Gemeinderatsprotokolle seit 2002

Jahr: 2020

/ Ausgabe: 03-Protokoll-30-04-2020_fertig.pdf

- S.28

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nen, die/der an Corona gestorben ist." Vielleicht ein wenig überschwänglich, aber wie
wir alle wissen, Bundeskanzler Kurz ist
ganz gut im Angstverbreiten.
Ich habe auch Angst! Angst, dass Innsbruck
nicht mehr so sein wird, wie wir es kennen.
Vielleicht hat Bundeskanzler Kurz auch damit gemeint, dass jede/r in Zukunft jemanden kennen wird, der ein Geschäft leer vorfindet, denn so wird Innsbruck aussehen! Es
ist meine Angst, dass die Stadtteile leer
sind, dass die Straßenzüge nicht mehr das
spiegeln, was sie heute sind.
Ich glaube, dass Geschäfte, DienstleisterInnen, Kaffeehäuser, Betriebe, so wie wir sie
kennen, wirklich in Gefahr sind. Das ist eine
Angst, die ganz real ist. Ich habe Angst,
dass unsere Stadt, meine Stadt nicht mehr
spiegeln wird, wie es vor der Krise war, sondern es eine ganz andere Optik abgeben
wird.
Diese Gesundheitskrise ist in Wirklichkeit
eine ganz massive Wirtschaftskrise. Die
Nachwirkungen werden zeitverzögert in den
nächsten Wochen, Monaten und Jahren
kommen. Sie werden sich im Großen zeigen, aber ganz extrem auch im Kleinen.
Das werden wir alle spüren, wenn wir durch
die Straßen unserer Stadt laufen.
Es ist so, dass wir das jetzt noch nicht ganz
fassen können, wie sich unsere Stadtteile
entwickeln. Gerade dort werden wir es spüren, denn schon jetzt sind sie durch die
Konzentrierung auf das Stadtzentrum angeschlagen. Es werden dort die erdgeschossigen Lokale als erste daran glauben und
schließen. Damit wird Leerstand einziehen.
Inwiefern es klug ist, dass in Zeiten von
Corona sich die Leute massiv in den Einkaufszentren oder in der Maria-TheresienStraße drängen, ist eine Frage für sich.
Wenn wir hier im Gemeinderat nicht darauf
schauen, dass die Stadtteile besonders gefördert werden und die Stadtteile blühen,
dann wird es eine schwierige Sache für das
Erscheinungsbild der Stadt und die Sicherheit in den nächsten Monaten.
Ich glaube, der Gemeinderat ist hier gefordert, um Maßnahmen zur Aufenthaltsqualität zu setzten. Dazu gehört, dass die Gastronomie, der Handel, die DienstleisterInnen
das Stadtbild beleben. Wenn die Leute in
den Stadtteilen keine Möglichkeit finden, in
GR-Sitzung 30.04.2020

Kaffeehäuser zu gehen, sich auszubreiten,
dann wird es schwierig sein und alles konzentriert sich dort, wo jede/r weiß, dass etwas los ist. Wir haben, wie gesagt, die übervollen Hotspots, die es eigentlich zu verhindern gilt. Schön ist es, wenn das Treiben
draußen in den Stadtteilen stattfindet. Dort
soll es geschehen.
Ja, es ist so, dass verkehrsberuhigte Zonen,
die wichtig sind für die Aufenthaltsqualität Bäume, Bänke, Parks - dazugehören. Das
ist gar keine Frage. Aber ohne das Kaffeehaus, ohne den Wirt am Eck oder den Einzelhandel nützt uns all das nichts. Ich
glaube, es ist wirklich das Gebot der
Stunde, dass man hier z. B. auch der Gastronomie entgegenkommt. Wir haben als
Stadt die Gastgärten zur Verfügung und
können da entgegenkommen.
Wir tun damit den Leuten draußen und der
Gastronomie etwas Gutes. Ohne eine große
Kostenexplosion kann hier schnell und
problemlos geholfen werden. Es ist wichtig,
das unkomplizierte und schnelle Handeln
der Stadt anzusprechen! Da hilft man Betrieben besonders.
Es ist genau jetzt die Zeit, dass man ums
Eck isst, trinkt und konsumiert, also bei den
NachbarInnen.
Abschließen möchte ich mit einem Zitat, das
von mir kommt: "Bald kennt jede und jeder
von uns einen Betrieb, der dank Corona
nicht mehr geöffnet hat." (Beifall)
GR Mag. Stoll: Wir begehen dieser Tage
75 Jahre 2. Republik. Diese 2. Republik ist
vor allem durch einen sozialen und wirtschaftlichen Aufschwung gekennzeichnet,
der aber nicht darauf basiert, dass wir die
Insel der Seligen sind, wie es Papst Pius VI
anlässlich eines Österreichbesuches gesagt
hat, sondern aufgrund eines Marshallplanes, einer guten Zusammenarbeit mit den
SozialpartnerInnen und natürlich auch aufgrund des Schuldenerlasses im Jahre 1953.
Seit damals ist es eine Erfolgsgeschichte,
die mit dem Coronavirus ins Stocken geraten ist. Die Auswirkungen dieses viralen
Flächenbrandes sind in ihrer Gesamtheit
noch nicht absehbar, auch wenn die notwendigen Hilfspakete den Schrecken und
den größten Schaden abfedern. Ich bezeichne sie als monetäre Bluttransfusionen.