Gemeinderatsprotokolle seit 2002
Jahr: 2012
/ Ausgabe: 2012_13-Dezember.pdf
- S.15
Suchen und Blättern in über 500 PDFs und 44.000 Seiten.
Gesamter Text dieser Seite:
- 765 -
Schule, wenn es die deutsche Sprache
noch nicht beherrscht. Wir haben auch in
der Stadt Innsbruck Fälle, bei denen 50 %
bis 60 % der Kinder, die in die Schule eintreten, nicht gut Deutsch können.
Dort gehört vom Bund schon lange angesetzt. Staatssekretär Kurz von der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) - meiner Meinung nach ein guter Mann - versucht immer
wieder, einen entsprechenden Unterricht
einzuführen. Ein Jahr lang sollen Kinder
vormittags endlich einmal die deutsche
Sprache erlernen.
In Skandinavien müssen die Kinder alle
Englisch lernen, damit sie sich in der Schule
dementsprechend verständigen können. Die
Gesamtschule ist europaweit schon in den
1960er beziehungsweise 1970er Jahren
eingeführt worden. Im Endeffekt findet diese
Differenzierung nur noch in Österreich,
Deutschland und der Schweiz statt.
Es ist mit Sicherheit zu überdenken, ob bereits im Alter von neun bis zehn Jahren die
Entscheidung getroffen werden muss, welche weitere Schule besucht wird. Mein Ansatz dazu ist, dass das Hauptübel darin
liegt, dass Kinder in der Volksschule die
deutsche Sprache nicht beherrschen. Solange sie dies nicht tun, werden sie auch
weniger Möglichkeiten haben.
Dieses Thema muss angegangen werden
und ich glaube, dass das der wichtigste
Punkt an der gesamten Diskussion ist. Es
ist eine, die wir auch in der Stadt Innsbruck
führen können. Die Möglichkeiten, die wir
als Gemeinde haben, sollten wir nutzen und
versuchen, den Kindern die deutsche Sprache beizubringen. Damit haben sie auch die
Chance, einen gewissen sozialen Aufstieg
in ihrem Leben zu erreichen. Denn ohne die
deutsche Sprache und ohne Integration in
der Schule, werden sie diese nicht haben.
GR Grünbacher: Wer wirklich glaubt, in der
Schule, bei den Ganztagsschulen sparen zu
können, verlagert den Unterricht in die
"Schattenschule". Das manifestiert sich darin, dass Vorteile im materiellen Bereich
weitergelagert werden. Das heißt, nur wenn
man konsequent abschöpft und die Chancengleichheit aller Kinder gegeben ist, erst
dann werden wir ein gerechtes Bildungssystem erreichen. Alles andere wäre ein
Wahnsinn.
GR-Sitzung 13.12.2012
GRin Mag.a Yildirim: Genau das Thema mit
den Kindern, deren Muttersprache nicht
Deutsch ist, ist diese unrühmliche Geschichte in der österreichischen Bildungspolitik. Nämlich dass Kinder, mit nicht deutscher Muttersprache, in ihrem Sozial- und
Bildungsaufstieg gehindert werden. Dies
geschieht durch das System der Sonderschulen. Der Anteil der Kinder mit nicht
deutscher Muttersprache, die die Sonderschulen besuchen, liegt bei 21%. Deshalb
brauchen wir die Gesamtschule.
Es wird eine Schulform benötigt, die allen
Menschen die gleichen Chancen ermöglicht. Das derzeitige Bildungssystem verhindert dies jedoch. Deshalb müssen wir in Zukunft die Krisenpunkte erkennen…
(Bgm.in Mag.a Oppitz-Plörer: Die Zeit ist
vorbei.)
GR Kritzinger: Das Schulproblem wird uns
noch jahrelang begleiten. Wir haben es
selbst erlebt und ich kann mich sehr gut daran erinnern, dass seit Jahrzehnten Schulversuche durchgeführt werden. Es gibt gewisse Seilschaften, die schon darin Routine
haben, das nötige Geld aufzubringen und
auch zu erhalten. Dann werden Schulversuche gemacht.
Ich erinnere mich an die antiautoritäre Erziehung, die auch dazu beiträgt, dass eine
Lehrerin beziehungsweise ein Lehrer ein
Kind, das sich ungebührlich verhält, nicht
mehr tadeln oder strafen kann. Dann gibt es
noch die Mengenlehre, meine Damen und
Herrn. Die Mengenlehre war der größte
Stumpfsinn, der einem in der Schule beigebracht wurde.
Damit hat man schon eine sehr scharfe
Grenze zwischen Eltern und SchülerInnen
gezogen. Denn keiner der Elternteile konnte
seinem Kind mehr behilflich sein, wenn es
unsicher war und dazu eine Frage stellte.
Da gab es schon eine große Grenze.
Ich glaube, dass das heutige Schulsystem
einen Vorteil hat und das gilt auch für die
Vorschläge, die die Sozialdemokratische
Partei Österreichs (SPÖ) macht. Das
Schulsystem ist doch durchlässig. Wenn
heute SchülerInnen nach der Volksschule
an ein Gymnasium oder einen anderen
Schultyp wechselt, wird ihnen niemand ein
Hindernis in den Weg legen, schon gar nicht
die Schule selbst.