Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2012
/ Ausgabe: 2012_13-Dezember.pdf
- S.13
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GR Mag. Dr. Überbacher: Ich musste vorher etwas schmunzeln. Ich möchte eine
kleine Anmerkung dazu machen. Ich gehöre
zu den sechs Prozent! Ich habe zwei Hochschulabschlüsse und meine Eltern besitzen
nur einen Pflichtschulabschluss. Ich glaube
nicht, dass immer argumentiert werden
kann, dass Kinder aus Arbeiterfamilien nicht
auf Universitäten gehen. Wer auf die Universität gehen will, der geht auch dorthin
und hat dazu die Möglichkeiten. Jedoch gibt
es oft andere gesellschaftliche Strukturen.
Nicht jeder Mensch muss studieren. Jede/jeder HandwerkerIn ist genauso viel
wert, wie jede/jeder AbsolventIn einer Universität.
Wir von der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) sagen ebenfalls, dass es die
Ganztagsschulen braucht, aber nicht nur
diese. Die Wahlfreiheit muss erhalten bleiben. Was ist denn heutzutage die Realität?
Die Realität ist, dass oft schon Ganztagsschulen existieren. Ganztagsschulen, nicht
Gesamtschulen.
Ich habe vor zwei Wochen mit SchülerInnen
des Zweiges Politische Bildung des Bischöflichen Gymnasiums Paulinum Schwaz Gespräche geführt. Sie haben mir ihren Schulalltag erklärt. Diese SchülerInnen sind in der
Woche drei Tage von 8.00 Uhr in der Früh
bis 17.00 Uhr am Abend in der Schule. Sie
haben ein weitläufiges Angebot. Die Stundenpläne sind so überfrachtet, dass die
SchülerInnen schon heute sehr viele Stunden pro Woche, von Früh bis Abends, in der
Schule verbringen müssen. Das ist die Realität.
Ein weiterer Punkt, warum wir von der Freiheitlichen Partei Österreich (FPÖ) sagen,
dass die Wahlfreiheit erhalten bleiben muss,
ist der, dass es heute gerade im ländlichen
Raum oft noch so ist, dass in bäuerlichen
Kulturen beziehungsweise bäuerlich strukturierten Gemeinden, die Eltern beziehungsweise die Mütter am Nachmittag zuhause
sind. Es ist nicht immer der Fall, dass beide
Elternteile erwerbstätig sind! Deshalb wird
keine Zwangsgesamtschule benötigt, sondern die Wahlfreiheit. Das ist unser Ansatz.
Die Schulen und das Bildungssystem müssen gesellschaftlich durchlässig sein. Das
ist auch unser Anspruch. Es darf keine Aussortierung geben. Nicht mit sechs und nicht
mit fünfzehn Jahren. Wir haben heute in ÖsGR-Sitzung 13.12.2012
terreich ein sehr differenziertes Schulsystem, angefangen bei den Hauptschulen,
über die Neuen Mittelschulen (NMS), Allgemeinbildende höhere Schulen (AHS),
Bundesoberstufenrealgymnasien (BORG)
und Berufsbildende höhere Schulen (BHS).
Ein großer Wert beziehungsweise eine große Chance ist, dass wir ein so gut strukturiertes Bildungssystem mit einer großen
Auswahlmöglichkeit haben. Das muss man
sagen.
Man kann alles schlecht reden, aber so
schlecht stehen wir nicht da. Wer gerade
die jüngsten Studien, beziehungsweise das
Ergebnis des Mathematiktest in Tirol gelesen hat, wird gemerkt haben, dass die TirolerInnen nicht so dumm sind. Wobei die
Programme for International Student Assessment (PISA)-Tests mit Vorsicht zu genießen sind.
Die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ)
spricht sich daher dafür aus, dass Gesamtschulen angeboten werden, aber nicht verpflichtend sind. Das ist unsere Botschaft.
Wir wollen nicht, dass die Familienbande
durch das Schulsystem aufgelöst werden.
Es wurde vorher gesagt, dass Berufstätige
keine Arbeit mit nach Hause nehmen müssen. Ich weiß nicht, welchen Beruf man da
ausübt, wenn man nach Arbeitsschluss keine Arbeit mit nach Hause nehmen muss.
GR Mag. Abwerzger und ich nehmen auch
am Wochenende sehr viel Arbeit mit nach
Hause. Abschalten geht nicht. Ich glaube,
dass man die Realitäten erkennen muss.
Heute ist etwas sehr wesentlich und wir von
der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ)
haben uns immer dafür ausgesprochen: Die
Lehrpläne müssen entrümpelt werden. Dazu braucht es neue Ansätze, denn es ist
nicht mehr alles notwendig, was heute in
den Lehrplänen enthalten ist. Sie sind oft
ein Konstrukt, das vor 20 oder 25 Jahren
entstanden ist und da müssen jetzt neue
Ansätze zugrunde gelegt werden. Man
muss im Unterricht Querschnittsmaterien,
wie tendenzielle Verantwortung, Umweltschutz und weitere wichtige Anliegen fächerübergreifend den nachkommenden Generationen weitergeben.
GRin Dengg: Was mich etwas verwundert
ist, dass bei uns in der Volksschule (VS) Innere Stadt bereits ein jahrgangsübergreifendes Schulsystem eingeführt wurde. Frau