Gemeinderatsprotokolle seit 2002

Jahr: 2009

/ Ausgabe: 2009_11-Dezember.pdf

- S.70

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wollte ich zur Diskussion stellen, ob so
eine Hinweistafel wirklich das richtige
Mittel ist. Damit möchte ich gerne an der
Wortmeldung von GR Mag. Fritz andocken. Es geht für mich nicht nur um die
historische Aufarbeitung, sondern es geht
für mich auch um die Frage, ob dies der
richtige Weg ist, um eine Auseinandersetzung mit dieser Zeit zu entwickeln.
GR Weiskopf: Ich war in Israel und wir
haben Interviews mit Zeitzeugen wie Abi
Bauer oder Erika Schwarz geführt. Das
Warenhaus Bauer & Schwarz ist sicherlich
allen ein Bericht, dort wird bald das
Kaufhaus Tyrol wieder eröffnet. Im
Sommer hatten wir Richard Benson aus
London zu Gast. Sein Opa war Ing. Richard Berger, der grausam von
Dr. Lausegger ermordet wurde.
Dessen Sohn Frederic Benson konnte
damals fliehen und trat anschließend in
die englische Armee ein. Er hat sich dort
für den Geheimdienst gemeldet, weil er
den Mörder seines Vaters auf die Spur
kommen wollte. Es gelang ihm auch und
er konnte ihn sogar selber verhören. Am
Weg von Kärnten nach Tirol ist
Dr. Lausegger dann die Flucht über Italien
nach Argentinien gelungen. Dort ist er
dann unter rumänischer Identität gestorben. Der Mann ist also verstorben und es
wird ihn leider Gottes niemand mehr vor
ein Gericht bringen können.
Wir sind dann mit Richard Benson zu
jenem Ort in Kranebitten gefahren, wo
sein Vater erschlagen wurde. Er hat dort
eine Rose niedergelegt und das waren
bewegende Momente. Wir sind gerade
dabei, dieses Filmmaterial in der Komplexität dieses Themas aufzuarbeiten und
eine Auflösung der menschlichen Art zu
produzieren. Uns - wie viele andere auch interessiert an dieser Geschichte, was
damals wirklich passiert ist. Meistens stellt
man sich solche Fragen mit einer starken
ideologischen Emotion.
Das ist auch verständlich - gerade in
einem Gremium wie dem Gemeinderat,
wo politische Parteien und Fraktionen
sitzen. Es wäre ja noch schöner, wenn
dies nicht der Fall wäre. Mit Hilfe der
Zeitzeugen versuchen wir dieses
wahnsinnig menschliche Element einzuGR-Sitzung 10.12.2009

fangen, welchen sie an den Tag gelegt
haben.
Es ist extrem wichtig, dass man an diese
schrecklichen Dinge erinnert. Aber man
muss sich schon fragen, welche die
optimalsten Mittel für dieses Vorhaben
sind. Ich bin der SPÖ dankbar, dass sie
diesen Antrag gestellt und damit ein
Thema in den Mittelpunkt gerückt haben,
welches man niemals vergessen darf.
Wenn man diesem Thema eine erhöhte
Aufmerksamkeit zuschanzt, ist das keine
Schande.
Ich habe mich in der Diskussion lange
zurückgehalten, weil dieses Thema für
mich sehr viel Emotion in sich birgt. Ich
unterstütze den Vorschlag von GR
Mag. Fritz zur Zuweisung an den Stadtsenat, aber ich möchte auch Bgm.-Stellv.
Dipl.-Ing. Sprenger Recht geben.
Ich weiß nicht, ob der Friedhof der richtige
Ort ist, um auf diese Dinge aufmerksam zu
machen. Über den Schrecken, für den
Dr. Lausegger verantwortlich war, gibt es
aber überhaupt keine Zweifel.
Bgm.in Zach: Ich bin sehr stolz auf diese
tiefgehende und durchaus emotionale
Debatte bezüglich eines Themas, um das
wir uns nie - auch nicht in Zukunft "schleichen" können. Innsbruck hat in
diesen turbulenten Zeiten keine glorreiche
Rolle gespielt.
Wir bemühen uns sehr um ein Erinnern in
diese Richtung - auch mit diesem Antrag.
Ich bin GR Mag. Fritz sehr dankbar, dass
er einen Weg aufgezeigt hat. Das Projekt
von GR Weiskopf ist wie ein erhellender
Strahl, anhand dessen wir einen Fall
beleuchten, der stellvertretend für viele
solcher Fälle steht.
Wir werden vermutlich nicht durch alle
Friedhöfe gehen wollen und herausfinden,
wer wann etwas angestellt hat. Das ist
verwerflich und steht außer Frage. Bgm.Stellv. Dipl.-Ing. Sprenger - so glaube ich
ihn zu kennen - hat seine Empörung als
Friedhofsreferent und als Christ geäußert.
Mehrheitsbeschluss (gegen FPÖ,
2 Stimmen):
Der von GRin Eberl und MitunterzeichnerInnen in der Sitzung des Gemeinderates
am 22.10.2009 eingebrachte Antrag wird