Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2018
/ Ausgabe: 03-Protokoll_22.03.2018.pdf
- S.9
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rohbau zu errichten und dann lässt man die
zukünftigen Mieterinnen bzw. Mieter den Innenausbau selber gestalten. Der Effekt ist,
dass dies billiger ist, als wenn es durch eine
Firma erfolgt und die zukünftigen Bewohnerinnen bzw. Bewohner haben sogar noch
Spaß daran. Aber auch hier sprechen wir
letztlich von Peanuts und keinem Modell,
das man großflächig im Wohnbau anwenden wird können.
Wenn man leistbares Wohnen möchte, ist
auch einiges an technischen Bauvorschriften, wie die OIB-Richtlinie, zu entschlacken,
weil teilweise sind dort Luxusstandards
festgeschrieben, die auch ein Kostentreiber
im Wohnbau sind.
Der entscheidende Kostenfaktor ist weder
die Finanzierung noch die Eigenleistung bei
der Innenausstattung oder die technischen
Bauvorschriften, sondern das sind die
Grundpreise. Wir leben in einer Stadt, wo
allen Ernstes für den Quadratmeter Freiland
- in der Hoffnung, dass irgendwann eine
Umwidmung kommt - € 850,-- verlangt wird.
Das haben mir Bauträgerinnen bzw. Bauträger erzählt und es gibt dann sogar noch
Wahnsinnige, die den Preis zahlen. Anschließend wird eine entsprechende Dichte
gefordert, weil sich sonst der Grundkauf nie
rechnet. Solange wir solche Zustände haben und diesen nicht entgegenwirken, können wir von leistbarem Wohnen gar nicht
sprechen. Daher ist der wesentliche Kernansatz - der Ausschuss für Stadtentwicklung, Wohnbau und Projekte arbeitet gerade
daran - klare und deutliche Richtlinien zu
beschließen. Wenn jemand durch Umwidmung einen Gewinn erzielt oder mit einem
neuen Bebauungsplan zusätzliche Masse
erhält, dann muss ein Gemeinwohlbeitrag
erstattet werden. Das ist zum Beispiel ein
Anteil an gefördertem Wohnen oder eine
Infrastrukturfinanzierung.
Es muss für die Verkäuferinnen bzw. Verkäufer von Grundstücken klar sein, dass sie
keinen "Deppen" finden, der ihnen den
Preis von € 850,-- pro Quadratmeter für
Freiland bezahlt. Die Bauträgerinnen bzw.
Bauträger müssen kapieren, dass solche
Preise nicht gezahlt werden können, weil
dies nie im Leben in einer entsprechenden
Kalkulation untergebracht werden kann,
wenn ein Anteil gefördertes Wohnen noch
realisiert werden muss.
GR-Sitzung 22.03.2018
Es wird sich dann durch die Wirkung von
Angebot und Nachfrage - man findet keine/n
"Wahnsinnige/n", der € 850,-- pro Quadratmeter Freiland bezahlt - das Preisniveau
Schritt für Schritt wieder einer Realität annähern. Der Preis von Freiland, € 35,-- pro
Quadratmeter oder die Wertsteigerung einer
Liegenschaft auf ein entsprechendes Niveau - anrechenbarer Grundpreises für gefördertes Wohnens oder mit einer Mischkalkulation auch ein wenig mehr - ist das einzige ist, was ein vernünftiger Markt hergibt.
Hier müssen wir ansetzen und nicht bei irgendwelchen Finanzierungskonstruktionen
oder sonstigem Firlefanz. Danke!
StR Gruber: Ich versuche jetzt doch das
ganze Thema, das GR Dr. Stemeseder vorgegeben hat, abzuarbeiten.
Der erste Satz heißt "Cash macht fesch".
(GR Dr. Stemeseder: Du bist fesch.)
Das kann ich nicht beurteilen.
GR Dr. Stemeseder hat heute schon wieder
einmal seine besonderen Finanzierungsinstrumente erwähnt, die wahrscheinlich viele
rätseln lassen. Ich bin jetzt schon einige
Jahre Mitglied im Anlagebeirat der Stadt Innsbruck. Dort wird das Thema überkoalitionär von allen Seiten betrachtet. Der Anlagebeirat ist kein Geheimgremium, sondern
es wird darüber regelmäßig im Gemeinderat, wie auch im Stadtsenat berichtet.
Wir haben unser Vermögen, auch durch die
Beratung durch den ehemaligen Finanzdirektor Dr. Hörnler, der Vorsitzender ist, sowie durch Univ.-Prof. Dr. Schredelseker
sehr gut im Griff.
Die Stadt Innsbruck hat die globale Finanzkrise 2007/2008 nicht verursacht. Wir haben
alle diese schwierigen Zeiten mit Augenmaß
und Vernunft gut hinter uns gebracht. Es
gibt andere Städte, die ich nicht beneide,
diese sind nämlich gestrauchelt. Dort sind,
GR Dr. Stemeseder, jene Schlagworte gefallen, die Du immer erwähnst. Wir haben
unsere finanziellen Dinge eher konservativ
gemanagt und seriös abgearbeitet. Das ist
ohne Risiko erfolgt und deshalb hat die
Stadt Innsbruck kein Vermögen verloren,
wie dies andere Städte leider beklagen
mussten.
Vielleicht hat man diesen auch augenzwinkernd zugesagt, dass es viel tollere Instru-