Gemeinderatsprotokolle seit 2002

Jahr: 2009

/ Ausgabe: 2009_11-Dezember.pdf

- S.67

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nasiums in Innsbruck zu diesem Ehrendenkmal, wie es ja die Burschenschaft
Suevia bezeichnet, recherchiert haben. Es
handelt sich um eine Befragung von
Dr. Lausegger zur Reichskristallnacht. Ich
darf daraus zitieren:
"Mir wurde ein Wagen mit Fahrer zur
Verfügung gestellt, ich nahm zwei von
den im Nebenraum anwesenden SSFührern und Männern mit und holte noch
in der Nacht Ing. Berger in der Wohnung
ab.
Zugleich und ohne meine Kenntnis und
Veranlassung ging auch ein Führer des
SD mit einem oder zwei Mitarbeitern in
die Wohnung des Ing. Berger, um sie zu
durchsuchen und eventuell vorhandenes
Material sicherzustellen. Dieses Kommando hatte - soweit ich es weiß - keine
Kenntnis von meinem Auftrag. Ich erklärte
Ing. Berger, dass ich Auftrag hätte, ihn für
eine Vernehmung bei der Gestapo
abzuholen. Er ging ohne Widerstand mit,
nur bat er mich, telefonisch bei der
Gestapo rückfragen zu dürfen, was ich
untersagte.
Wir fuhren mit dem Wagen Richtung Zirl
und hielten zwei oder drei Kilometer hinter
Kranebitten. Ich erklärte Ing. Berger, er
müsse aussteigen, was er auch tat. Ich
packte ihn bei der Schulter und hielt ihn
zu Boden. Während Hopfgartner - der
Name wurde mir vom vernehmenden
Offizier gesagt, mir war er entfallen - ihn
mit dem Kolben der Pistole mehrere Male
auf den Kopf schlug. Die Leiche warfen
wir in den Inn.
Die Kopfverletzungen waren an der
Schläfe. Der dritte Mann, dessen Name
ich nicht mehr weiß, er schoss ihn,
Ing. Berger, dann noch nach, zwei oder
drei Mal. Ob er getroffen hat, weiß ich
nicht. Wir fuhren dann in die Stadt zurück
und trennten uns."
Dies hat Dr. Lausegger selbst zur Protokoll gegeben - unbestrittene Aussagen
eines Kriegsverbrechers über die Geschehnisse in der Pogromnacht. Wenn ich
das lese, rinnt es mir kalt den Rücken
hinunter. Da geht es nicht darum, dass ein
Familiengrab in irgendeiner Form herabgemindert wird. Es geht hier um ein
GR-Sitzung 10.12.2009

Denkmal der Burschenschaft Suevia,
welches am Westfriedhof angebracht ist.
Wir sind der Meinung, dass es absolut an
der Zeit ist, den tatsächlichen Ereignissen
Platz zu geben. Gerade heute - am Tag
der Menschenrechte - würde ich mir schon
erhoffen, dass der Innsbrucker Gemeinderat diesem Antrag die Zustimmung erteilt.
(Beifall)
GRin Dr.in Waibel: Es ist unwidersprochen
ein sehr sensibles Thema und wir haben
auch im Klub sehr intensiv darüber
gesprochen. Es gibt das Buch "Das ganz
normale Böse" von Reinhard Haller, in
welchem es sehr viel um menschliches
Verhalten geht. Es besteht überhaupt kein
Zweifel daran, dass die Pogromnacht in
der Stadt Innsbruck eine Katastrophe war.
Sie war im Vergleich zu anderen österreichischen Städten besonders gewalttätig.
Was werden aber die Folgen sein, wenn
wir jetzt eine fast akademische Diskussion
über ein Denkmal führen, welches sich im
Westfriedhof befindet und wir das Ganze
nicht historisch aufarbeiten, sondern mit
einer Hinweistafel im Sinne einer politischen Demonstration gegensteuern?
Wenn man sich jetzt mit Jugendlichen wie
z. B. Skinheads auseinandersetzt, die
zwar nicht eine politische Auseinandersetzung aber Provokation suchen, frage ich
mich, was die Reaktion auf diese Hinweistafel sein wird? Bekommen wir dann
womöglich nicht etwas, was wir überhaupt
nicht wollen - z. B. beschmierte Tafeln
usw.? Das führt dann dazu, dass wir
gegenüber einer Minderheit reagieren
müssen und keine historische Auseinandersetzung mit diesem Thema haben. Für
mich besteht das Risiko, dass es in eine
völlig falsche Richtung geht und im Sinne
einer Auseinandersetzung mit den
damaligen Geschehnissen kontraproduktiv
sein könnte.
StRin Mag.a Schwarzl: GR Gruber hat von
"Ehre, Treue, Vaterland" gesprochen. Ich
gehe davon aus, dass das freiheitlich
studentische, schlagende Chor aus der
Zeit den Wahlspruch "Ehre, Freiheit,
Vaterland" hatte. Das ist nämlich ein
Unterschied, denn die SS kannte die
Freiheit systemgegeben nicht mehr. Es
geht nicht darum, dass man insgesamt
das Denkmal der Burschenschaft Suevia