Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2008
/ Ausgabe: 2008_06-Juni.pdf
- S.50
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sprich am liebsten alles leer haben
möchte, aber weil die anderen etwas
machen haben dürfen, will man das
Gleiche, Das ist de facto jedoch nicht
umsetzbar, außer, wenn sich zwei oder
drei zusammenschließen, wobei es beim
Dritten schon Einschränkungen gibt.
Was bzw. zu welchem Zeitpunkt man dort
etwas gemacht hätte, GR Mag. Fritz, hätte
das wahrscheinlich immer Widerstände
bedeutet, außer es wäre damals beim
Geschäft mit den Ursulinen grundsätzlich
der Beschluss gefasst worden, dass
dieser Hof immer frei bleiben sollte. Dann
wären vielleicht auch die Begehrlichkeiten
in der Colingasse nicht gekommen. Wie
ich es aber zu Beginn schon gesagt habe,
hat es damals andere Überlegungen
gegeben.
Was die Dichte der Innenhöfe anbelangt,
gibt es ein Beispiel, das eine vollkommen
andere Sprache spricht, wobei es immer
ein Hüttelwerk war. Es handelt sich um
das Geviert zwischen der Erlerstraße,
Meraner Straße und dem Sparkassenplatz, wo es eine komplette Verbauung
des Hofes durch das Kaufhaus Tyrol
gegeben hat. Hier ist überhaupt nichts
mehr übrig geblieben. Ich weiß schon,
dass das eine andere Situation ist.
Es gibt im Zentrum - nicht weit weg davon
- eine Situation, wo man den Hof noch
massiver ausgenützt hat. Ich glaube, dass
man fair sagen muss, was immer man dort
gemacht hätte - das geht nicht auf die
90er-Jahre zurück, denn hier wehre ich
mich, weil ich damals Stadtrat war - hätte
das der damalige Vorsitzende des
Bauausschusses dem Gemeinderat
letzten Endes zuweisen können. Das war
damals nicht ich, weil ich Planungsstadtrat
war.
Man muss einfach sehen, dass diese
Geschichte viel weiter zurückgeht, wo
auch GR Mag. Fritz und ich noch nicht in
der Politik waren. Dazu muss man
fairerweise sagen, dass man im Zusammenhang mit dem Ursulinen-Geschäft
andere Rahmenbedingungen geschaffen
hat.
GR Mag. Fritz: Weil die Geschichte
angesprochen wurde, muss man zu
Gunsten der historischen Wahrheit schon
auf Folgendes hinweisen: Natürlich hat
GR-Sitzung 24.6.2008
das eine lange Vorgeschichte, die bis in
die 70er-Jahre zurückgeht. Damals hat es
eine Reihe von völlig aberwitzigen - ich
sage aus heutiger Sicht "aberwitzig", denn
damals war es aus dem Zeitgeist schon
verständlich - Planungen, wie den Abriss
des gesamten Ursulinenklosters einschließlich Kirche und den Bau eines
scheibenförmigen Hochhauses als
Landmark an der Ecke Innrain - Marktgraben und ähnliche Scherze, gegeben. Das
wurde alles nach einer langen Debatte
leibhaftig und tatsächlich geplant.
Das war eine der ersten baukulturellen
und stadtentwicklungspolitischen Debatten, die in der Stadt Innsbruck nach dem
Bauboom der 60er-Jahre dann letztlich
auch zum Sachverständigenbeirat nach
dem Stadtkern- und Ortsbildschutzgesetz
(SOG) geführt haben. Als Kompromiss ist
damals die Ursulinenpassage der Architekten Heinz-Mathoi-Streli herausgekommen, die wir jetzt haben und im Großen
und Ganzen sehr gelungen ist.
Es ist schon richtig, dass damals schon
eine weitere Verbauung des Innenhofes
mit einem Riegel in Nord-Süd-Richtung
angedacht war und nie davon die Rede
war, den gesamten ehemaligen Klostergarten der Ursulinen, der sehr groß war,
freizuhalten. Aus wirklich nur ökonomischen Gründen, das war im Kaufpreis
begründet, ist dieser Riegel, der vom
Innrain in Richtung Colingasse hineingeht,
so massiv geplant worden.
Dieselbe Mag.-Abt. III, Stadtplanung, die
nicht das Ziel hatte, den gesamten
Innenhof freizuhalten, sondern eine
Teilverbauung zuzulassen, wollte diese
Teilverbauung Ende der 90er-Jahre
reduzieren. Sie wollte einen größeren
Abstand dieses Riegels von der südlichen
Grundstücksgrenze aufgrund der sehr
berechtigten Einwände der Nachbarn
erzwingen. Wenn der Riegel in voller
Größe hingestellt wird, dann müssten sie
den für diesen Hof notwendigen Freiraum
auf ihren Grundstücken gratis und franko
abliefern und können selber nichts mehr
bauen. Das war der Ausgangspunkt.
Auch wenn man die ganze Geschichte von
den ersten Verbauungsplänen für das Eck
bzw. Ohrwaschl bei den Ursulinen sieht,
wo glücklicherweise ein Großteil des