiert und in Wahlkämpfen als Kindermörderin bezeichnet!
Das Thema betrifft uns sehr wohl! Doris Linser war in den 70er Jahren im Gemeinderat
der Landeshauptstadt Innsbruck eine Mandatarin aus den Reihen der GRÜNEN. Sie
hat unter enorm schwierigen Bedingungen
mehr als 500 Unterschriften gesammelt, um
auf das Thema aufmerksam zu machen.
Sogar die internationale Presse wurde auf
sie aufmerksam.
Eine Verbesserung zu erzielen ist nicht so
einfach. LI wird dem Antrag definitiv zustimmen. Ich finde es problematisch, dass
Frauen diese Eingriffe selbst zahlen müssen und die Krankenkassen die Kosten
nicht abdecken. Das ist wirklich merkwürdig.
Ich wünsche mir von Menschen, die ethische Probleme mit Schwangerschaftsabbrüchen haben, sich vermehrt für ökonomische
Voraussetzungen für Frauen einzusetzen.
Oftmals können sich Frauen keine Kinder
leisten! Hier hat es in den letzten 50 Jahren
überhaupt keine Fortschritte gegeben!
Es braucht mehr Angebote für werdende
Mütter. Schaut Euch einmal das GenderPay-Gap in Österreich an. Es muss noch
sehr viel getan werden. Männer müssen
mehr Erziehungsverantwortung für Kinder
übernehmen. Es gibt viele Menschen, die