Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2008
/ Ausgabe: 2008_02-Feber.pdf
- S.45
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gerne die "eierlegende Wollmilchsau"
gehabt hätten. Wir haben alles Mögliche
und das Gegenteil von allem Möglichen
wollen bzw. ausgeschrieben und zwangsläufig musste danach gewichtet werden.
Mein Problem ist, dass die Gewichtung,
nach der einzelne Funktionen betont oder
weniger betont wurden und wie sie
zueinander in Hierarchie gebracht worden
sind, nicht richtig finde. Das ist zu allerletzt
die Schuld der Architekten, die letztendlich
Auftragnehmer sind und unter Randbedingungen arbeiten, welche politisch gesetzt
wurden.
Ich glaube, um einen Punkt herauszuheben, dass es gerade die Vorschreibung
oder Einwände der Verkehrsbehörde
waren, die zu diesem Überdesign geführt
haben. Wegen ein paar Stunden am Tag
und damit die Radfahrer möglichst sicher
unterwegs sind, gibt es die Gliederung in
der Flanierzone entlang der Auslagen,
sozusagen eine Fahrgasse, die durch eine
Messing-Leitschiene und eine kleine
Mulde betont wird. Diese MessingLeitschiene ist noch dazu der Startplatz für
die Kellner; also weit weg von den
Tischen, sodass die Kellner dort Aufstellung nehmen, links bzw. rechts schauen
und dann springen können.
Durch diese Gestaltung und durch dieses
wirklich radikale vertikale Nord-SüdDesign, werden natürlich die meisten
Fußgängerinnen bzw. Fußgänger in der
Mitte gehen und auf der Seite wird es eine
Fahrgasse geben, und zwar nicht nur bis
10.00 Uhr bzw. 10.30 Uhr, sondern den
ganzen Tag. Der Radfahrer bzw. die
Radfahrerin wird sehen, dass sich die
Fußgänger eh in der Mitte tummeln und
werden nicht mit Schrittgeschwindigkeit,
sondern im üblichen Radfahrtempo fahren.
Alle sagen einvernehmlich, dass es eine
multifunktionale Mischverkehrszone ist,
aber aus Sicherheitserwägungen klauben
wir das doch wieder auseinander und
schaffen eine Fahrgasse und einen
Aufenthaltsraum in der Mitte. Das ist aus
meiner Sicht das, was ich mit dem Begriff
"Verschlimmbesserung" kennzeichnen
wollte.
In stärkerem Maße als bei dem Wettbewerbssiegerprojekt ist jetzt diese strikte
vertikale Orientierung von Norden nach
GR-Sitzung 28.2.2008
Süden von allem herausgekommen. Das
ist ein Überdesign und eine Übermöblierung des Ganzen. Wann immer man mit
einem einzelnen Einwand kommt, erhält
man die Antwort, dass es nicht anders
geht.
Wenn man die Gewichtung so setzt, dass
man wegen drei Aufmärschen im Jahr
einen bestimmten Platz braucht, wo man
mindestens in Achterreihen marschieren
kann und wegen dem Lieferverkehr in der
Früh eine bestimmte Orientierung bauliche
Orientierungsmittel und Sicherheitsmaßnahmen braucht, ist es natürlich logisch,
dass das Design so straff und linear
aussieht.
Bgm.-Stellv. Mag. Dr. Platzgummer sagt
dann zu jedem Einwand, dass das eine
Chaostheorie ist, die nicht funktioniert.
Zwischen der derzeitigen straffen Gliederung und einem völlig ungeordneten
Chaos, liegen meiner Meinung nach
Welten bzw. ein breiter Spielraum.
Deshalb, weil aus meiner Sicht die
Zielhierarchien in einem konfligierenden
Zielbündel, das wir mit der Ausschreibung
gehabt haben, jetzt letztlich in dem
Prozess der letzten Monate falsch gesetzt
worden sind, habe ich der Ausschreibung
und dem Siegerprojekt zugestimmt,
stimme aber der derzeitigen Projektvariante dieser Weiterentwicklung aus Ihrer Sicht
und "Verschlimmbesserung" aus meiner
Sicht nicht mehr zu.
Es ist klar, dass ausgeschrieben werden
muss, aber verschiedene Einwände und
Anregungen können, bis wir nach der
Fußballeuropameisterschaft 2008 (EURO)
endgültig zu bauen beginnen, vielleicht
doch noch in den politischen Gremien
diskutiert werden. So wie das Projekt jetzt
gestaltet worden ist, kann ich nicht
zustimmen, und zwar nicht obwohl,
sondern weil ich der ursprünglichen
Ausschreibung und dem Siegerprojekt
zugestimmt habe. (Beifall von Seiten der
Innsbrucker Grünen)
StRin Dr.in Pokorny-Reitter: Wenn ich mir
einzelne Wortmeldungen der heutigen
Diskussion zu Gemüte führe, dann denke
ich mir, es ist kein Wunder, dass Generationen von früheren Legislaturperioden
keine Neugestaltung der Maria-TheresienStraße zusammengebracht haben. Es gibt