Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2009
/ Ausgabe: 2009_12-Dezember-Budget-Teil2.pdf
- S.39
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Wir haben gesehen, dass sich die
Probleme und Lösungsansätze in der
Stadt Innsbruck verlagern. Ich habe mit
einer jungen Sozialarbeiterin gesprochen,
die im Verein Z6-Streetwork mit Jugendlichen arbeitet. Sie hat zu mir gesagt, dass
sie durch die Stadt gehen, aber seit dem
Alkoholverbot und den Verdrängungsmaßnahmen kaum mehr ihre Leute finden.
Es passiert öfters, dass die SozialarbeiterInnen ihre Klientel - einzeln oder in
Gruppen - auf der Straße treffen und diese
fragen sie, wo die Anderen eigentlich sind.
Dieses Problem war früher konzentriert.
Wenn man Problemgruppen helfen will,
muss man zu ihnen irgendwie einen
Zugang finden. Damit man überhaupt in
der Sozialarbeit zu solchen Leuten
Zugang bekommt, braucht man ein Umfeld
in dem man sie findet und eines, wo man
mit ihnen reden kann, ohne, dass sie sich
unter Druck fühlen. Dieses Umfeld haben
wir sogar in den wenigen Ansätzen, die es
früher gegeben hat, mit der Verdrängungspolitik zerstört.
Damit bin ich bei dem Punkt, auf den ich
eigentlich hinweisen möchte. Die mobile
Überwachungsgruppe (MÜG) wurde mit
zwölf Personen aufgestockt. Ich kann mich
nicht erinnern, wann es je in einem
einzelnen kleinen Bereich in der Stadt
Innsbruck eine solche Personalaufstockung gegeben hat; und das in einer
klassischen Bundesaufgabe.
Sozialarbeit "Streetwork" in Innsbruck.
Hiefür gibt es eine Stelle - ich glaube es ist
eine Teilzeitstelle - beim Land Tirol, zwei
Teilzeitstellen beim Verein für Obdachlose, zwei Stellen als Streetworker für alle.
Es gibt beim Z6 vier Teilzeitstellen für
Streetworker für Jugendliche. Sonst gibt
es nichts! Das Z6 bräuchte dringend eine
weitere StreetworkerIn. Diese müssen in
Zweierteams arbeiten, da es sonst
unprofessionell ist. Das heißt, jedes Mal
wenn eine Person erkrankt oder auf
Urlaub geht, fällt ein ganzes Team aus.
Diese Stelle war bisher unmöglich zu
bekommen, obwohl es nur um eine
Teilzeitstelle geht.
Bei der mobilen Überwachungsgruppe
(MÜG) wurden zwölf Stellen zusätzlich
geschaffen. Hier ist es schon nachvollziehbar, auch wenn man das vielleicht
vom grundsätzlichen Ansatz her etwas
anders sieht. Ich denke mir, es müsste
schon nachvollziehbar sein, dass das
Gleichgewicht nicht mehr vorhanden ist.
Es wurde gesagt, dass diese Leute in
unsere Institutionen kommen. Jugendliche, die auf der Straße stehen kommen in
unsere Institutionen, nämlich genau ins
Chill Out. Die Städtische Herberge ist für
sie nicht geeignet und deshalb kommen
sie in das Chill Out. Wissen die Mitglieder
des Gemeinderates, wie lange die
Wartezeit für das Chill Out ist?
Mich hat neulich ein Jugendlicher zufällig
auf der Straße angesprochen und gefragt,
ob ich weiß, wo er hingehen könne, da er
zu Hause hinausgeworfen wurde. Er ist
auf der Straße gestanden und es hat
geschneit. Ich habe ihm gesagt, dass es
im Prinzip das Chill Out gibt, aber bevor
ich ausgeredet habe, hat er mir geantwortet, dass er für eine Aufnahme im Chill Out
drei Monate warten muss. Das stimmt, es
gibt für Jugendliche, die auf der Straße
stehen und im Chill Out unterkommen
wollen, drei Monate Wartezeit.
(GRin Dr.in Waibel: Weil wir die ganzen
stationären Einrichtungen aus ideologischen Gründen aufgegeben haben.)
Das ist hervorragend!
(Bgm.in Zach: Das stimmt nicht, was Sie
sagen.)
Frau Bürgermeisterin klären Sie mich auf,
wo der Jugendliche hingehen und die
Nacht verbringen hätte können.
(Bgm. Zach: Am 24.12. gehe ich selbst
überall herum, das was Sie sagen stimmt
nicht.)
In die Städtische Herberge hätte er nicht
gehen können.
(Bgm.in Zach: Sie wissen gar nichts.)
Wir investieren massiv in diesen klassischen engen Begriff an Sicherheit, letztlich
in die mobile Überwachungsgruppe
(MÜG), in Form der polizeilichen Sicherheit und Überwachung. Wir tun wenig bzw.
eigentlich gar nichts in dem Bereich, wo
wir eigentlich unsere Hausaufgaben
erledigen müssten. Das ist ein schweres
Ungleichgewicht.
GR-(Budget-)Sitzung 11.12.2009 (Fortsetzung der am 10.12.2009 vertagten Sitzung)