Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2009
/ Ausgabe: 2009_12-Dezember-Budget-Teil2.pdf
- S.14
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kaum, dass wir uns je geküsst haben.
Aber vielleicht haben wir die Hände
gehalten und wir haben uns immer gern
gesehen. Die Freundschaft und die Liebe
war damals etwas ganz anderes, als
heute. … Das war der Walter Berger …
Richard Berger hat zwei Söhne gehabt:
Fritz Berger und Walter Berger. Der
Walter ist der Ältere gewesen. Er war
zirka ein Jahr älter als ich ungefähr. Und
wir haben uns ineinander verliebt und
waren sehr viel zusammen."
Abi Bauer:
"Man hat schon verstanden, dass die
Katastrophe immer näher kommt und
dass die Zukunft der Juden in Frage
gestellt ist."
Erika Schwarz:
"Also an dem Tag wo die Deutschen
einmarschiert sind. Da war mein Vater,
meine Mutter war mit ihm in Wien Einkäufe machen. Das heißt, sie waren schon
ein paar Tage dort und haben dort
Einkäufe gemacht für das Warenhaus.
Und wie sie gehört haben, dass die
Deutschen einmarschiert sind, haben sie
den ganzen Einkauf storniert, abgesagt.
Und sie sind sofort nach Hause gekommen. Und da sind wir noch in der Nacht
zusammen gesessen und haben besprochen, was wir machen können. Mein
Vater hat gedacht, wir können auf
irgendeinen Berg gehen, in irgendein Dorf
gehen und es dort überleben.
Dass es nicht sehr lange dauern wird,
dass die Nazis in Österreich sind. Aber
meine Mutter war ganz dagegen und hat
gesagt, das kommt nicht in Frage. Wir
müssen so schnell wie möglich weg von
hier."
Abraham Gafni ist im Jahr 1928 geboren
und hat seine ganze Familie, Schwester
bis Großeltern in den Vernichtungslagern
verloren. Dieser sagt Folgendes:
"Die Mutter von einem guten Freund von
mir hat Selbstmord begangen. Ist aus
dem Fenster gesprungen. Vielleicht
waren"s noch mehr. Aber es war bei uns
so, von schlechten Sachen hat man
immer versucht, die Kinder nichts wissen
zu lassen.
… Sie wissen sicher davon. Es war die
Frau Goldenberg."
Erika Schwarz in einem anderen Moment:
"Das erste was wir erlebt haben war, dass
man Leute vors Geschäft gestellt hat. Die
allen gesagt haben ein jüdisches Geschäft, geht dort nicht hinein. Und
dadurch war natürlich vorauszusehen,
dass das Geschäft pleite gehen wird.
Denn es war den Inhabern verboten,
irgendwen zu kündigen. Sie mussten allen
Angestellten weiter bezahlen, aber das
Geschäft ist nicht mehr gegangen. Weil
Leute sind nicht mehr hinein gegangen."
In einem weiteren Punkt sagt Abraham
Gafni:
"Als Hitler nach Innsbruck kam, hatte ich
über Nacht keine Freunde mehr. Niemand
sprach mit mir. Die einzigen zwei, die mit
mir im Haus gewohnt haben. Die haben
mit mir nur im Haus gesprochen. Aber
nicht draußen. Und von der Schule sind
wir sowieso schnell hinausgeworfen
worden.
Also ich habe mit Politik, Hitler oder Nazis
nie etwas zu tun gehabt. Es war nur alles
plötzlich aus … Von einem Tag auf den
anderen. Das war auf Befehl. Juden ...
Da war überall aufgeschrieben Juden und
der Zionstern. Und Juden das war Tabu.
Niemand von meinen Freunden in der
Schule hätte sich gewagt, mit mir zu
sprechen.
Schau, das einzige was ich sofort gespürt
habe, war natürlich in der Schule. Und
das war das einzige. Unser Lehrer, den
ich wirklich nur in guter Erinnerung hatte,
wurde sofort ausgewechselt. Und der
neue Lehrer der kam, war natürlich
irgendein Nazi, ein Antisemit. Und als er
am ersten Tag, am ersten Schultag, am
ersten Tag mit dem neuen Lehrer.
GR-(Budget-)Sitzung 11.12.2009 (Fortsetzung der am 10.12.2009 vertagten Sitzung)